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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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immer verursachte ihr jede Bewegung Schmerzen.
    »Ich bin fertig, Kapitän Pegyul.«
    Der große Seemann mit dem blassen Gesicht blickte von seinen eigenen Zahlen auf und starrte Maia einen Augenblick verdutzt an. Dann kratzte er sich unter seiner verbeulten grünen Kappe. »Ach, laß mir noch ’nen Moment Zeit, ja?«
    Naroin, die ganz in der Nähe auf der Reling saß und ihre Pfeife schmauchte, betrachtete Maia kopfschüttelnd. Laß es die Offiziere nicht merken. Das hätte sie Maia geraten.
    Was stört es mich? antwortete Maia mit einem Achselzucken. Nachdem sie den Navigator und den Zweiten Maat im Sturm verloren hatten und der Erste Maat mit einer Gehirnerschütterung im Bett lag, gab es nur noch eine einzige Person an Bord, die dem Kapitän der Wotan beim Steuern des Schiffs helfen konnte. So hatte Maia sich bemüht, ihr Hobby in eine nützliche Fähigkeit zu verwandeln, und rasch gelernt, warum die Tradition verlangte, daß man nicht nur mit einem Auge durch den Sextanten blickte – weil man sonst die Messungen nicht ausreichend überprüfen konnte. In den letzten beiden schrecklichen Wochen, in denen sie versucht hatten, auf ihren ursprünglichen Kurs zurückzufinden, hatte sich dieser Grundsatz immer wieder bewahrheitet. Jeder von ihnen hatte Fehler gemacht, die zu einer Katastrophe hätten führen können, hätte ein anderer sie nicht rechtzeitig bemerkt.
    Aber wir haben es bis hierher geschafft, wir sind am Leben. Und das ist doch das einzige, was zählt.
    Maia war bereit, dem Wunsch des Kapitäns nachzukommen und diese letzte Übung auszuführen und ihre technischen Notizen hier im sicheren Hafen zu vergleichen, dessen Position ja bis auf den Zentimeter genau bekannt war. Es vertrieb ihr die Zeit, während ihre Wunden heilten und sie, wie die Meßprozedur es verlangte, aufs Meer hinausblickte und dabei hoffte, ein Segel würde auftauchen, obwohl sie genau wußte, daß es nie kommen würde.
    Der Kapitän warf seinen Stift hin, deckte die Seekarte wieder auf und betrachtete die Koordinaten des Hafens von Grange Head. »Teufel noch mal. Du hattest recht. Ich hab mich mal wieder geirrt, wegen des roten Satelliten im Pflug. Es ist der Fünfpulsar, nicht der Dreier. Deshalb war meine Länge falsch.«
    Naroin zuliebe versuchte Maia, umgänglich zu sein. »In der Dämmerung macht man solche Fehler leicht, Kapitän. Die Outsider haben diesen Sommer den neuen Strobe eingerichtet. Sie wollten der Navigationsbehörde in Carla einen Gefallen tun, nachdem das alte Fünferlicht kaputtgegangen ist.«
    »Hmm. Das hast du schon gesagt. Ein neuer Strobe-Sat. Tolles Ding. Muß wohl schon bekanntgemacht sein. Das Telegerät in unserem Reservat war bekloppt, aber das ist ja keine Entschuldigung. Man muß trotzdem auf dem laufenden bleiben, verdammt.
    Aber wir hatten’s ja auch lange einfach«, seufzte er. »Komisch, daß dieses Jahr so spät noch ein Sommersturm gekommen ist.«
    Das kannst du laut sagen, dachte Maia. Am nächsten Tag, als sich der Wind endlich so weit gelegt hatte, daß man Ausschau halten konnte, hatte man die Auswirkungen des Sturms überall auf dem noch kabbeligen Wasser gesehen. Planken und andere herumtreibende Trümmer, die man aus dem Wasser fischte, zeigten ihnen, daß sie durchaus nicht die einzigen waren, die eine dramatische Nacht hinter sich hatten. Der schlimmste Moment für alle jedoch war, als sie bei ihrem verzweifelten Hin- und Herkreuzen ein zerschmettertes Klinkerbrett aus dem Wasser fischten, es umdrehten und dort Teile der Buchstaben Z-E-U entdeckten.
    Stumm vor Entsetzen hatten Passagiere und Besatzung eine Weile darauf gestarrt. Auch die nächsten Tage brachten keine neue Hoffnung. Das Funkgerät blieb stumm, und so wurde aus der Sorge schließlich verzweifelte Gewißheit. Für Maia war es eine willkommene Ablenkung von ihren Schmerzen und der nagenden Unruhe, als sie der Besatzung helfen konnte, das angeschlagene Schiff sicher in den Hafen zurückzubringen.
    Ich muß an Land gehen. Vielleicht hilft es mir, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen spüre.
    »Danke für alles, was du mir beigebracht hast, Kapitän«, sagte sie hölzern. »Aber der Kohlenkahn ist fertig beladen. Ich sollte ihn nicht warten lassen.«
    Vorsichtig bückte sie sich, um den Riemen ihrer Tasche überzustreifen, aber Pegyul war schneller und legte ihn ihr behutsam auf die Schulter. »Bist du ganz sicher, daß ich dich nicht überreden kann zu bleiben?«
    Maia schüttelte den Kopf. »Wie du selbst gesagt

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