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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Lysos und die Gründerinnen sich auf den Weg durch die Galaxie gemacht hatten, um das Schicksal neu zu schmieden. Erzählungen über den Lebensstil längst vergangener Zeiten mußten eigentlich interessant und lehrreich sein. Aber Maia hatte als Vierjährige viele Bücher dieser Art gelesen und war meistens enttäuscht worden.
    Wie viele solcher Geschichten spielte auch diese auf Florentina, der einzigen Phylumwelt, die die meisten Schulmädchen kannten, da dort die Expedition der Gründermütter begonnen hatte. In der Geschichte gab es sogar einen kurzen Auftritt von Perseph, der wichtigsten Assistentin von Lysos, doch insgesamt wurde der Exodus nur sehr bruchstückhaft erwähnt. Hauptsächlich fand hinter den Kulissen seine Planung statt, während die arme Heldin – eine Art Jedefrau aus Florentina – die Hölle der patriarchalischen Gesellschaft durchlebte, in der die Männer nicht nur zahlreich, sondern auch entsetzlich primitiv waren.
     
    »Ich wollte ihn wirklich nicht ermutigen!« rief Rabaka und bedeckte die blauen Flecken auf der linken Seite des Gesichts, damit ihr Ehemann sie nicht sah. »Ich habe nur gelächelt, weil…«
    »Du hast einen Fremden ANGELÄCHELT?« brüllte er. »Hast du den Verstand verloren? Wir Männer nehmen jede Geste, jeden kleinsten Hinweis als Zeichen, daß ihr willig seid! Kein Wunder, daß er dir gefolgt ist und dich in eine dunkle Gasse gedrängt hat, um dir seinen Willen aufzuzwingen.«
    »Aber ich habe mich gewehrt… Er hat es nicht geschafft…«
    »Das spielt keine Rolle. Jetzt muß ich ihn töten!«
    »Nein, bitte…«
    »Du VERTEIDIGST ihn also auch noch?« herrschte Rath sie an, und seine Augen funkelten. »Vielleicht hättest du lieber ihn zum Mann? Vielleicht fühlst du dich gefangen mit mir in diesem kleinen Haus, durch unseren Schwur gebunden in alle Ewigkeit?«
    »Nein, Rath«, entgegnete Rabaka mit flehender Stimme. »Ich möchte nur nicht, daß du dich unnötig in Gefahr begibst…«
    Doch es war schon zu spät, Raths Zorn ließ sich nicht mehr aufhalten. Er griff bereits nach der Peitsche, die an der Wand hing…
     
    Maia konnte nur ein halbes Kapitel auf einmal verkraften. Der Stil war entsetzlich, aber etwas anderes drehte ihr den Magen um. Die ständigen Gewaltszenen stießen sie ab. Was für Masochistinnen lesen solches Zeug? fragte sie sich.
    Wenn das Buch beschreiben sollte, wie unterschiedlich eine andere Gesellschaft war, so war dies in ekelerregend plastischer Weise gelungen. Auf Stratos war es praktisch unerhört, daß ein Mann die Hand gegen eine Frau erhob. Die Gründerinnen hatten auf chromosomaler Ebene eine Aversion dagegen angelegt, die von einer Generation zur anderen verstärkt wurde. Die Sommerpaarungen waren die einzige Chance eines Mannes, seine Gene weiterzugeben, und Clanmütter hatten ein gutes Gedächtnis, wenn sie in der Aurorae-Zeit ihre Einladungen verschickten.
    Auf Florentina jedoch hatte es eine andere Regelung gegeben. Die Ehe. Ein Mann. Eine Frau. Für immer aneinander gebunden. Anscheinend war den Frauen ein Leben in Sklaverei lieber, als allein zu bleiben, denn draußen marschierten massenweise andere Männer herum, in ständiger Brunst, immer bereit, sich auf sie zu stürzen. Von den brutalen Konsequenzen, die in dem historischen Roman Seite um Seite beschrieben wurden, war Maia am Ende richtig übel.
    Natürlich konnte sie nicht wissen, wie exakt diese Beschreibung der Alten Ordnung in einer Phylumwelt tatsächlich war, aber sie hatte den Verdacht, daß es zumindest geringfügige Übertreibungen enthielt. Vielleicht war es in Einzelfällen wirklich so zugegangen, aber wenn es den Frauen dauernd so schlecht gegangen wäre, hätten sie ihre Ehemänner und Söhne einfach vergiftet, lange bevor die Genmanipulation mit alternativen Methoden aufwartete.
    Dennoch konnte man bei so etwas schon fast wieder religiös werden. Gesegnet sei die Weisheit von Lysos, dachte Maia und schlug das Kreiszeichen über der Brust.
     
    An diesem Abend betrieb sie erneut voller Eifer ihr sportliches Training, lief auf der Stelle, machte Liegestützen und Treppentraining mit Hilfe einer Kiste. Bei Einbruch der Dämmerung stieg sie wieder zum Fenster empor und merkte, daß sie sich mit etwas Mühe durch den langen, schmalen Spalt quetschen konnte. Fluchtgedanken wurden wach, bis sie an den Rand kam, von wo aus man direkt ins Tal hinunterblicken konnte… hundert Meter senkrecht in die Tiefe.
    Vielleicht kann ich doch einen Plan aushecken. Eine

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