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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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bedenken. »Wir haben schon zwei Reihen dafür ausgelegt.«
    »Hmm. Na gut, dann schieben wir den Wächter nach links.«
    Maia versuchte sich vorzustellen, wie das fertige Spielfeld aussähe. Schon jetzt konnte sie voraussehen, wie bestimmte Einheiten sich in den ersten zwei, drei, sogar fünf oder sechs Runden entwickeln würden. Dieser Bereich der Ladeluke würde von einem frisch gestarteten Mutterschiff überquert werden. Auf dem da drüben würden sich Schwarz und Weiß in einem endlosen Strudel abwechseln, wie ein Senfsamen, der sich drehte und drehte… eine hübsche, aber nur scheinbar wirkungsvolle Formation. Als sie den Weg der Geschosse von der anderen Seite folgte, kam sie zu einer entsetzlichen Erkenntnis – eine Gruppe von Gleitern würde am Spiegelrand abprallen und von dort schräg auf die Ecke zulaufen, die sie so sorgfältig beschützt hatten!
    Renna kratzte sich am Kopf, als sie ihn auf das drohende Desaster aufmerksam machte. »Sieht aus, als wären wir verloren«, meinte er mit einem Stirnrunzeln. Vor lauter Frustration kniff Maia ihn in den Arm, und er zuckte erschrocken zusammen.
    »Nein, sieh mal!« rief sie aufgeregt. »Wie wäre es, wenn wir uns auch eine Gleiterkanone bauen… da drüben! Wir könnten damit in unser eigenes Territorium zurückfeuern und ihnen den Weg abschneiden…«
    »Was?« unterbrach Renna, und Maia befürchtete schon, sie hätte ihre Grenzen überschritten, indem sie eigene Ideen einbrachte, obwohl im Grunde doch Renna die Strategie entworfen hatte. Aber er nickte, zunehmend gespannt. »Ja-a-a, ich glaube, das könnte… das könnte funktionieren.« Er drückte ihre Schulter, daß es kribbelte. »Das klappt, wenn wir den richtigen Zeitpunkt erwischen. Natürlich gibt es da noch das Problem mit den Scherben, wenn die Gleiter zusammenstoßen…«
    In den letzten beiden Reihen war nur wenig Platz, um die improvisierten Veränderungen auszulegen. Glücklicherweise schufen die Gegner keinen zweiten Zyklon an der Grenze. Maias neue Gleiterkanone lag direkt an der Trennlinie, jedes bißchen Platz wurde genutzt. Als der letzte Stein gesetzt war, fühlte sie sich richtig erschöpft. Und ich habe gedacht, das wäre ein Spiel für faule Männer. Vermutlich begreift man erst, wie anstrengend es ist, wenn man es selbst ausprobiert.
    Die Sonne war längst untergegangen. Laternen wurden angezündet. Thalia brachte ihnen ihre Mäntel. Als Maia ihn überzog, merkte sie, daß alle anderen sich bereits gegen die abendliche Kühle gerüstet hatten. Anscheinend war sie zu nervös gewesen, um zu frieren.
    Dann erschien Kapitän Poulandres in einem Kapuzengewand und mit einem gebogenen Stock, um seiner Rolle als Spielmeister und Schiedsrichter nachzukommen. Hinter ihm suchte sich die gesamte Mannschaft mit Ausnahme des Steuermanns, des Ausgucks und des Navigators ein Plätzchen, von dem aus sie das Spielgeschehen im Auge behalten konnten. Sie wirkten locker und teilweise sogar amüsiert. Maia sah keinen von ihnen eine Wette abschließen, wie das sonst üblich war.
    Wahrscheinlich will niemand auf uns setzen.
    Stille senkte sich herab, als der Kapitän an den Rand des Spielfelds trat, wo die Schaltuhr bereits darauf wartete, die synchronisierten Impulse an alle Spielsteine auszusenden. Innerhalb einer vorgegebenen Zeit würde jeder der sechzehnhundert Spielsteine entweder seine Lamellen wirbeln lassen oder ruhig bleiben, je nachdem, was seine Sensoren ihm über den Zustand der benachbarten Steine mitteilten. Die gleiche Entscheidung würde ein paar Sekunden später erneut fallen, wenn der nächste Impuls einging. Und so weiter.
    »Leben ist die Fortsetzung der Existenz«, intonierte Poulandres. Vielleicht war es das Kapuzengewand, das seiner Stimme den tiefen, weissagenden Klang verlieh. Oder dieser gehörte auch zu seinem Rang als Kapitän.
    »Leben ist die Fortsetzung der Existenz«, erwiderte die Besatzung, begleitet vom Knarren der Masten und vom Knattern der Segel.
    »Leben ist die Fortsetzung der Existenz, doch kein Ding währt ewig. Wir alle sind Muster, die sich fortzupflanzen suchen. Muster, die andere Muster hervorrufen und wieder verschwinden, als wären sie nie dagewesen.«
    Maia hatte die Formel schon so viele Male gehört, in zahllosen Akzenten am Hafen von Port Sanger und auch anderswo. Sie kannte sie auswendig. Doch heute spielte sie zum ersten Mal mit. Sie fragte sich, wie viele Frauen das von sich sagen konnten. Nicht mehr als tausend, da war sie sicher. Vielleicht nur

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