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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die Höhle weniger geheimnisvoll – und andererseits noch geheimnisvoller.
    Weniger, weil das Licht der Morgendämmerung Umrisse enthüllte, die ihnen bisher gleichzeitig grenzenlos und erdrückend erschienen waren. Ein Geröllberg versperrte den ehemaligen Höhleneingang. Das Sonnenlicht drang durch die schmalen, unregelmäßigen Ritzen der Lawine, hinter denen die beiden Flüchtlinge ein umschäumtes Riff ausmachen konnten, das sicher durch den neuen Staudamm entstanden war.
    Der Weg, auf dem sie hereingekommen waren, würde sie gewiß nicht wieder hinausführen, soviel stand fest.
    Das Gefühl des Geheimnisvollen entstand aus der Verbindung von Hoffnung und Enttäuschung. Bald nachdem sie erwacht waren, stand Maia auf und folgte dem Felsvorsprung bis zum Ende, wo er in eine Treppe überging, deren Stufen tief in die Höhlenwand geschlagen waren. Oben war ein weiterer, noch tieferer Absatz, der in einer massiven, über drei Meter breiten Tür endete.
    Zumindest dachte Maia, es wäre eine Tür. Die Stelle schien förmlich eine Tür zu fordern, sie war hier dringend notwendig.
    Nur sah das, was sie vor sich hatte, eher aus wie eine Art Skulptur. Auf einer glatten, vertikalen Fläche aus einem harten, blutroten, anscheinend undurchdringlichen Metall waren sechseckige Platten angebracht.
    Es gab deutliche Anzeichen, daß in der Vergangenheit schon mehrmals versucht worden war, die Tür mit Gewalt zu durchbrechen. Wo immer ein Spalt oder eine Ritze auf bewegliche Teile hinwies, entdeckte Maia blanke Ränder. Dort hatte offensichtlich jemand – mit Hilfe von Keilen oder mit Brecheisen – einzudringen versucht, dabei aber lediglich eine Schicht von Ablagerungen weggerieben. Rußflecken zeigten, wo es jemand mit Feuer probiert hatte, vermutlich in dem Bemühen, das Metall zum Schmelzen zu bringen. Geriffelte Stellen zeugten von ätzender Säure – doch der gewünschte Erfolg war allem Anschein nach in allen Fällen ausgeblieben.
    »Hier ist deine Hose«, sagte Brod, der plötzlich hinter Maia trat und sie in ihrer Inspektion aufschreckte. »Ich dachte, du möchtest sie vielleicht wiederhaben«, fügte er unbekümmert hinzu.
    »O danke«, antwortete Maia, nahm die Hose und trat ein Stück zur Seite, um sie anzuziehen. Das gute Stück war an zahllosen Stellen zerrissen und wahrscheinlich nicht mehr zu allzuviel nutze. Aber ohne sie genierte sich Maia vor Brod, gleichgültig, wie nahe sie ihm inzwischen gekommen war.
    Während sie noch mit der Hose kämpfte und sorgsam eine Berührung mit den schlimmsten Schnitten und Prellungen vermied, fiel ihr auf, daß die Haut an ihren Armen wieder hell geworden war, genauso wie die Haarfransen, die sie sich ins Gesicht zog. Ohne Spiegel konnte sie natürlich nicht völlig sicher sein, aber es sah ganz danach aus, als hätten ihre jüngsten Tauchaktionen Leies Färbebemühungen zunichte gemacht.
    Inzwischen untersuchte Brod die Anordnung der sechseckigen Platten, von denen manche zu Gruppen zusammengefaßt waren und sich berührten, während andere ein Stück auseinander standen. Viele waren mit Tiersymbolen oder geometrischen Formen verziert. Brod schien sich wenig um seine körperliche Verfassung zu kümmern, aber Maia sah unter seinem zerrissenen Hemd unzählige Kratzer und Abschürfungen. Er hinkte ein bißchen und ging größtenteils auf den Hacken. Als Maia den Weg zurückblickte, den er gekommen war, sah sie Blutflecke auf dem Boden – von den Schnitten in seinen Fußsohlen. Maia vermied es absichtlich, ihre eigenen Verletzungen zu untersuchen, aber sie sahen zweifellos ähnlich aus.
    Die letzte Nacht war recht anstrengend gewesen. Sie hatten gelauscht, wie die Flut immer höher stieg, und sich gefragt, ob ihre vermutete ›Hochwassermarke‹ noch etwas zu bedeuten hatte, wenn drei Monde im gleichen Himmelsabschnitt standen. Wegen der unvermittelten Druckveränderungen in der Höhle mußten sie immer wieder gähnen, um ihre ohnehin strapazierten Ohren zu befreien. Der Felsvorsprung wurde glitschig von der sprühenden Gischt. Stundenlang, so schien es ihnen, saßen die beiden Sommerlinge eng umschlungen da, während die Wellen immer näher kamen und schon ihre Schaumfinger nach ihnen ausstreckten.
    »Ich weiß nicht mal, woraus das Ding gemacht ist«, sagte Brod, der die geheimnisvolle Barriere jetzt aus nächster Nähe studierte. »Hast du eine Ahnung, wozu das Ding gut sein soll?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich fürchte, ich weiß es.«
    Er sah sie an, als sie wieder zu ihm

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