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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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jedoch intensiviert durch eine Erziehung, in der ein Selbst fortwährend das nächste Selbst verstärkte, sich immer wieder neu zusammensetzte und vergrößerte.
    Es war auch keine lähmende Angst, sonst hätten sich die Nachkommen dieser einen Var wohl kaum zu einem so großen Stamm entwickeln können. Nein, Lamatia rationalisierte die Angst, benutzte sie als Motivation, als Triebkraft. Die Lamai waren keine glücklichen Frauen. Aber sie waren erfolgreich. Sie zogen sogar überdurchschnittlich viele erfolgreiche Sommernachkommen auf.
    Es gibt Schlimmeres, dachte Maia an jenem Tag, als sie diese Erkenntnis überkam, während sie die Kurbel drehte, um den Speiseaufzug in die Gruft unter den Küchen hinabzufahren. Wer bin ich, daß ich mir ein Urteil anmaße, was funktioniert und was nicht?
    Den Kopf voller Möglichkeiten und Ideen war Maia auf die Wand zugetreten. Lamai sind nicht logisch, auch wenn sie so tun. Ich habe versucht, das Rätsel mit Vernunft zu lösen, als eine Reihe geordneter Symbole, aber ich wette, es ist eine Sequenz, die auf Emotionen gründet!
    An diesem Tag (es kam Maia vor, als wären seither Jahrhunderte vergangen) hatte sie die Laterne gehoben, um die vertrauten Muster der Steinfiguren noch einmal zu betrachten. Sterne und Schlangen, Drachen und umgedrehte Gefäße. Das Symbol für Mann. Das Symbol für Frau. Das Zeichen des Todes.
    Stell dir vor, du stehst hier und hast eine Aufgabe zu erledigen, dachte Maia. Du bist eine selbstsichere, vielbeschäftigte, ältere Lamai. Oberschichtstochter eines noblen Clans. Stolz, würdevoll, ungeduldig.
    Jetzt füge noch eine Eigenschaft hinzu, die unter dem allem liegt. Eine verborgene Schicht tiefsitzender Existenzangst…
    Ein langes Jahr später und fast auf der anderen Seite des Globus, versuchte Maia die gleiche Übung noch einmal, sich in einen anderen Persönlichkeitstyp hineinzuversetzen. Einen Menschen, der ein kompliziertes Puzzle sechseckiger Platten auf einer Metallwand hinterlassen hatte. Ein Rätsel, das zwischen zwei verzweifelten Überlebenden und ihrem endgültigen Ausweg aus der Todesfalle stand.
    »Dieser Ort ist sehr alt«, sagte sie mit leiser Stimme zu Brod.
    »Alt?« Er lachte. »Er stammt aus einer anderen Welt!
    Du hast die Ruinen gesehen. Die ganze Inselgruppe war voller Reservate, viel größer als die, die man heute kennt. Es muß der Mittelpunkt, die zentrale Basis der Großen Verteidigung gewesen sein. Möglicherweise der einzige Platz auf ganz Stratos, an dem Männer wirklich mitbestimmen durften, was geschehen sollte… bis diesen Königs-Fanatikern das Ganze zu Kopfe gestiegen ist und sie alles kaputtgemacht haben.«
    Maia nickte. »Eine ganze Region, von Männern verwaltet.«
    »Mitverwaltet. Bis zur Verbannung. Ich weiß, es ist schwer vorstellbar, aber ich nehme an, so ist es dem Rat und der Kirche gelungen, sogar die Erinnerung daran zu unterdrücken.«
    Was Brod sagte, klang logisch. Trotz der Beweise um sie herum fiel es Maia schwer zu begreifen. Oh, es ließ sich nicht leugnen, daß Männer sehr intelligent sein konnten, aber ein Weitblick, der über die Lebensdauer eines einzelnen Individuums hinausging, überstieg angeblich selbst den Horizont der Klügsten von ihnen. Doch vor ihr lag der Gegenbeweis.
    »In diesem Fall ist das Rätsel entworfen worden, um von einem Mann gelöst zu werden, vielleicht eigens in der Absicht, Frauen fernzuhalten.«
    Brod rieb sich das Kinn. »Vielleicht. Jedenfalls wird es uns nicht weiterbringen, wenn wir herumstehen und es anstarren. Sehen wir mal, was passiert, wenn ich eins von den Sechsecken anschiebe.«
    Maia hatte die metallene Oberfläche, die sich merkwürdig kühl und glatt anfühlte, ebenfalls schon berührt, aber sie hatte noch nicht versucht, etwas zu bewegen. Sie wollte die Dinge lieber erst näher untersuchen. Deshalb hätte sie Brod auch beinahe widersprochen, aber im letzten Moment hielt sie sich zurück. Unterschiede der Persönlichkeit… eine besitzt das, was der anderen fehlt. Das ist der Schwachpunkt des Clansystems, das sich einfach nur selbst vergrößert. Maia fühlte nicht mehr wie früher eine ketzerische Erregung, wenn sie kritische Gedanken über Lysos, die Mutter des Alls hegte.
    Brod wählte die sechseckige Platte aus, die ein eingeätztes Kreismuster trug und für sich allein auf einer freien Mauerstelle befestigt war. Direkter Druck zeigte keine Wirkung, aber als Brod entlang der Wandoberfläche schob – bewegte sich die Platte! Es sah aus, als glitte

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