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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gewesen waren. Die Arbeit war anstrengend, und Renna zog nach kurzem den Mantel aus. Maia spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging, und mußte an die Matrosen auf der Wotan denken, deren kräftige Oberkörper auch immer so verschwenderisch mit ihrer Energie umgingen und die Hälfte von dem, was sie aßen und tranken, in Schweiß und Wärme abgaben. Ihr selbst war entsetzlich kalt, vor allem in Fingern und Zehen, und Rennas Nähe war ihr durchaus willkommen. Beinahe fühlte sie sich versucht, näher an ihn heranzurücken, nur um seine Wärme auszunutzen. Nicht einmal der unvermeidliche männliche Geruch störte sie.
    Renna stand auf, einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er den Himmel, und eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen. Erst als Maia aufstand und sich neben ihn stellte, bemerkte auch sie das leise Geräusch, das von oben kam, wie das ferne Summen eines Bienenschwarms.
    »Da!« rief er und deutete nach Westen, direkt über den Rand der Schlucht.
    Maia spähte in die Richtung, die sein ausgestreckter Arm ihr wies. »Wo? Ich kann nicht… Oh!«
    Sie hatte selten eine Flugmaschine gesehen, nicht einmal bei Tag. Port Sangers kleiner Flughafen lag versteckt hinter den Hügeln, denn der Fluglärm sollte die Stadtbewohner möglichst wenig stören. Das wöchentliche Luftschiff der Post nicht mitgerechnet, bekam man kaum einmal ein Flugzeug zu Gesicht. Aber was sollten diese Lichter sonst sein? Maia zählte zwei… drei Paare blinkender Scheinwerfer, die über ihre Köpfe hinwegzogen, während das verzögerte Dröhnen anschwoll und dann dem Gefunkel nach Osten folgte.
    »Cy muß mich gehört haben!« rief Renna, als die fliegenden Sterne hinter der Canyonwand verschwunden waren. »Sie hat Groves erreicht. Sie sind gekommen, um uns zu holen!«
    Um dich zu holen, meinst du wohl? dachte Maia. Doch sie war froh, sehr froh. Daß Caria ein Flugzeug geschickt hatte, bestätigte, wie wichtig Renna war. Und man ließ sich nicht einmal abschrecken, in das Hoheitsgebiet von Long Valley vorzustoßen, obwohl man damit einen Kampf riskierte.
    Baltha, Thalia und Kiel weigerten sich, auch nur ans Umkehren zu denken.
    »Aber es ist ein Rettungstrupp! Sie sind bestimmt stark genug, um…«
    »Gut«, bestätigte Kiel. »Das wird die Weiber ablenken, sie von unserer Fährte abbringen. Vielleicht sind sie dann so mit Zanken und Streiten beschäftigt, daß wir ungestört die Küste erreichen.«
    Maia war klar, was los war. Kiel und ihre Freundinnen hatten eine Menge in Rennas Befreiung investiert und waren jetzt natürlich nicht bereit, ihn einer Einheit von Polizistinnen auszuliefern, die womöglich behaupten würden, sie hätten Renna sowieso in dieser Nacht befreit. Von Kiels Standpunkt aus war es viel besser, ihn persönlich einer Richterin in Grange Head zu überstellen, so daß niemand ihren Erfolg anzweifeln und die Belohnung in Frage stellen konnte.
    Maia sah, wie Renna nachdachte. Würden die Frauen ihn aufzuhalten versuchen, wenn er allein umkehrte? Die Kraft eines einzelnen Mannes konnte gegen Balthas bodenständige Wildheit sicher nicht viel ausrichten; sie sah aus wie eine geborene Kämpferin und hatte ihr Brecheisen immer greifbar. Und jetzt war auch noch Winter, was Rennas Aussichten weiter verminderte, da das männliche Temperament in dieser Zeit bekanntlich auf einen Tiefpunkt absank. Zwar hatte Renna Maia auf seiner Seite, aber sie war nicht sicher, ob sie es über sich bringen würde, gegen Thalia und Kiel zu kämpfen.
    Aber was würde geschehen, wenn er kehrtmachte? Tizbe hatte sicher nicht lang gewartet, um sich an die Fährte der Fliehenden zu heften. Selbst wenn die Gefängniszitadelle von den Verbänden aus Caria eingenommen wurde, würden Renna und Maia wahrscheinlich irgendwo auf der Prärie auf die Beller-Frau und ihre Wachen stoßen. Dann würde man sie einfach in ein anderes Versteck schleppen, das vermutlich noch schlimmer war als das, dem sie gerade entronnen waren.
    Wir haben eigentlich gar keine Wahl.
    Dennoch zeigte sich in diesem Moment, wo ihre Loyalitäten lagen. Sie stellte sich dicht neben Renna, bereit, ihn bei jedem Beschluß zu unterstützen. Alle schwiegen, während das Dröhnen der Maschinen allmählich zu einem Brummen abflaute und dann ganz aufhörte. Schließlich zuckte Renna die Achseln und sagte:
    »Na gut, reiten wir weiter.«

Logbuch des Wanderers:
    Mission Stratos
    Ankunft plus 40.157 Megasekunden
     
    Cy beklagte sich

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