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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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darüber, daß sie archaische Codes benutzen mußte, um mein Shuttle den altertümlichen Landestrahl entlang zu führen. »Und wer mußte eine ganz neue Sprache lernen?« nörgelte ich, während weiße Flammen die Sichtluken umzüngelten und die schwere Atmosphäre meine Kapsel zu zerdrücken suchte wie eine Traube in der Kelter. »Angeblich ist es ein an das Florentinische angelehnter Dialekt, aber sie haben Dinge, die man bisher in keiner Sprache kennt – Feminin, Maskulin, Neutrum und Klonisch… mit Überflußfällen, Deklinationen und Gedankenstop-Partikeln…«
    Ich quasselte vor mich hin, um die nackte Angst im Zaum zu halten. Doch selbst diese Ablenkung wurde mir genommen, denn Cy flehte mich an, den Mund zu halten, damit sie sich darauf konzentrieren konnte, mich wohlbehalten nach unten zu befördern. Also blieb mir nichts übrig als zuzuhören, wie der brüllend heiße Wind um die Schutzplatten pfiff, nur ein paar Zentimeter von meinem Ohr entfernt. Eine Landung ist schon unter normalen Umständen kein Honiglecken. Aber solche Geräusche hatte ich noch nie gehört. Die Stratoiner atmen eine Luft, in der man schwimmen könnte.
    Da es Sommer war, als der Rat mir endlich die Landeerlaubnis erteilte, folgten mir mehrere Aurorae auf meinem Flug nach unten – Schwaden von Elektrizität, eingebunden in magnetische Spiralfelder, die von dem kleinen Gefährten der Sonne ausgehen. Ich steuerte auf niedere Breiten zu, und trotzdem knisterten die Funken der Ionenblitze um eine Wandstrebe in unmittelbarer Nähe meines Arms.
    Dann war die ballistische Krise vorüber. Bald quälte sich die Landekapsel durch die dicken Wasserdampfwolken und drehte sich dann beim Bremsen über einem Teppich aus grünen Wäldern und hellen Wiesen. Endlich sah ich ein Schimmern an einem Flußufer – unverkennbare Anzeichen menschlicher Behausungen und menschlicher Tätigkeit. Den größten Teil eines Erdenjahres hatte ich damit verbracht, aus dem Weltraum auf dieses Land herabzublicken, halbtot von der öden Warterei. Nun preßte ich die Nase gegen die Fensterscheibe und nahm die Schönheit von Stratos in mich auf… der dunkle Glanz einheimischer Vegetation, die helleren Grüntöne der von der Erde übernommenen Pflanzen, das Glitzern vielfarbiger Seen, die atmosphärische Brechung, die dem Horizont eine leichte konkave Biegung verleiht. Hügel erhoben sich rings um mich. Mit einem letzten Sinkflug, der mir fast den Magen umdrehte, ließ Cy mein Shuttle über zwanzig Hektar Landebahn ausrollen, die von grasbewachsenen Rissen durchzogen war. Als das Shuttle genügend abgekühlt war, um die schmale Rampe auszufahren, hatte sich bereits ein Begrüßungskomitee versammelt.
    Für ihre bestickten Gewänder hätte man auf Pleasence oder auch auf der Erde bestimmt horrende Summen bezahlt. Von den fünf Frauen mittleren Alters lächelte keine. Sie blieben auf Distanz, während ich ausstieg, und wir verneigten uns voreinander. Niemand schüttelte mir die Hand.
    Ich habe schon herzlichere Empfänge erlebt… aber auch wesentlich unangenehmere. Zwei der Frauen gaben sich als Mitglieder des Regierungsrates zu erkennen. Eine dritte trug kirchliche Gewänder; sie hob die Arme und sagte etwas, das sich wie ein zögernder Segensspruch anhörte. Die restlichen zwei Frauen waren die Universitätsdekane, mit denen ich bereits per Videx gesprochen hatte. Die Savante Iolanthe, die mich mit ihren scharfen grauen Augen kritisch musterte, machte einen bedächtigen, wachsamen Eindruck, und auch die Savante Melonni, die mir bei den langwierigen Verhandlungen immer sehr freundlich vorgekommen war, verhielt sich nun sehr zurückhaltend und taxierte mich wie das Exemplar einer seltenen und doch ziemlich zweifelhaften Spezies, vor der man sich lieber in acht nahm, weil sie angeblich bissig war.
    Im Lauf der Monate, die ich frustriert von der Umlaufbahn herabblickte, habe ich gesehen, daß die meisten Siedlungen für Transportzwecke auf Wind und Sonnenenergie sowie auf Tiere zurückgreifen – ganz in Einklang mit den mir bekannten Auszügen der Lysianisch-Herlandischen Ideologie. In Industrieregionen jedoch benutzt man auch Wagen mit Verbrennungsmotoren, und man hat mir sogar ein bequemes Auto mit einem Wasserstoff-Sauerstoff-Motor vorgeführt. Zu meiner Verblüffung stellte ich fest, daß fast das gesamte Fahrzeug, vom Chassis bis zur Innenausstattung, aus kunstvoll geschnitztem Holz gearbeitet war! Später wurde mir klar, daß es sich hierbei nicht um einen Beweis

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