Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
eine Bluse, hob ihre Unterwäsche auf und ging hinaus. Sie hatte offenbar vor, sich anderswo anzuziehen.
    »Warum ist die Sache abgeblasen?« Chuck hüpfte aus dem Bett und zog sich mit fliegenden Fingern an. Patty war verschwunden; irgendwo wurde eine Tür geschlossen. Sie antwortete nicht. Vielleicht hatte sie ihn nicht gehört.
    Als er angezogen auf dem Bett saß und seine Schuhbänder verknotete, tauchte Patty wieder auf. Sie war komplett angezogen, stand da und bürstete ihr Haar. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Sie schaute zu, wie er an seinen Schuhbändern herumfummelte, doch sie gab keinen Kommentar ab. Es kam Chuck vor, als sei sie Lichtjahre von ihm entfernt. Das Schlafzimmer war von ihrer neutralen Gelassenheit durchdrungen.
    »Erzähl mir«, wiederholte er, »wieso die Sache abgeblasen worden ist. Sag mir genau, was Bunny Hentman gesagt hat.«
    »Ach, er hat gesagt, er würde dein Skript nicht verwenden, und falls ich dich anrufen sollte, oder du mich…« Zum ersten Mal seit dem Anruf fiel ihr Blick auf ihn; sie wirkte so, als sähe sie ihn erst jetzt. »Ich habe nicht gesagt, daß du hier bist. Aber er sagte, wenn ich mit dir rede, soll ich dir sagen, daß er noch mal über deine Idee nachgedacht hat und daß er sie doch nicht für gut hält.«
    » Meine Idee?«
    »Das ganze Drehbuch. Er hat die Seiten bekommen, die du für ihn geschrieben hast, und er meint, sie wären schrecklich.«
    Chuck spürte, wie seine Ohren heiß wurden. Er erstarrte auf der Stelle. Der Schmerz breitete sich wie Frost über sein Gesicht aus, er lähmte seine Lippen und seine Nase.
    »Er läßt Dark und Jones, seine regulären Autoren, etwas ganz Neues auf die Beine stellen«, sagte Patty.
    Nach langer Zeit sagte Chuck mit belegter Stimme: »Wartet er darauf, daß ich mich bei ihm melde?«
    »Davon hat er nichts gesagt.« Sie hörte mit dem Bürsten ihres Haars auf, verließ das Schlafzimmer und verschwand erneut. Chuck stand auf und folgte ihr. Er fand sie im Wohnzimmer, wo sie gerade am Bildfon stand und wählte.
    »Wen rufst du an?« fragte er.
    »Einen Bekannten«, sagte Patty geistesabwesend, »der mich zum Abendessen eingeladen hat.«
    Mit einer Stimme, die vor Verdruß knackte, sagte Chuck: »Geh doch mit mir zum Essen aus. Ich würde mich freuen.«
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihm zu antworten, sondern wählte einfach weiter.
    Chuck ging zu der präkolumbianischen Bank hinüber, sammelte die Seiten seines Manuskripts ein und steckte sie in den Umschlag zurück. Patty hatte inzwischen ihre Verbindung bekommen. Im Hintergrund hörte er ihre leise Stimme.
    »Bis dann mal«, sagte Chuck. Er zog seinen Mantel an und ging zur Wohnungstür.
    Sie schaute nicht mal vom Bildschirm auf; sie war anderweitig beschäftigt.
    Wütend und aufgebracht knallte Chuck die Tür hinter sich zu und eilte durch den holzgetäfelten Korridor zum Aufzug. Er stolperte zweimal und dachte: Gott, der Drink wirkt immer noch. Vielleicht ist die ganze Sache nur eine Halluzination, die durch das Vermischen des GB-40 mit dem anderen Zeug – Wie hat sie es noch genannt? – zustande gekommen ist. Ganymedischer Wuzzpelz oder so. Sein Gehirn fühlte sich wie tot an; es war kalt und unbeweglich. Sein Geist war völlig eingefroren; er konnte nur noch daran denken, das Gebäude in Santa Monica zu verlassen und wieder nach Nordkalifornien in sein eigenes Silo zurückzukehren.
    Hatte London recht gehabt? Er konnte es nicht sagen. Vielleicht traf auch das zu, was das Mädchen gesagt hatte: Wahrscheinlich war das Manuskript, das er Bunny geschickt hatte, wirklich mies, und das war der einzige Grund. Doch andererseits…
    Ich muß mich mit Bunny in Verbindung setzen, machte er sich klar. Und zwar sofort. Ich hätte ihn schon von Pattys Wohnung aus anrufen sollen.
    Im Parterre des Silos fand er ein Münz-Bildfon, wählte die Nummer der Hentman-Organisation und legte den Hörer urplötzlich wieder auf die Gabel . Will ich es überhaupt wissen? fragte er sich. Kann ich es überhaupt ertragen?
    Er verließ die Bildfonzelle, blieb einen Augenblick stehen und ging dann durch den Hauptausgang des Gebäudes auf die im frühen Abendlicht liegende Straße hinaus. Ich warte lieber, bis ich wieder einen klaren Kopf habe, dachte er. Bis die Wirkung des Drinks nachgelassen hat – die Wirkung des Nicht-T-Giftes, das sie mir gegeben hat.
    Er schob die Hände in die Taschen und wanderte ziellos umher, doch mit jeder weiteren Minute fühlte er sich noch verängstigter und

Weitere Kostenlose Bücher