Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
emporsteigen hörte. Schwach und noch nicht erkennbar drangen sie von unten aus dem Schacht zu ihr herauf.
    Ach, hätte ich doch einen Aufzug, dachte Maia in Erinnerung an ihr Abenteuer in der Lamatia-Feste. Die ganzen Stufen wieder hochzusteigen! Dagegen war ja sogar der lysosverdammte Weinkeller der Lamai ein Kinderspiel! Ein scheußliches Loch, aber wenigstens hatte es einen Aufzug. Und ein paar Zwei-Watt-Birnen. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, wenn sie mit erloschener Fackel hier unten erwischt wurde. Theoretisch war der Rückweg ganz einfach. Sie brauchte nur die Treppe hinaufzusteigen und sich dann zur frischen Luft vortasten. In der Praxis war es garantiert gruselig. Ich frage mich, was für eine Lampe Inanna dabeihat.
    Nun zeigten sich Risse in den Wänden, als hätte es hier irgendwann ein Beben gegeben. Schlimmer noch, auch die Treppe war beschädigt. Hie und da war ein Stück abgebrochen, und auf den Stufen lag Schutt. Manche wackelten so sehr, daß es Maia ganz flau im Magen wurde. An manchen Stellen gab es tiefe Spalten.
    Doch nun war Maia ziemlich sicher, daß der schlackenumrandete Krater kein Vulkan war, überhaupt kein Werk der Natur, sondern Überbleibsel eines Krieges. Menschen hatten dieses unterirdische Bauwerk ausgegraben, zum Schutz. Aber wovor? Waren sie von anderen verfolgt worden, die hier in den tiefsten Schichten ein Beben ausgelöst hatten? Das Ausmaß dieser längst vergangenen Ereignisse war erschreckend, und momentan konnte sie noch mehr Angst nicht gebrauchen.
    Die Geräusche kamen näher – ein fernes, gelegentliches Klopfen. Und sie spürte einen Luftzug. Frisch und kühl.
    Als die Stufen endeten, wäre Maia fast gestolpert. Die enge Spirale hörte einfach auf, ein Raum öffnete sich, mit Türen, die in drei verschiedene Richtungen führten. Zuerst mußte Maia ein Stück auf und ab gehen, um sich nach dem langen gebückten Abstieg etwas zu strecken. Schließlich befeuchtete sie einen Finger, um die Richtung des Luftstroms zu erschließen, und hielt im Licht der ersterbenden Fackel Ausschau nach Fußspuren.
    Diese Tür ist es.
    Dahinter lag ein in den Felsen gehauener Gang, der an einem rabenschwarzen Raum nach dem anderen vorbeiführte, soweit das schwache Licht der Fackel reichte. Maia leuchtete in den ersten. Er war leer bis auf eine riesige, blankpolierte Steinbank mit gleichmäßig in die Oberfläche gebohrten Löchern, die aussahen, als sollten dort Holzpflöcke für irgendein seltsames Spiel angebracht werden. Andererseits fand Maia instinktiv, daß diese Gruft nicht der richtige Ort für Spiele war. Wieder bekam sie eine Gänsehaut.
    Das Klopfen wurde lauter, als sie weiterging. Außerdem hörte sie ein leises Brummen, das rhythmisch anschwoll und wieder abflaute. Die Fackel begann zu zischen. Maia mußte sich entscheiden, ob sie neue Stoffstreifen um das Ende wickeln oder die Fackel ausgehen lassen sollte. Sie mußte allen Mut zusammennehmen, um den richtigen Entschluß zu fassen.
    Mit der linken Hand an der Mauer entlang tastend, schritt sie weiter und versuchte, sich die Lage der Halle einzuprägen. Da passierte es. Das letzte Flackern erstarb. Im undurchdringlichen Dunkel war sie gezwungen, langsamer zu gehen, aber sie blieb in Bewegung, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen. Sie mußte sich zusammennehmen, um nicht zu schlurfen, sondern die Füße zu heben und jedes unnötige Geräusch zu vermeiden.
    Auf einmal verloren ihre Fingerspitzen den Kontakt zur Wand, und Maia wurde schwummrig. Keine Panik. Es ist nur die nächste Tür, erinnerst du dich nicht? Geh weiter, streck den Arm aus, dann fühlst du gleich den anderen Türpfosten.
    Es dauerte eine Ewigkeit… oder vielleicht auch nur ein paar Sekunden. Anscheinend hatte sie überreagiert und war etwas zur Seite abgewichen, denn als nächstes stieß sie mit dem Ellbogen gegen den Felsen. Es tat weh, aber der erneute Kontakt mit fester Materie war beruhigend. Sie tastete sich weiter. In der kohlrabenschwarzen Finsternis war es noch leichter als vorhin, sich irgendwelche Monster vorzustellen. Kreaturen, die kein Licht zum Leben brauchten.
    Die wahren Stratoiner, dachte sie spöttisch in dem Versuch, sich aus der Panik zu befreien. Ältere Schwestern erzählten einem alberne Märchen über die mythischen Ureinwohner von Stratos, die sich seit der Invasion der Hominiden nicht mehr an der Oberfläche des Planeten sehen ließen. Sie waren scheu und harmlos gewesen und hatten sich unter die Erde zurückgezogen,

Weitere Kostenlose Bücher