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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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abgefangen.«
    Wisner spähte hinüber zu Bedell Smith. »Das sieht für mich ganz danach aus, als hätte jemand drüben den Alarmknopf gedrückt.«
    Torriti legte einen Zeigefinger an die Nase. »Wenn sich doch alles nahtlos ineinander fügt«, sagte er, »müssten wir schön verrückt sein, Philby weiter zu trauen. Ich meine, wir sollten ihn schnellstens zurück nach England verfrachten, den Briten beibringen, was wir gegen ihn in der Hand haben, damit sie ihn ordentlich in die Mangel nehmen. Die haben Fuchs weich gekriegt. Die kriegen auch Philby weich.«
    »Wir stehen ganz schön blöd da, wenn wir Anschuldigungen erheben, die wir nicht beweisen können«, sagte Helms träge.
    »Ich traue meinen Ohren nicht«, stöhnte Torriti. »Der Kerl war im sozialistischen Studentenbund, hat eine kommunistische Aktivistin in Wien geheiratet …« Er ließ den Blick über den Tisch wandern, um zu sehen, ob unter all den Flaschen Mineralwasser irgendetwas Alkoholisches aufgetaucht war. »Verdammt, der Mistkerl verrät eine Operation nach der anderen –«
    »Nicht alle Operationen, über die er Bescheid wusste, sind verraten worden«, zischte Angleton.
    Der Zauberer explodierte. »Er hat gewusst, dass ich einen sowjetischen Maulwurf, der die Wischnewski-Operation verraten hat, identifizieren könnte, denn das habe ich ihm in einem Kontrastbrei gesteckt. Und schon lockt man mich in eine Kirche und versucht, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Wie erklären Sie sich das?«
    Angleton zog an seiner Zigarette. »Philby hat gewusst, dass Ihre heißeste Quelle in Ostdeutschland –«
    General Smith fuhr mit dem Daumen die nummerierten Absätze in Angletons Widerlegung hinab. »Ich hab’s – Nummer drei – Sie reden von SNIPER.«
    »Philby war von Anfang an über das SNIPER-Material informiert«, sagte Angleton. »Der KGB hätte SNIPER anhand dessen, was wir von ihm bekommen haben, problemlos identifizieren können. Als Harvey herausfand, dass SNIPER Physikprofessor und stellvertretender Ministerpräsident von Ostdeutschland ist, haben wir die Information routinemäßig an den MI6-Verbindungsmann in Washington weitergegeben, an Philby.« Er wandte sich an den Zauberer. »SNIPER liefert doch noch immer, nicht wahr, Harvey?«
    »Allerdings, Jim.«
    Angleton lächelte beinahe, als wollte er sagen: Meine Beweisführung ist abgeschlossen.
    Torriti sagte sehr schnell: »Er liefert noch, weil er im Auftrag der Sowjets Falschinformationen liefert.«
    Die hohen Tiere am Tisch tauschten Blicke aus. Truscott lehnte sich zurück und beäugte den Zauberer durch den Dunst aus Pfeifen- und Zigarettenrauch. »Würden Sie uns das bitte erläutern?«
    »Gern«, erwiderte Torriti. Er kramte zwei zerknitterte Nachrichtenformulare aus der Brusttasche seines Sakkos, strich sie auf dem Tisch glatt und las von dem ersten ab. »Das hier ist eine Eilmeldung, die ich am Samstagmorgen erhalten habe. ›Von: Der Zauberlehrling. An: Der Zauberer. Betr.: AESNIPER. Erstens: Irgendwas ist hier faul, Harvey.‹«
    General Smith beugte sich vor. »Da steht ›Irgendwas ist hier faul, Harvey‹?«
    »Ganz genau, General.«
    »Ist das ein Kryptogramm?«
    »Nein, Sir. Es ist Klartext.«
    Der CIA-Chef nickte skeptisch. »Verstehe. Und was genau soll faul sein?«
    Torriti lächelte zum ersten Mal in der Besprechung. »Es geht um Folgendes«, sagte er. »Vor einer Weile hat mein Lehrling, ein Mann namens Jack McAuliffe, auf meine Anweisung hin in der Wohnung von SNIPER ein Mikrofon angebracht. McAuliffe ist es auch, der SNIPERs Kurierin mit dem Decknamen RAINBOW betreut …«
    Sobald er nach seinem Freitagabendtreffen mit Lili wieder in Berlin-Dahlem war, schob Jack das Stück Seide zwischen zwei Glasplättchen, rückte die Schreibtischlampe zurecht und machte sich daran, mit einer Lupe die neueste Lieferung von SNIPER zu studieren. Wie zu erwarten, ging es um Tests von bakteriologischen Waffen auf Rügen, Uranherstellung in Joachimsthal, die jüngsten Kernspaltungsexperimente der Sowjets in Zentralasien. Anschließend wurde ausführlich aus einem Brief zitiert, in dem Walter Ulbricht sich bei dem sowjetischen Botschafter darüber beschwerte, dass Wilhelm Zaisser angeblich Ulbrichts mangelndes Engagement für den Kommunismus beanstandet habe. Am Schluss waren Namen von westdeutschen Politikern und leitenden Firmenangestellten aufgelistet, die ihre Nazivergangenheit verschleierten und deshalb erpressbar waren.
    Es war ein langer Tag gewesen. Hundemüde schaltete Jack die

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