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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gedanken lief es ihr eiskalt über den Rücken. Letztlich hatte es ihnen das Leben gerettet, daß das Boot so früh zerschellt war. Die Tauchpartie hatte ihren Sturz ans Ufer abgemildert.
    Allerdings war der Untergrund nicht gerade ideal. Selbst oberflächliche Kratzer schmerzten teuflisch, denn Sand und Kies bohrten sich erbarmungslos in jede ’ offene Stelle, und jedes einzelne Körnchen traf auf ein separates Nervenbündel. Außerdem entzog die Verdunstung ihrem Körper jegliche Wärme, und ihre Zähne begannen zu klappern.
    Aber wir sind nicht tot, beharrte eine innere Stimme trotzig. Und wenn ich einen Ausweg finde, ehe die Flut kommt, werden wir hier drin auch nicht sterben.
    Kein einfaches Vorhaben, wie sie fröstelnd einräumen mußte. Vermutlich füllt und leert sich diese Höhle zweimal am Tag und reinigte sich so von allem Strandgut – von uns beispielsweise.
    Nach Maias Schätzung blieben ihnen noch ein paar Stunden. In den letzten Augenblicken auf dem Kleinboot, als das gräßliche dunkle Loch in dem vor ihnen aufragenden Drachenzahn sie zu verschlingen drohte, hatte sie mit weniger gerechnet. Ich sollte selbst für einen kurzen Aufschub dankbar sein, dachte sie kopfschüttelnd. Andererseits kann ich darin auch keinen rechten Sinn erkennen – Lysos vergib mir.
    Rückblickend schien es ihr erbärmlich dumm, wie sie Hals über Kopf ausgezogen war, um Renna zu befreien – und ihre Schwester zu retten – kein Wunder, daß sie so jämmerlich gescheitert war. Besonders leid tat ihr Brod, ihr Freund und Gefährte, der den fatalen Fehler gemacht hatte, ihr zu folgen.
    Ich hätte ihn nie bitten dürfen, mich zu begleiten. Schließlich ist er ein Mann. Wenn er stirbt, ist für ihn alles zu Ende.
    Natürlich galt das gleiche für sie. Männer und Vars kannten nicht den Trost am Ende des Lebens, der normalen Leuten – den Klonen – gegeben war, die wußten, daß sie durch ihre Clangenossinnen weiterleben würden, in jeder Hinsicht, abgesehen vielleicht von den persönlichen Erinnerungen.
    Möglicherweise habe ich in dieser Hinsicht noch eine Chance. Leie könnte mit ihren Plänen Erfolg haben und einen Clan gründen. Maia schnaubte sarkastisch. Vielleicht stellt Leie im Hof ihrer Festung eine Statue für mich auf. Die erste in einer langen Reihe von Steinbildnissen, alle aus der gleichen Gußform.
    Es gab noch weitere, bescheidenere Möglichkeiten, die ihrem Herzen näher waren. Obgleich sie die kleinen Differenzen manchmal geärgert hatten, waren sie und Leie bei ihrer Einschätzung von Menschen doch immer einer Meinung gewesen. Also war es nicht ausgeschlossen, daß auch ihre Zwillingsschwester sich zu Renna und seinen Ideen hingezogen fühlte. Vielleicht würde sie ihre Freibeuter-Kumpel verlassen und dem Mann aus dem Weltraum helfen, sich womöglich sogar mit ihm anfreunden.
    Bei diesem Gedanken müßte ich mich eigentlich besser fühlen. Ich frage mich, warum das nicht der Fall ist.
    In stetigem Auf und Ab war die Wasserlinie an dem sandigen Ufer allmählich gestiegen. Bald schwappte das eisige Wasser gegen Maias Beine und an Brods reglosen Körper. Da kommt die Flut, dachte Maia und wußte, daß sie schleunigst ihren widerwilligen, zerschlagenen Körper aufraffen und in Bewegung bringen mußte. Stöhnend erhob sie sich. Sie griff Brod unter die Achselhöhlen und versuchte mit zusammengebissenen Zähnen, ihn drei, vier Meter die Böschung hinaufzuziehen… bis sie mit dem Rücken gegen etwas Hartes, Spitzes stieß.
    »Autsch, zum Teufel mit dem blöden…«
    Maia hielt inne, legte Brod ab und griff nach hinten, um sich den Rücken zu reiben. Sie drehte sich um und tastete mit der anderen Hand nach der Barriere, die da hart und stachelig ihrem Entkommen im Wege stand.
    Zuerst erkannten ihre Hände eine Mauer aus willkürlich zusammengesetzten spitzen Gegenständen… schlanke, schleimige Ovale. Muscheln! Ganze Muschelkolonien klebten an der Felswand, geduldig ihrer nächsten Mahlzeit harrend, denn die nächste Flut würde ihnen genügend organische Substanzen aus dem Meer herbeischaffen.
    Sieht ganz so aus, als kämen wir hier nicht weiter, stellte Maia resigniert fest. Vor Verzweiflung und Erschöpfung hätte sie sich fast neben Brod auf den Sand geworfen, um dort die ihr verbleibenden Minuten in Frieden zu verbringen. Doch statt dessen tastete sie sich seufzend weiter an der Wand entlang und versuchte, nicht jedesmal zusammenzuzucken, wenn wieder eine Muschelschale in die Hand zwackte oder kratzte. Die

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