Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Feinabstimmung benutzen…?«
    »Es ist der falsche Himmelsbereich!« unterbrach Maia. »Vor ein paar Tagen stand Demeter im Trident. Das muß heißen…«
    »Es liegt an der Zeit«, stimmte der Navigator zu und sah Maia an. »Die Zeit stimmt nicht mehr.« Seine Augen wurden groß, offenbar dachte er dasselbe wie Maia. Beinahe wären sie mit den Köpfen zusammengestoßen, als sie sich über den winzigen Bildschirm des Sextanten beugten. »Siderisch? Ist das nicht ein astronomischer Ausdruck?«
    »Ja«, erwiderte Maia. »Es hat damit zu tun, daß man die Zeit an den Sternen mißt. Dann muß die Zahl…«
    »Eine Koordinate sein«, beendete er ihren Satz. »Ein Datum? Aber es ist eine negative Zahl.«
    »Dann liegt sie in der Vergangenheit. Mit einem Datum in Dezimalen, nicht in Jahren und Monaten. Angenommen, es gründet sich auf denselben Kalender. Nach der Dezimalstelle kommt nur noch wenig, das bedeutet…«
    »…daß das Datum kurz nach Neujahr sein muß, wenn die Sonne in der Frühlings-Tag-und-Nacht- Gleiche steht.«
    »Dann liegen wir eine Viertelumdrehung und neunzig Grad daneben! Wir sollten nach einem Frühlingshimmel Ausschau halten!«
    Jetzt übernahm der junge Mann das Instrument und Maia gab ihm Anweisungen. Allmählich hatten sie den Dreh raus und kamen blendend voran. »Langsam… langsam… zehn Grad backbord… fünf nach unten…« Sterne und Planeten fegten vorüber, bis Leie plötzlich einen Freudenschrei ausstieß. Die Sonne und der Wengelstern waren nicht zu sehen, aber ihr gemeinsames Licht strahlte von neuem, reflektiert von einem blau-, braun-, weiß- und grüngefärbten Globus, der jetzt rapide ins Bild kam, mit von den Polarkappen und stratosphärischen Wolken gesprenkelten Kontinenten und Meeren. Ein Gefolge silbern glänzender Monde schwebte vorüber, während sich der Blickpunkt dem großen blauen Ball näherte.
    So muß es für Retina ausgesehen haben, als er mit seinem Raumschiff auf uns zuschwebte, dachte Maia. Noch nie hatte sie solch tiefen Neid gespürt. Ich hätte sie mir nie so schön vorgestellt. Meine Heimatwelt.
    Für die Seele war es ein Fest, das weit tiefergehende Sehnsüchte befriedigte als den Hunger nach Essen. Trotz der Lehren der orthodoxen und ketzerischen Kirchen war die mütterliche Gottheit, die Stratos-Mutter, im Vergleich zu diesem Bild nur eine hübsche Abstraktion. Wie, so fragte sich Maia, wie konnte man eine Welt wirklich zu schätzen wissen, ohne ihr je direkt ins Gesicht gesehen zu haben? Von menschlichen Liebhabern verlangte man das jedenfalls nicht.
    Wie konnten wir diese Schönheit je verlassen? wunderte sich Maia, die Charakteristiken von Weltkugeln und Atlanten wiedererkannte, ohne all die Linien und Aufschriften, die die Gegenwart von Menschen so dringlich erscheinen ließen. Tatsächlich sahen die weiten Gebirge und Wüstenlandschaften fast unberührt aus. Der Anblick war ein Heilmittel für jede eitle Selbsttäuschung.
    Die Annäherung wurde langsamer, während ein subjektiver Übergang stattfand. Anfangs war die Bewegung horizontal verlaufen, auf den Planeten zu. Nun, da Ozeane und Inseln die ganze Szene ausfüllten, änderte sie sich und wurde vertikal. Sie hatten das Gefühl zu fallen.
    Die Umrisse des Landungskontinents wurden größer und drifteten nach links. Die Mechant-Küste glitzerte unter ihnen. Einen Augenblick lang sah Maia das Schachbrettmuster der Felder und silberne Flüsse mit schmalen Brücken, ehe die Landmasse sich aus dem Bild verzog und die südlichen Meere erschienen, schimmernd im Sonnenlicht, dann beschattet von dicken Wolkengebilden. Im Südosten erhob sich eine Kette schmaler, spitzer Berggipfel, die aus der Entfernung eher daran auszumachen waren, daß sich das Meer in Tausende gekräuselter Bänder teilte. Stromabwärts von diesen steilen Klippen wechselte das Wasser die Farbe.
    Anhand der Karte, die sie und Brod benutzt hatten, als sie von Grimké Island gekommen waren, erkannte Maia die Umrisse des Archipels, auf dem sie sich befanden – die Drachenzähne.
    »Wie kannst du das so genau aussteuern?« fragte Leie den Navigator. Statt eine Antwort zu geben, trat er vom Pult zurück und hob beide Hände hoch. »Vor ein paar Sekunden gab es wieder ein Klicken. Seither mache ich überhaupt nichts mehr. Vielleicht haben wir ein Zielflugprogramm aktiviert oder etwas ähnliches.«
    Maia suchte Grimké an der Nordspitze der Inselkette. Doch die Gesteinsformation, auf der sie, Naroin und die anderen ausgesetzt worden waren,

Weitere Kostenlose Bücher