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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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schien es kein sehr angenehmer Ort zu sein. Noch weit unwirtlicher als Inannas Tunnelversteck auf Grimké Island.
    »Da bin ich«, rief Brod von unten herauf. »Frost noch mal! Diese gemeinen Dinger sind ja vielleicht scharf! Ich finde dein Seil nicht, Maia.«
    »Ich lasse es hin und her baumeln. Hast du es jetzt?«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich ist es zu kurz. Moment mal.« Seufzend zog sie das Seil wieder hoch. Nach Brods Stimme zu urteilen, sollte er den Aufstieg vielleicht doch nicht ohne Hilfe wagen. Also blieb Maia keine Wahl. Mit ihren zerschnittenen und zerkratzten Fingern nestelte sie ihre Hose auf und zog sie aus. Dann band sie mit zwei Knoten ein Hosenbein an dem Seil fest, knotete eine Schlinge ans Ende des anderen und ließ die Konstruktion hinunter. Mit Befriedigung hörte sie das gedämpfte Geräusch, wie jemand die Hose auf den Kopf bekam.
    »Au. Danke!« antwortete Brod.
    »Bitte sehr. Kannst du einen Arm durch die Schlinge stecken, bis hinauf an die Schulter?«
    Er brummte. »Mit Müh und Not. Und jetzt?«
    »Sorg dafür, daß es ordentlich fest sitzt. Also los!« Schritt für Schritt erklärte Maia ihm, wo die erste Kerbe war. Sie hörte, wie er einen leisen Schmerzensschrei ausstieß, und ihr fiel ein, daß seine Kordsandalen in wesentlich schlechterem Zustand waren als ihre Lederschuhe und für den Umgang mit messerscharfen Muschelschalen wenig geeignet. Doch er beklagte sich nicht. Maia holte tief Luft und zog an dem Seil – weniger, um Brod heraufzuziehen, als um ihm Halt und Vertrauen zu geben, während er sich zitternd von Kerbe zu Kerbe emporarbeitete.
    Es schien viel länger zu dauern als ihre eigene Kletterpartie, die ihr schon mühselig genug vorgekommen war. Ihre überstrapazierten Muskeln zitterten schlimmer denn je, während Brods Keuchen näherkam. Aber sie mobilisierte ihre letzten Energiereserven und hielt das Seil straff, bis Brod sich endlich mit letzter Kraft über den Felsrand hievte und halb auf Maia landete. Erschöpft lagen sie eine Weile so da, ihre Herzen pochten Brust an Brust, ihr Atem mischte sich und jeder schmeckte das Salz auf der Haut des anderen.
    Wir sollten nicht immer wieder so aufeinandertreffen, ging es Maia durch den Kopf. Aber es ist mehr, als die meisten Frauen von einem Mann um diese Jahreszeit bekommen. Zu Maias Überraschung fühlte sich Brods Gewicht auf ihr angenehm an, auf eine seltsame, unerwartete Art.
    »Oh… entschuldige«, sagte Brod schließlich und rollte weg. »Und danke, daß du mir das Leben gerettet hast.«
    »Du hast heute morgen auf dem Segler das gleiche für uns getan«, erwiderte sie in dem Versuch, ihre Verlegenheit zu verbergen. »Obwohl ich inzwischen wahrscheinlich gestern sagen müßte.«
    »Gestern.« Brod machte eine nachdenkliche Pause und rief dann plötzlich: »He, sieh mal da!«
    Verwundert setzte Maia sich auf. Da sie Brod nicht gut genug sehen konnte, um zu erkennen, wphin er zeigte, blickte sie suchend um sich und entdeckte schließlich tatsächlich etwas anderes als nur Dunkelheit. Gegenüber ihres Felsvorsprungs, etwa vierzig Grad höher in Richtung Zenith, war ein leises Glitzern von – sie zählte – fünf wunderschönen Sternen auszumachen.
    Ich glaube, sie gehören zum Herd…
    Plötzlich fiel ihr der Sextant an ihrem Handgelenk ein. Mit einem Seufzer der Erleichterung fand sie ihn sofort in seiner zerkratzten, aber intakten Lederhülle. Vermutlich ist er kaputt. Aber er gehört mir. Das einzige, was ich besitze.
    »Also, Madam Navigator«, meinte Brod. »Kannst du anhand dieser Sterne feststellen, wo wir sind?«
    Maia schüttelte den Kopf. »Zuwenig Information. Außerdem wissen wir doch, wo wir sind. Wenn es nicht gar so dunkel wäre, könnte ich dir vielleicht sagen, wie spät es ist…«
    Sie brach verärgert ab, als Brod laut auflachte, merkte aber schnell, daß er sie nur necken wollte. Entspannt begann auch sie zu lachen, während ihr allmählich die Erkenntnis dämmerte, daß sie beide noch eine Weile am Leben bleiben würden, um weiterzukämpfen. Die Piraten hatten noch nicht gesiegt. Und Renna war in der Nähe.
    Brod legte sich neben sie, und sie wärmten sich gegenseitig, während sie durch ihr winziges Fensterchen ins Universum hinausblickten. Unter ihnen drehte sich Stratos langsam, und eine kurze, leuchtende Sternenparade zog an ihnen vorüber. Sie ergötzten sich an dem Anblick um so mehr, als sie beide nicht mehr daran geglaubt hatten, ihn je noch einmal genießen zu dürfen.
     
    Bei Tag schien

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