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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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mit Müh und Not aus unserer Heimat befördert, ehe es erschöpft zusammenbrach. Es hätte uns genausogut töten wie befreien können.«
    Maia beobachtete Renna und war sicher, daß er nicht nur als historisch gebildeter Mensch zu ihr sprach. In seinen dunklen Augen erkannte sie einen tiefen Schmerz. Er hing seiner Erinnerung nach, traurig und voller Sehnsucht. Es war wie eine Art Heimweh, aber noch endgültiger und unwiderruflicher als ihr eigenes.
    Renna räusperte sich und sah kurz weg.
    »In einem solchen Zeitalter – der Renaissance von Florentina –, gelangte eure berühmte Lysos zu der Überzeugung, daß stabile Gesellschaften die Menschen glücklicher machen. Tief im Innern leben die meisten Menschen ihr Leben lieber mit gewissen Sicherheiten, geführt von vertrauten Mythen und Metaphern, in dem Wissen, daß Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder verstehen werden, von einer Generation zur nächsten. Eine solche Welt wollte Lysos erschaffen. Eine Gesellschaft, in der Glück und Zufriedenheit keine Ausnahmeerscheinung für einige wenige Privilegierte sind, sondern für möglichst viele eine Alltäglichkeit.«
    »Das ist es, was wir lernen«, nickte Maia. Obgleich er es natürlich wieder einmal ganz anders ausdrückte. Anders und irgendwie beunruhigend.
    »Euch wird beigebracht – und das ist auch meine private Theorie –, daß Lysos den sexuellen Separatismus nur deshalb propagiert hat, weil die perkinitischen Sezessionisten die stärkste Gruppe Unzufriedener waren, die ihr ins Exil folgen wollten. Sie lieferten Lysos das Rohmaterial für ihre stabile Welt, isoliert und geschützt vor den Umtrieben der Hominidenwelten.«
    Nie hatte Maia jemanden in diesem Ton über die Gründerin sprechen hören. Zwar respektvoll, aber fast kollegial, so, als hätte Renna sie persönlich gekannt. Wenn man ihn so hörte, wußte man jedenfalls eins ganz sicher – daß dieser Mann tatsächlich von einem anderen Stern kam.
    Lange Zeit blickte Renna über das Meer, ohne daß sich Maia vorstellen konnte, was er dort sah. Schließlich jedoch meinte er mit einem Achselzucken: »Ich rede zuviel. Wir haben angefangen, darüber zu sprechen, daß Matrosen lernen, einen Mann zu verachten, der sich auf Hilfsmittel verläßt, die er nicht hundertprozentig versteht. Jedenfalls ist das der Hauptgrund, weshalb sie mich so oft verspotten.«
    »Dich? Aber du hast den Weltraum durchquert! Ganz bestimmt würden die Matrosen das…«
    »Respektieren?« Renna lachte leise. »Leider wissen sie auch, daß mein Schiff aus einer riesigen Fabrik stammt und hauptsächlich von Robotern gebaut wurde und daß ich es ohne die Hilfe von Maschinen, die klüger sind als ich und deren Funktion ich höchstens ansatzweise durchschaue, nicht bedienen könnte. Weißt du, was ich bin? Die Savanten haben Spottgeschichten in Umlauf gebracht. Hast du je vom Dummimann gehört?«
    Maia nickte. So nannten die Jungen einander, wenn sie gemein sein wollten.
    »Das bin ich. Der waschlappige Dummimann, der so gut wie gar nichts kann. Von den Sternen gekommen, dank der Vars dem Turm entronnen.«
    Renna lachte auf, fast war es ein Schnauben. Es klang nicht amüsiert.
     
    Das Spiel des Lebens, das an diesem Abend stattfand, geriet zur Katastrophe.
    Sechzehnhundert ordentlich aufgezogene Spielsteine waren auf beiden Seiten der Ladeluke, auf der man vierzig vertikale und vierzig horizontale Linien gezogen hatte, in zwei großen Stapeln aufgebaut. Maia und Renna gesellten sich beim Abendessen zu den anderen Passagieren, aßen von ihren angeschlagenen Tellern und blickten über die kabbelige See. Etwa eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit gingen sie zurück, um ihre Gegner zu erwarten. Der Juniorkoch und der Kabinenjunge erschienen wenige Minuten später; der Koch wischte sich noch die Hände an der Schürze ab. Die nehmen uns nicht sehr ernst, vermutete Maia. Sie konnte es ihnen nicht verdenken.
    Da Renna und Maia die Gäste waren, wurden sie aufgefordert, den ersten Zug zu machen. Maia schluckte nervös und ließ die Spielsteine beinahe fallen, aber Renna grinste zuversichtlich und flüsterte: »Denk dran, es ist nur ein Spiel.«
    Sie hatten eine Strategie besprochen. »Wir halten die Sache möglichst einfach«, hatte Renna vorgeschlagen.
    »Ich habe im Gefängnis zwar ein paar Tricks gelernt, aber meistens habe ich nur versucht, Botschaften zu schreiben oder Bilder zu malen. Garantiert ist es viel schwieriger, wenn du einen Gegner hast, der darauf aus ist, dir das

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