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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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als unerklärliche Unvereinbarkeit, bedachte man den Anlaß dieser Konferenz, war sie in einem deutlich femininen Aufzug erschienen. Sie trug einen schwarzen Pullover und einen Rock, blitzende Schühchen mit nach oben gerichteten, elfenhaften Schnabelspitzen und hatte keine Strümpfe an. Der Pullover, fiel Baines auf, war ihr wohl eine Nummer zu klein. War Dr. Rittersdorf dies eigentlich bewußt? Er konnte es zwar nicht erklären, doch jedenfalls ihm fiel auf, daß ihr Aufzug seine Aufmerksamkeit von dem ablenkte, was sie sagte, und sich statt dessen auf ihre wohlge formten Brüste richtete. Zugegeben, sie waren klein, aber ihre Form war nicht übel. Sie gefielen ihm.
    Ich frage mich, dachte er, ob diese Frau – sie war wahrscheinlich Anfang dreißig und damit körperlich gewiß in der Blüte ihrer Jahre – noch etwas anderes hier sucht als nur beruflichen Erfolg. Er verspürte das starke Gefühl, daß Dr. Rittersdorf ebenso von persönlichen wie zielorientierten Motiven angetrieben wurde; aber womöglich war ihr auch dies nicht bewußt. Der Körper, dachte er, hat seine eigenen Methoden, und manchmal widersprechen sie denen des Geistes. Dr. Rittersdorf hatte an diesem Morgen beim Aufstehen wahrscheinlich nur gedacht, es würde ihr gefallen, den schwarzen Pullover anzuziehen. Sie hatte sich nicht mehr dabei gedacht, doch der Körper, das wohlgeformte gynäkologische Instrument, das in ihren Kleidern steckte, wußte es besser.
    Und darauf reagierte ein entsprechender Teil seines Ichs. In seinem Fall war es jedoch eine bewußte Reaktion. Und, dachte er, vielleicht kann sie sich in einen Vorteil für unsere Gruppe ummünzen lassen. Diese Dimension des Einbezogenseins hat für uns vielleicht nicht die Verbindlichkeit wie für unsere Gegenspieler. Als ihm dieser Gedanke kam, spürte er, wie er in eine Position der ränkeschmiedenden Verteidigung hineinglitt. Ihm fielen automatisch zahlreiche Intrigen ein, mit denen er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Kollegen schützen konnte.
    »Dr. Rittersdorf«, sagte er gleichmütig, »bevor wir Ihnen die Erlaubnis geben könnten, die restlichen Siedlungen aufzusuchen, müßte eine Abordnung unserer Clans Ihr Schiff inspizieren, um nachzusehen, ob Sie Waffen mitgebracht haben – und wenn ja, welche. Alles andere wäre nicht einmal einer oberflächlichen Erwägung wert.«
    »Wir sind unbewaffnet«, sagte Dr. Rittersdorf.
    »Trotzdem«, sagte Baines, »schlage ich vor, daß Sie mir und vielleicht einem weiteren der momentan Anwesenden die Erlaubnis erteilen, Sie zu Ihrer Basis zu begleiten. Ich habe hier eine Proklamation…« Er raschelte mit dem Manifest. »… die anordnet, daß Sie Gandhitown innerhalb von achtundvierzig terranischen Stunden verlassen. Falls Sie sich nicht daran halten…« Er warf Straw einen Blick zu. Straw nickte. »… werden wir eine militärische Aktion gegen Sie in die Wege lei ten, weil wir Sie dann als feindliche, nicht eingeladene Invasoren einstufen werden.«
    Dr. Rittersdorf sagte mit leiser, modulierter Stimme: »Ich verstehe Ihre Auffassung. Sie haben seit langer Zeit in ziemlicher Isolation gelebt. Aber…« Sie sprach Baines jetzt direkt an; ihr feiner, intelligenter Blick nahm ihn bewußt aufs Korn. »… ich fürchte, ich muß Ihre Aufmerksamkeit auf eine Tatsache richten, die Sie möglicherweise ausnahmslos für geschmacklos halten. Sie sind – als Einzelpersonen und als Gesamtheit – geis teskrank.«
    Daraufhin folgte eine lange, angespannte Stille.
    »Zum Teufel«, sagte Straw vor sich hin, »wir haben dieses Ding – dieses sogenannte Hospital – vor Jahren in die Luft gejagt. Es war nichts anderes als ein Konzentrationslager.« Sein Mund verzog sich. »Wir mußten dort Sklavenarbeit leisten.«
    »Es tut mir leid, es sagen zu müssen«, sagte Dr. Rittersdorf, »aber Sie irren sich. Das Hospital war eine gesetzlich anerkannte Fachklinik, und das sollten Sie ebenso wie uns als Faktor in Ihre Kalkulationen mit einbeziehen. Ich lüge Sie nicht an; ich sage die reine, simple Wahrheit.«
    »Quid est veritas?« murmelte Baines.
    »Wie bitte?« fragte Dr. Rittersdorf.
    »Was ist Wahrheit?« sagte Baines. »Haben Sie eigentlich noch nie daran gedacht, Frau Doktor, daß wir vielleicht im letzten Jahrzehnt über unsere anfänglichen Gruppenanpassungsprobleme hinausgewachsen sind und…« Er machte eine Geste. »… uns angepaßt haben? Auch wenn Sie möglicherweise einen anderen Begriff vorziehen? Jedenfalls sind wir zu adäquaten

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