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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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bist.«
    »Hmm. Gleichfalls. Man sagt, Überleben ist die einzige Form der Schmeichelei, die die Natur uns angedeihen läßt. Ich denke, das stimmt, selbst bei Gefangenen wie uns.«
    Maia war nicht in der Stimmung für Sarkasmus und schwieg. Mit einem tiefen Seufzer rollte sich Kiel ein Stück zurück, so daß Maia wieder freien Blick auf den Ozean hatte. Es gab eine Menge Fragen, die Maia hätte stellen sollen. Vielleicht würde sie es irgendwann auch hin. Aber im Augenblick waren ihre Gedanken ebenso unflexibel wie ihr Körper.
    Kurz vor dem Mittagessen jedoch wurde ihre Langeweile so groß, daß sie nicht einmal vor sich hinbrüten mochte. Maia las den Brief von Brod und Leie noch ein paar Mal durch und dachte darüber nach, was wohl zwischen den Zeilen zu lesen sein könnte. Es gab Spannungen und Allianzen, die teils offen angesprochen, teils impliziert wurden. Polizistinnen und Priesterinnen? Handelten sie gegen ihre offiziellen Vorgesetzten in Caria? Hatte ihr Bündnis mit den Flossenfüßern sich nur auf den Kampf gegen die Piratenbande erstreckt? Oder bestand es weiter?
    Was war mit den mysteriösen Militärclans, die ebenfalls nach Jellicoe gekommen waren, um ihr geheimes Hauptquartier zu sichern? Nun war es ja kein Geheimnis mehr! Dann waren da noch Kiels radikale Gefährtinnen auf dem Festland. Und natürlich die Perkiniten. Alle verfolgten ihre eigenen Ziele. Und alle fühlten sich durch Veränderungen der Verhältnisse auf Stratos gleichermaßen bedroht.
    Die Situation hätte weit gefährlicher sein können, ja, womöglich hätte ein offener Krieg gedroht, hätte sich der Grund der Auseinandersetzungen nicht vor aller Augen buchstäblich in Luft aufgelöst. Nun, da das Herzstück des Konflikts nicht mehr existierte, hatte die Spannung vielleicht etwas nachgelassen. Zumindest hatte das Töten aufgehört.
    Lange konnte sich Maia nicht mit so komplizierten Problemen beschäftigen. Deshalb war sie froh, als eine Pflegerin sie wieder in ihr Zimmer brachte, wo sie etwas aß und dann ein ausgedehntes Nickerchen machte. Als später Naroin klopfte und hereinkam, fühlte sich Maia etwas besser, und ihr Kopf hatte einen kleinen Fortschritt auf dem Weg zurück zum rationalen Denken gemacht.
    Naroin brachte einen Stapel dünner, ledergebundener Bücher mit. »Die hat man uns geschickt, ehe wir lossegelten. Ich sollte sie dir geben, wenn du dich besser fühlst – Geschenke vom Kommodore der Flossenfüßer.«
    Maia blickte Naroin an. Der Akzent der Polizistin war wesentlich weicher geworden. Zwar war er noch lange nicht das, was man als vornehm bezeichnen würde, aber er hatte viel von seinem rauhen Seefahrerklang verloren. Die Bücher lagen neben Maia auf dem Bett. Sie strich über den Rücken des einen, nahm es in die Hand und schlug die feinen Leinenseiten auf.
    Das Spiel des Lebens. Sie erkannte das Thema sofort und seufzte. Wer braucht denn so was?
    Doch das Papier fühlte sich wunderbar an. Es roch sogar nach Luxus. Während sie einen kurzen Blick auf die Illustrationen warf, auf denen zahllose Anordnungen winziger Vierecke und Punkte zu erkennen waren, merkte sie, daß es in einem Eckchen ihres Verstandes sofort zu kribbeln begann – etwa so, wie ein greller Sonnenstrahl einen Niesreiz auslöst.
    »Ich hab mir immer gedacht, daß es für manche Männer… na ja, daß es sie süchtig macht, wie eine Droge. Ist das bei dir auch so?« fragte Naroin in einem interessierten und respektvollen Ton.
    Maia schob das Buch weg. Nach ein paar Sekunden nickte sie.
    »Es ist wunderschön.« Ein Kloß in ihrem Hals hinderte sie daran, mehr zu sagen.
    »Hmm. Nachdem ich soviel Zeit unter Matrosen verbracht habe, sollte man denken, ich würde auch so empfinden.« Naroin schüttelte den Kopf. »Kann ich aber nicht behaupten. Ich mag die Männer und komme gut mit ihnen klar. Aber vermutlich gibt es Dinge, die jenseits von Sympathie oder Antipathie liegen.«
    »Vermutlich.«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann trat Naroin näher und setzte sich auf die Bettkante.
    »Deshalb war ich auf der Wotan, als du in Port Sanger zum ersten Mal an Bord gekommen bist. Meine Erfahrungen als Matrosin haben mir die passende Tarnung für meinen Auftrag verschafft. Kohlenfrachter gehen überall an der Küste entlang vor Anker. So konnte ich an den richtigen Stellen nach Hinweisen suchen.«
    »Um einen verschwundenen Außergalaktischen zu finden?«
    »Lysos, nein!« Naroin lachte. »Oh, er war damals schon entführt worden, aber mein

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