Die Company
dem ich mich dienstags und freitags traf. Ernst würde kein Haar gekrümmt, solange ich kooperierte –«
Jack musste daran denken, was Lili einmal gesagt hatte: Ohne mich kann er nicht weiterleben. Für ihn war die Bedeutung ganz klar gewesen – der Professor hätte es nicht ertragen, von der geliebten Frau verlassen zu werden. Jetzt begriff Jack, dass Lili es wörtlich gemeint hatte; sie konnte nicht in den Westen überlaufen, weil es für Ernst Löffler das Todesurteil bedeutet hätte.
»Nach jedem Treffen mit dir«, sagte sie jetzt mit Zorn in der Stimme, »schrieb ich einen Bericht. Sie wissen, wer du bist, Jack.«
»Hast du ihnen erzählt –«
»Kein Wort. Sie wissen nichts von uns …«
Jack überlegte verzweifelt, wie er sie überreden könnte, mit ihm in den Westen zu kommen. »Der Professor – Löffler – ist verloren, Lili. Kapier das. Das Spiel kann nicht ewig so weitergehen. Sobald es zu Ende ist, werden sie ihn bestrafen, und wenn nur, um ein Exempel zu statuieren für andere, die vielleicht versucht wären, in seine Fußstapfen zu treten. Du kannst immer noch gerettet werden. Komm mit mir -jetzt.«
»Wenn ich gehe, bringt es ihn um, bevor er von denen umgebracht wird.«
Dann hatten Lilis Worte: Ohne mich kann er nicht weiterleben also doch zwei Bedeutungen.
Jack gingen die Argumente aus. »Dann erzähl ihm irgendwo, wo ihr nicht abgehört werden könnt, was ich dir gesagt habe – sag ihm, dass der KGB ihn benutzt. Sag ihm, ich kann euch beide rausschleusen.«
»Du kennst Ernst nicht. Er wird seine Universität, seine Arbeit, seine Freunde, seine Heimat niemals verlassen. Nicht einmal, um sein Leben zu retten.« Ihre Augen trübten sich. »Er hat immer gesagt, für den Fall, dass es soweit käme, hätte er eine Kleinkaliberpistole. Er hat gewitzelt, die Kugel sei so klein, dass sie nur dann tödlich wäre, wenn man den Mund voll Wasser nimmt, die Pistole in den Mund steckt und sich so den Kopf wegsprengt …«
»Er liebt dich – er will bestimmt, dass du dich rettest.«
Lili nickte dumpf. »Ich werde ihn um Rat fragen …«
»Das erklärt, warum die SNIPER-Quelle nicht versiegt ist, als Philby den KGB informiert hat«, sagte Torriti jetzt in der Krisensitzung. »Der KGB wusste bereits über SNIPER Bescheid – die ganze Sache war eine KGB-Operation zur Verbreitung von Falschinformationen.«
Eine nervöse Stille trat im Konferenzraum ein, als der Zauberer zum Ende seiner Geschichte kam. Truscotts Bleistift kritzelte hörbar etwas auf einem Block. Dulles ließ die Flamme eines Feuerzeugs in den Kopf seiner Pfeife flackern. Wisner trommelte mit den Fingern auf dem Metallarmband seiner Uhr.
Angleton massierte sich die Stirn, in der eine ausgewachsene Migräne pulsierte. »Alle Fakten lassen sich auf vielfache Weise deuten«, sagte er. »Ich brauche Zeit, um mir darüber klar zu werden, was –«
Es klopfte heftig an der Tür. General Smith rief barsch:
»Herein.«
Eine Sekretärin streckte den Kopf in den Raum. »Ich habe hier eine Eilmeldung, für Sie persönlich. Vom Leiter der Londoner Dienststelle.«
Helms nahm die Nachricht entgegen und reichte sie an den General weiter. Smith setzte eine Lesebrille auf und überflog die Nachricht. Er blickte auf und winkte die Sekretärin aus dem Raum. »Nun, Gentlemen, jetzt ist die Kacke am Dampfen«, verkündete er. »Am Freitag hat das britische Auswärtige Amt den MI5 beauftragt, Maclean Montagmorgen wegen der HOMER-Geschichte zu verhören. Aber als das Verhör heute Morgen stattfinden sollte, hatte Maclean sich abgesetzt. Das ist leider noch nicht alles. Guy Burgess scheint ebenfalls verschwunden zu sein.«
Angleton wurde leichenblass und sank, wie vor den Kopf gestoßen, auf seinem Stuhl in sich zusammen. General Truscott pfiff durch die Zähne. »Burgess – ein Sowjetagent!«, sagte er. »So ein Mistkerl! Er ist bestimmt zurück nach England, um Maclean zu warnen, dass wir HOMER auf die Schliche gekommen sind. Dann hat er die Nerven verloren und ist mit ihm zusammen getürmt.«
Wisner stieß seinen Stuhl von der Wand ab. »Wie hat Burgess rausgefunden, dass wir HOMER enttarnt haben?«
»Burgess hat in Washington mit Philby zusammengewohnt«, sagte Torriti betont.
General Smith schüttelte angewidert den Kopf. »Burgess hat sich einen Austin gemietet und ist zu Macleans Haus in Tatsfield gefahren«, sagte er, während er mit dem Finger an der Nachricht aus London hinabfuhr. »Um 23 Uhr 45 am Freitag sind Burgess und Maclean an
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