Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
verzweifelter. Um ihn herum fiel alles in sich zusammen. Und es sah so aus, als sei er nicht fähig, den Zusammenbruch aufzuhalten. Er konnte ihm nur zusehen. Er war völlig unfähig. Vorgänge, die viel zu kompliziert waren, als daß er sie hätte verstehen können, hatten ihn voll im Griff.
In Chucks Ohr sagte fortwährend eine weibliche Tonbandstimme: »Das macht einen Viertellappen, Sir. Bitte, werfen Sie Münzen ein, keinen Schein.«
Chuck sah sich blinzelnd um und entdeckte, daß er schon wieder in einer Bildfonzelle stand. Aber wen rief er an? Bunny Hentman? Er durchwühlte seine Taschen, fand einen Viertellappen und schob ihn in den Schlitz des Münzfons. Sofort hellte sich das Bild auf.
Es war nicht Bunny Hentman, den er anrief. Auf dem Bildschirm zeigte sich das Miniaturbild Joan Triestes.
»Was ist denn los?« fragte Joan scharfsichtig. »Sie sehen ja schrecklich aus, Chuck. Sind Sie krank? Von wo rufen Sie an?«
»Ich bin in Santa Monica«, sagte Chuck. Zumindest nahm er an, daß er dort war; er konnte sich nicht daran erinnern, in die Bay Area zurückgeflogen zu sein. Es schien auch nicht viel später geworden zu sein… Oder doch? Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zwei Stunden waren vergangen; es war jetzt nach zwanzig Uhr. »Ich kann’s zwar immer noch nicht glauben«, sagte er, »aber heute morgen hat mich der CIA beurlaubt, weil ich ein Sicherheitsrisiko sein soll. Und jetzt…«
»Gütiger Himmel«, sagte Joan, die ihm gespannt zuhörte.
Chuck rasselte: »Offenbar hat mich jetzt auch Bunny Hentman gefeuert, auch wenn ich’s noch nicht genau weiß. Ich weiß es, offen gesagt, deswegen nicht, weil ich mich nicht traue, ihn anzurufen.«
Stille. Dann sagte Joan gelassen: »Sie müssen ihn anrufen, Chuck.
Oder ich könnte es für Sie tun. Ich werde ihm erzählen, ich sei Ihre Sekretärin oder so was… Ich werde damit schon fertig, keine Angst. Geben Sie mir die Nummer der Zelle, in der Sie gerade sind. Und lassen Sie sich bloß nicht unterkriegen. Ich kenne Sie inzwischen gut genug, um zu wissen, daß Sie wieder an Selbstmord denken. Aber wenn Sie’s in Santa Monica versuchen, kann ich Ihnen nicht beistehen. Ich kann Sie nicht schnell genug erreichen.«
»Danke«, sagte er. »Es ist schön, wenn man weiß, daß jemand sich Sorgen um einen macht.«
»Ihr Leben hat in letzter Zeit ein bißchen viel Zerrüttung gehabt«, sagte Joan auf ihre intelligente, vernünftige Art. »Das Mißlingen Ihrer Ehe…«
»Rufen Sie ihn an«, sagte Chuck. »Hier ist seine Nummer.« Er hielt ein Stück Papier vor den Bildschirm, und Joan schrieb die Nummer ab.
Nachdem er eingehängt hatte, blieb er nachdenklich rauchend in der Bildfonzelle stehen. Sein Geist klärte sich allmählich wieder, und er fragte sich, was er in den Stunden zwischen achtzehn und zwanzig Uhr getan hatte. Seine Beine fühlten sich steif an und schmerzten vor Müdigkeit. Sehr wahrscheinlich war er völlig plan- und ziellos durch die Straßen Santa Monicas gelaufen.
Chuck griff in die Tasche und entnahm ihr den Behälter mit den GB-40-Kapseln, die er mitgenommen hatte. Er brachte es fertig, ohne Wasser eine davon zu schlucken. Dies, nahm er an, würde den Ermüdungseffekt neutralisieren. Aber um die katastrophale Situation zu vergessen, in der er sich befand, war bestimmt eine Gehirnamputation nötig.
Der Schimmelschleim, dachte er. Vielleicht kann er mir helfen.
Er ließ sich von der Auskunft in Marin County Lord Flieh-denGeizens Nummer geben. Dann rief er ihn an, schob die Münzen in den Schlitz und wartete, bis es bei ihm klingelte. Der Bildschirm blieb leer.
»Hallo.« Unhörbare, doch lesbare Worte begrüßten ihn. Sie bildeten sich auf dem Schirm. Der Schimmelschleim, der nicht sprechen konnte, konnte sich nur auf diese Weise äußern.
»Hier ist Chuck Rittersdorf«, sagte er.
Weitere Worte. »Sie sind in Schwierigkeiten. Ich kann Ihre Gedanken zwar nicht über eine solche Entfernung lesen, aber ich erkenne es an Ihrer veränderten Stimmlage.«
»Haben Sie irgendwelchen Einfluß auf Hentman?« fragte Chuck.
»Ich habe es Ihnen doch schon mitgeteilt.« Die Worte, ein schmaler Textstreifen, folgten einander auf dem Bildschirm. »Ich kenne den Mann doch nicht einmal.«
»Er hat mich offenbar rausgeworfen«, sagte Chuck. »Ich möchte, daß Sie ihn überreden, mich wieder einzustellen.« Gott, dachte er, irgendeinen Job muß ich doch haben. »Schließlich waren Sie es«, fuhr er fort, »der mich dazu gebracht hat, den
Weitere Kostenlose Bücher