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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Stück.
    Sind sämtliche Eisenbahnclans beteiligt? Sie sind keine Perkies, aber ich hätte gedacht, sie würden sich bestenfalls neutral verhalten. Es muß ziemlich ernst sein, wenn eine so nüchtern denkende Sippe wie die Musseli ihre Geschäftsbeziehungen aufs Spiel setzt, um für eine Sache zu kämpfen.
    Maia überlegte, ob sie den größeren Zusammenhang wieder einmal nicht ganz durchschaute. Ich dachte, es ginge um die Droge, von der die Männer im Winter Sommergefühle bekommen. Aber das ist nur ein Teil des Ganzen… und nicht so wichtig wie beispielsweise Renna.
    Könnte es sein, daß auch er nur ein Teil ist? Kein Bauer auf dem großen Schachbrett wie ich, aber auch nicht der König. Ich könnte jederzeit umgebracht werden, ohne daß jemand zu erklären braucht, wieso.
    Diese Erkenntnis war keine Überraschung. Ein Vorteil der lamaianischen Erziehung war, daß man Maia und ihrer Schwester nie beigebracht hatte, Gerechtigkeit von der Welt zu erwarten. »Gib nach!« hatte die Wissende Claire gerufen, während sie Maia immer wieder mit einem abgepolsterten Stock schlug – was für die Varlinge ›Kampftraining‹ sein sollte, aber eher eine Folter war, die sich endlos hinzog, bis Maia endlich lernte, sich in Schlagrichtung und nicht dagegen fallen zu lassen.
    Wie sehr ich dich noch immer hasse, Claire, dachte Maia. Aber ich beginne zu begreifen, in welchen Punkten du recht hattest.
     
    Die Flucht über die Steppe folgte einem unregelmäßigen Rhythmus – lange Strecken der Langeweile, durchbrochen von Minuten nervenaufreibender Anspannung, sobald sie durch eine Ansiedlung kamen. Doch bis kurz vor Mittag schien alles gutzugehen. Dann bot sich ihnen in einer Stadt namens Golden Cob ein höchst unangenehmer Anblick – eine geschlossene Zollschranke versperrte ihnen den Weg. Statt einer Musseli-Stationsvorsteherin wartete eine Truppe großer rothaariger Frauen in lederner Milizuniform auf dem Bahnsteig. Sie verglichen die Kennummer der Lok mit Zahlen auf einem Klemmbrett. Maia und die Vars duckten sich, doch trotz der Beschwerden der Lokführerin bestanden die Wachfrauen darauf, die Maschine zu inspizieren. Schon hatten sie den Leiterrahmen gepackt und begannen, von beiden Seiten hochzusteigen.
    Es folgte ein Moment, in dem die beiden Gruppen sich nervös und wortlos anstarrten. Dann entdeckte eine Wachfrau Renna und öffnete den Mund, um zu rufen…
    Ein schrilles Kreischen ertönte von oben. Die Anführerin der Rothaarigen blickte auf – zu spät, um dem stumpfen Ende von Balthas Brecheisen zu entgehen, das sie am Kinn erwischte. Die große Südländerin sprang von dem Metalldach, wo sie gelauert hatte, mitten in die dichte Milizgruppe hinunter.
    Sofort kam Leben in die enge Kabine. Frauen schrien auf und stürzten sich auf den Feind. Für komplizierte Aktionen mit Fanghellebarden gab es keinen Platz, deshalb beschränkten sich beide Seiten auf Faustschläge und behelfsmäßige Knüppel.
    Zuerst standen Maia und Renna wie erstarrt ganz hinten. Trotz aller bisherigen Abenteuer war der erste richtige Kampf für Maia ein Schock. Ihr Magen rebellierte, und ihr Herzklopfen schien den Lärm zu übertönen. Als sie aufblickte, sah sie, daß Rennas Augen sich geweitet hatten. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, die Venen traten hervor. Sie sah keine Angst, sondern etwas ganz anderes.
    Das Handgemenge bewegte sich auf sie zu. Eine der Rothaarigen schlug Thallas Freundin, die zierliche Kau, zu Boden. Als die Milizfrau den Fuß hob, um sich an ihr vorbeizudrängen, schrie Renna laut auf. »Nein!« Mit geballten Fäusten machte er einen Schritt nach vorn. Und jetzt kreischte Maia.
    »Zurück!« brüllte sie und warf sich zwischen Renna und die Wachfrau, wobei sie es tatsächlich schaffte, beide in entgegengesetzte Richtungen zu stoßen. Eine Faust landete hart auf ihrer rechten Schläfe, daß ihr die Ohren klangen. Ein Schlag traf sie zwischen die Rippen, sie wehrte sich, und ihr Ellbogen hieb auf etwas Weiches. Ohne auf den stechenden Schmerz zu achten, quetschte sich Maia durch das Gerangel, und schließlich gelang es ihr, die am Boden liegende Kau aus der Gefahrenzone zu ziehen.
    »Kümmere dich um sie!« rief sie Renna zu. »Und misch dich nicht ein! Männer sollen nicht kämpfen!«
    Während er diese Anweisung verdaute, wandte sich Maia bereits wieder ab und stürzte sich ins Getümmel. Es war ein heißer Kampf, ohne jegliches Ritual, ohne Rücksicht oder Form. Glücklicherweise waren selbst in der

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