Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
dauern.«
»Okay.« Die große Metalltür klickte und schwang auf. Patty hatte sie von oben betätigt.
Chuck nahm den Aufzug. Die Tür ihrer Wohnung stand offen, und er ging hinein. Patty empfing ihn mit kalter Interesselosigkeit im Wohnzimmer. Sie stand mit verschränkten Armen am Fenster und blickte starr auf das abendliche Los Angeles. »Hier sind keine Seiten von deinem gottverdammten Manuskript«, informierte sie ihn. »Ich weiß nicht, was…«
»Der Anruf von Bunny«, sagte Chuck. »Von wo aus hat er angerufen?«
Sie musterte ihn mit hochgezogenen Brauen. »Ich weiß nicht mehr.«
»Hast du die heutigen Abendzeitungen schon gesehen?«
Nach einer langen Pause zuckte sie die Achseln. »Kann schon sein.«
»Bunny hat dich angerufen, nachdem der CIA versucht hat, ihn festzunehmen. Du weißt es, und ich weiß es auch.«
»So?« Sie sah ihn nicht einmal an. Chuck war in seinem ganzen Leben noch nicht so frostig ignoriert worden. Aber dennoch schien ihm, daß sie unter ihrer vorgetäuschten Härte Angst hatte. Immerhin war sie noch sehr jung, kaum zwanzig. Er beschloß, ihr auf den Zahn zu fühlen.
»Miss Weaver, ich bin CIA-Agent.« Er hatte seinen Ausweis immer noch. Er griff in den Mantel, holte ihn heraus und hielt ihn unter ihre Nase. »Sie sind verhaftet.«
Patty riß weit die Augen auf. Sie war wirklich überrascht. Dann wirbelte sie herum und äußerte einen Laut des Abscheus. Chuck konnte spüren, wie radikal sich ihre Atmung veränderte; Pattys dicker, roter Pullover hob und senkte sich rapide. »Bist du wirklich ein CIA-Mann?« fragte sie mit einem würgenden Flüstern. »Ich dachte, du wärst Fernsehautor. Das hat Bunny jedenfalls gesagt.«
»Wir haben seine Organisation unterwandert. Ich habe mich nur als Fernsehautor ausgegeben. Also los.« Er packte Patricia Weavers Arm.
»Wohin gehen wir?« Sie wich entsetzt zurück.
»Ins L. A.-Büro. Um dich auseinanderzunehmen.«
»Aber warum denn?«
»Weil du weißt, wo Bunny Hentman ist«, sagte er.
Stille.
»Ich weiß gar nichts«, sagte sie und ließ die Schultern sinken. »Ich weiß es wirklich nicht. Als er anrief, wußte ich noch nicht, daß man versucht hatte, ihn zu verhaften. Er hat nichts davon erwähnt. Erst als ich zum Essen ausging – als du gegangen warst –, habe ich es aus den Schlagzeilen erfahren.« Sie bewegte sich mürrisch auf das Bad zu. »Ich hole nur meinen Mantel und meine Handtasche. Und ich möchte ein wenig Lippenstift auflegen. Aber ich sage die Wahrheit. Ehrlich.«
Chuck folgte ihr. Im Schlafzimmer nahm sie ihren Mantel von einem Kleiderbügel im Wandschrank und öffnete eine Schublade, um ihre Handtasche an sich zu nehmen.
»Wie lange, glaubst du, wird man mich festhalten?« fragte sie, als sie die Handtasche durchwühlte.
»Ach«, sagte Chuck, »nicht länger als…« Er brach ab. Weil Patty nun eine Laserpistole in der Hand hielt, die sie auf ihn richtete. Sie hatte sie in der Handtasche gefunden.
»Ich glaube nicht, daß du CIA-Agent bist«, sagte sie.
»Bin ich aber«, sagte Chuck.
»Verschwinde aus meiner Wohnung. Ich habe zwar keine Ahnung, was du willst, aber Bunny hat mir das hier gegeben und gesagt, ich solle es einsetzen, wenn ich’s müßte.« Ihre Hand zitterte zwar, doch die Laserpistole deutete weiterhin auf ihn. »Geh bitte weiter«, sagte sie. »Verschwinde aus meiner Wohnung. Wenn du nicht gehst, werde ich dich töten. Ehrlich… Ich meine es ernst.« Sie sah entsetzlich verängstigt aus.
Chuck drehte sich um, verließ die Wohnung und ging durch den Korridor zum Aufzug. Er war noch da, und er trat in die Kabine.
Kurz darauf war er wieder unten und trat auf den Bürgersteig. Nun ja, das war’s denn wohl gewesen. Es hatte nicht so ge klappt, wie er es sich vorgestellt hatte. Aber andererseits, dachte er gleichmütig, habe ich auch nichts verloren… wenn man von meiner Würde absieht. Aber die würde sich irgendwann schon wieder einstellen.
Im Moment konnte er nur nach Nordkalifornien zurückkehren. Fünfzehn Minuten später befand er sich wieder in der Luft, auf dem Weg zu seinem trostlosen Silo in Marin County. Insgesamt gesehen waren seine Erfahrungen in L. A. nicht gerade erfolgversprechend gewesen.
Als er ankam, waren in seiner Wohnung die Lampen und die Heizung an. Joan Trieste saß in einem Sessel und lauschte einer frühen Symphonie von Haydn im Radio. Sobald sie ihn sah, sprang sie auf. »Gott sei dank«, sagte sie, »ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht.« Sie bückte sich
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