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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sich die Namen der beiden Hauptpersonen genauer an… Reie und Naia? Kein Wunder, daß sie ihr so vertraut vorgekommen waren. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Wir… wir haben unsere Namen aus einem Roman!
    Maia sah rot vor Wut, als sie daran dachte, was für einen Witz sich Mutter Claire und die anderen mit ihr und ihrer Schwester erlaubt hatten. Wenigstens war Leie die bittere Erkenntnis erspart geblieben, wie dumm sie gewesen waren.
    Maia schleuderte auch dieses Buch von sich, warf sich auf das staubige Bett und weinte. Sie kam sich unendlich einsam und verlassen vor.
     
    Zwei Tage lang war sie lustlos und schlief die meiste Zeit über. Das Klicken in der Nacht interessierte sie nicht mehr. Überhaupt war ihr alles gleichgültig.
    Doch nach einer Weile gewann die Langeweile sogar über die selbstmitleidige Trübsal die Oberhand. Als Maia es nicht mehr aushielt, bat sie ihre Wärterinnen noch einmal darum, ihr etwas zu bringen, womit sie sich die Zeit vertreiben konnte. Die beiden Klonfrauen sahen einander an und erwiderten, es tue ihnen leid, aber es gebe keine weiteren Bücher.
    Maia seufzte und stocherte weiter in ihrem Essen herum. Die Aufseherinnen betrachteten sie mürrisch, offenbar von Maias Laune angesteckt. Sie kümmerte sich nicht darum.
    Anfangs stellte sich Maia vor, irgendeine staatliche Autorität wie beispielsweise die Agentin vom Amt für Planetarisches Gleichgewicht, mit der sie gesprochen hatte, würde kommen und sie befreien. Oder die Priesterinnen aus dem Tempel von Grange Head. Oder sogar eine Abordnung der Lamai-Miliz mit federgeschmückten Helmen. Doch inzwischen machte sie sich keine Illusionen mehr über ihre Bedeutung im großen Zusammenhang der Ereignisse. Auch von Tizbe hörte sie nichts. Jetzt erkannte Maia, daß es weder für die Drogenkurierin noch für sonst jemanden Veranlassung gab, hierherzukommen oder sie zu verhören.
    Hoffnung hatte keinen Platz in ihrem sich entwickelnden Weltbild. Selbst die Lerners stehen so hoch über dir, daß sie sich bücken müssen, um auf dich zu spucken.
    Sie dachte an Calma, wie sie im Mondlicht gestanden hatte, während Tizbe und die Joplands Maia gefangengenommen hatten. Bis zu diesem Augenblick war Calma für sie eine anständige Person gewesen – ein wenig unbeholfen und leicht zu durchschauen, aber freundlich. Jetzt weiß ich es besser… eine Klonfrau ist eine Klonfrau. Thalia und Kiel haben recht. Das ganze System ist beschissen!
    So etwas zu denken, war ein Sakrileg, aber Maia kümmerte es nicht. Sie vermißte ihre Freundinnen. Obgleich sie die beiden nur wenige Wochen gekannt hatte, würden sie das Gefühl, betrogen worden zu sein, verstehen, genau wie die Trostlosigkeit, die Maia jetzt übermannte, denn sie waren wie Maia mit dem Fluch der Einzigartigkeit belegt.
    In ihrer Verzweiflung war Maia jeder Ausweg aus der Niedergeschlagenheit recht, und sie las den eskapistischen Schundroman noch einmal. Diesmal gefiel er ihr wesentlich besser. Vielleicht, weil sie sich mehr mit dem zugrundeliegenden Wunsch, alles zusammenbrechen zu sehen, identifizieren konnte. Aber dann war sie wieder fertig. Die Geschichte ein drittes Mal zu lesen, wäre absurd gewesen. Aber keins der anderen Bücher verdiente es, daß sie auch nur einen zweiten Blick darauf warf.
    Lethargisch verbrachte sie den Nachmittag auf ihrer Kistenpyramide und starrte hinaus in die Steppe. In dem Meer aus Gras konnte man sich rasch verirren, wenn man sich nicht auskannte. Hier und da sah Maia Umrisse, wie Spuren längst verschwundener Gebäude.
    Aber soweit sie wußte, hatte niemand je auf dieser verdorrten Hochebene gelebt.
    Am nächsten Morgen, als die Aufseherinnen Maia das Frühstück brachten, überreichten sie ihr noch etwas anderes. Es war eine glänzende Kiste mit einem Griff, ähnlich wie die harten Koffer, die sehr reiche Frauen manchmal auf Reisen bei sich trugen. »Im andern Raum haben wir ’ne Menge davon«, erklärte ihr die eine der beiden Frauen. »Wir haben gehört, es soll ein Zeitvertreib sein. Kannste ja mal versuchen.« Die Frau zuckte die Achseln, als hätte die lange Ansprache ihren Wortvorrat für diesen Tag aufgebraucht.
    Nachdem die beiden gegangen waren, zog Maia den Koffer an eine Stelle, auf die das Licht vom Fenster fiel, und öffnete das einfache Schnappschloß. Der Koffer ließ sich aufklappen, erst einmal, dann beide Hälften ein zweites Mal. Durch mehrere klug angebrachte Scharniere ließ sich das Ganze immer weiter ausbreiten, bis Maia eine

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