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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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an einer Innenarena vorbei, in der mehrere hundert Zuschauer Platz gefunden hätten und von der man ein riesiges Gittermuster überblickte.
    Nur bruchstückhaft nahm Maia die Gänge wahr, dann wieder Treppen, bis sie endlich eine schwere Holztür mit schweren eisernen Angeln und einem dicken Vorhängeschloß erreichten. Mit einem reichlich deplazierten Stolz bemerkte Maia, daß sämtliche Metallgegenstände, selbst der Schlüssel, den die Wächterin aus ihrer Weste holte, aus den Fabriken der Lerner-Feste stammten.
    »Hört mal«, sagte sie zu den Frauen, obwohl ihr Mund trocken war wie Wüstensand, »könnt ihr mir nicht sagen…«
    »Du mußt warten, basta«, antwortete eine der untersetzten Klonfrauen barsch und zog die Tür auf. Im selben Moment schubste die zweite Wächterin Maia von hinten, so daß sie in den stockdunklen Raum stolperte. Sie konnte nicht einmal rechtzeitig die Arme ausbreiten, um das Gleichgewicht zu halten, und so strauchelte sie denn auch nach ein paar Metern und fiel auf irgendwelche herumliegenden Bündel aus einem rauhen, kratzigen Material.
    »Perverslinge! Verfluchte Miststücke!« schrie sie, am Boden liegend, und ihre Stimme überschlug sich. Mitten in ihr Schimpfen fiel krachend die Tür ins Schloß, und mit einem lauten Klirren wurde der Riegel vorgeschoben. Es war ein deprimierendes Geräusch, das Maia in den Ohren und ihrer ohnehin wunden Seele schmerzte.
    Stille und Dunkelheit umgaben sie. Sie versuchte aufzustehen, aber eine Welle von Übelkeit überkam sie, so heftig, daß sie ihr Vorhaben aufgab. Einige Minuten lag sie still da und atmete tief durch. Schließlich ließen das Schwindelgefühl und die Benommenheit etwas nach. Aber als sie sich zum Sitzen aufrichtete, schoß ein stechender Schmerz in ihre Arme und durch beide Seiten. Maia spürte, wie ihr ein Schluchzen in die Kehle stieg, unterdrückte es aber entschlossen. Diese Genugtuung werde ich ihnen nicht geben!
    Noch vor wenigen Wochen hätte das Gefühl, das ihren Körper jetzt durchströmte, sie in ein zitterndes Häufchen Elend verwandelt. Doch nun fand sie die innere Stärke, sich mit gleicher Heftigkeit zu wehren, der Tyrannei des Schmerzes pure Willenskraft entgegenzusetzen. Mit dem gähnenden Abgrund der Depression fertig zu werden, der sich vor ihr auftat, war allerdings schwieriger. Später, dachte sie, und schob die Begegnung mit der Verzweiflung energisch beiseite. Eins nach dem anderen.
    Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte Maia die Einzelheiten ihrer Gefängniszelle. Ein einziger Strahl Tageslicht drang durch eine hohe, schmale Öffnung in der Mauer gegenüber der Tür. An den anderen Wänden stapelten sich Holzkisten, und auf dem Boden lagen in Jute gehüllte Bündel. Die, auf die Maia vorhin gefallen war, schienen Bettzeug oder Vorhangstoff zu enthalten… ein Glück, denn so hatten sie ihren Sturz abgefedert.
    Es sieht aus wie ein Lagerraum, dachte Maia. Die Erbauerinnen hatten bestimmt schon begonnen, hier Vorräte für das geplante Reservat einzulagern, als das Projekt abgeblasen wurde. Versuchten sie jetzt, einen Teil der Verluste wettzumachen, indem sie das Bauwerk in ein Verlies verwandelten? Bis jetzt hatte Maia keine Spur von anderen Insassen entdeckt. Was für ein Witz, wenn das alles nur für sie wäre! Ein riesiges, kostspieliges Gefängnis, nur für ein einziges junges Varmädchen, das zuviel wußte.
    Maia hievte sich auf die Knie, schwankte, schaffte es aber schließlich, unbeholfen aufzustehen. Ohne Pause, um den Schwung auszunutzen, begann sie sofort, sich nach einer Möglichkeit umzusehen, wie sie ihre Fesseln loswerden konnte.
    Feiner Kristallstaub stieg aus dem frisch bearbeiteten Stein auf und glitzerte in dem schrägen Lichtstrahl, der durch die schmale Fensteröffnung fiel. Eine weißlich-graue Schicht bedeckte alles, sogar die Besenspuren, wo der Boden kürzlich gefegt worden war. Als sie aufschaute, sah Maia ein Seil, das sich über die Mitte der gewölbten Decke spannte und sie an ihren Flaschenzug im Gepäckwagen der Musseli erinnerte. Nur fehlte hier die Winde.
    Sie durchsuchte die mit Schablonen beschrifteten Kisten. MÄNNER-KLEIDUNG stand auf einer von ihnen. Eine andere enthielt GESCHIRR und zwei weitere SCHREIBZEUG. Maia hatte Männer nie für sonderlich gebildet gehalten, aber es gab eine ganze Menge Kisten mit dieser Aufschrift.
    Sie versuchte nachzudenken. Geschirrscherben konnten nützlich sein, um die Stoffschichten zu durchschneiden, mit denen

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