Die Clans von Stratos
Dir sein, aber sie sagen, man braucht uns hier. Ich muß den Fremdenführer spielen und allen möglichen wichtigen Leuten das Verteidigungszentrum zeigen. (Sie benehmen sich ziemlich verrückt, also denke ich, viele hohe Mütter in Caria haben genausowenig davon gewußt wie die Öffentlichkeit.) Auch Leie hat Arbeit…
Naroin hatte gesagt, daß sie beide am Leben waren, aber diese Bestätigung war viel unmittelbarer. Maia begann zu schluchzen, und sie sah nur noch Tränenschleier. Die lange aufgestauten Gefühle strömten heftig zurück.
… Leie hat auch Arbeit, und zwar führt sie die unglaubliche Simulationswand vor, die Ihr gefunden habt. Keiner von uns kann Dir das Wasser reichen – wie Du das alles enträtselt hast! Aber wir helfen einander und freuen uns schon darauf, mit Dir zu sprechen, sobald Du wieder gesund bist.
Vermutlich hat man Dich inzwischen über alles informiert, und ich bin ein wenig in Eile, weil ich den Brief fertig haben will, bevor die Gentilleschi Dich wegbringt. Also schreibe ich Dir nur noch schnell aus meiner Sicht, was sich ereignet hat.
Als Du eine Stunde vor der Morgendämmerung noch nicht zurück warst, habe ich das Seil wieder hochgezogen, wie ich es Dir versprechen mußte. Ich wollte es nicht, aber dann ist etwas passiert, wodurch ich meine Meinung geändert habe. Kurz nach Sonnenaufgang begann der Kampf unten auf den Schiffen. Später habe ich erfahren, daß es die Radis waren, denen Du beim Ausbruch geholfen hattest…
Maia stutzte. Was habe ich getan? Sie hatte Thalia nur ein Versprechen gegeben und keine Gelegenheit gehabt, es einzulösen. Es sei denn, Thalia hatte es irgendwie geschafft, die Schere zu benutzen. Als Dietrich vielleicht? Um die Ketten aufzuschließen und dann die Wachen zu überlisten? Vielleicht hatten Baltha und Togay die Wächterinnen aber auch schon abgezogen, als absehbar wurde, daß ein Kampf mit den Männern bevorstand.
Zuerst verlief die Revolte erfolgreich. Aber dann stürzten die Piraten doch noch herbei, ehe die Radis Segel setzen konnten. Es kam zu einer Schießerei. Ein paar Radis entwischten in einem kleinen Boot, nachdem sie beide Schiffe in Brand gesetzt hatten.
Es schien mir kein guter Zeitpunkt zu sein, mich abzuseilen. Statt dessen lief ich unruhig hin und her, machte mir Sorgen um Dich, und schließlich landete ich am Ostende des Berges, von wo man aufs Meer sieht.
Und da sah ich die Flottille von Halsey kommen. Nicht bloß die morsche alte Wagemut, die im Dienst war, als ich das letzte Mal dort gewesen bin, sondern auch die Walroß und die Seelöwe! Vermutlich hatte die Gilde endlich die Nase voll von ihren bisherigen Kunden und war ausgelaufen, um die Sache ein für allemal zu regeln.
Ich rannte zum Aufzug, fuhr nach unten, von da ins Bad und zerschmetterte einen der Spiegel. Mit einer großen Scherbe rannte ich wieder nach oben. Die Sonne im Osten machte es ganz einfach, den Schiffen meine Anwesenheit zu signalisieren und sie ein wenig darauf vorzubereiten, was sie erwartete. Als sie in die Lagune einfuhren, wurde geschossen, doch dann brach die Seelöwe durch, etwa zum gleichen Zeitpunkt, als alle anderen auch eintrafen!
Zwei stolze Schiffe schwenkten mit wehenden Tempelbannern um die Südseite von Jellicoe. Oben im Norden sah ich mehrere schnelle Kreuzer aufrauchen. Später erfuhr ich, daß sie von der Handelspolizei in Ursulaborg stammten! Zwar liegt Jellicoe nicht mehr ganz in ihrem Zuständigkeitsbereich, aber wen kümmert’s? Anscheinend hat Naroin sie als Miliz herbeigerufen. Ehrliche Polizistinnen ohne Ratsverbindungen.
Gerade als diese Massen sich in die Lagune drängten und Rauch aus dem alten Reservat quoll, tauchte ein riesiger Zeppelin auf! Die Klonfrauen in der Gondel sahen alles andere als freundlich aus. (Sie waren nämlich entsetzlich wütend!) Also stellte ich die Winde an, ließ mich hinunter und kam rechtzeitig unten an, um meiner Gilde zu helfen, sich mit den Tempelnonnen und Naroins Truppe darauf zu verständigen, daß wir alle auf derselben Seite standen.
Wir brauchten eine Weile, um die Nachhut der Piraten zu überwältigen – sie sind höllisch verbissene Kämpfer –, dann rannten wir hinter ihnen her, während sie Euch verfolgten…
Die Schrift verschwamm vor Maias Augen. Obwohl Brods Bericht sie fesselte, war sie immer noch schnell erschöpft, und sie brauchte eine Weile, um alles zu verkraften. Deshalb wartete sie geduldig ab, bis sich ihr Sehvermögen wieder besserte.
Vor allem vor
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