Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
ist kaputt.«
    »Kein Eis, kein Klicken. Kein Klicken, schlecht!«
    »Das hast du damals bei der Wischnewski-Sache auch gesagt«, erinnerte sich Jack. »›Kein Klicken, schlecht!‹«
    »In den fünf Monaten ist allerhand passiert.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Die SNIPER-Sache hast du wirklich gut gemacht«, sagte der Zauberer.
    »Auf dich.«
    Sie kippten ihren Whiskey.
    »Ich bin das erste Mal hier oben«, sagte der Zauberer. Er sah sich in Jacks Büro um. »Nett hier.«
    »Klein.«
    »Klein, aber nett. Wenigstens hast du ein Fenster. Was sieht man, wenn die Jalousie oben ist?«
    »Die Backsteinwand vom Haus gegenüber.«
    Torriti lachte. »Na ja, du bist ja nicht wegen der schönen Aussicht nach Deutschland gekommen.«
    »Wie kommen die in England mit Philby voran?«
    »Die Inquisitoren vom MI5 haben ihn auf der Streckbank. Bisher bleibt er dabei, dass alles Zufall ist.«
    »Meinst du, sie bringen ihn zum Reden?«
    »Mein Kumpel Elihu Epstein vom MI5 sagt, Philby ist eine harte Nuss.«
    Einen Moment lang fiel keinem von beiden etwas ein. Dann brach Jack das Schweigen: »Sie ist zweimal nicht zum Treffen erschienen, Harvey.«
    Torriti nickte unbehaglich.
    »Die Wanze in SNIPERs Wohnung sendet nichts mehr. Die Stille ist ohrenbetäubend.«
    Der Zauberer blickte sich in dem kleinen Raum um, als suchte er nach einem Weg nach draußen. »Jack, ich habe schlechte Nachrichten für dich.«
    »Über RAINBOW?«
    »Über RAINBOW. Über SNIPER.«
    »Ich höre.«
    »Du weißt ja, dass wir das Telefon von Ulbrichts Frau in ihrem Büro im Zentralkomitee angezapft haben.«
    »Klar.«
    Torriti schob das Glas zum Nachfüllen über den Schreibtisch. Sein Lehrling füllte es. Der Zauberer kippte den zweiten Whiskey hinunter, klopfte dann suchend seine Taschen ab. Er wurde in einer Hemdtasche unter seinem Schulterhalfter fündig und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus. »Das ist das Transkript eines Telefonats, das Ulbricht vor zwei Tagen mit seiner Frau Lotte geführt hat.«
    Torriti wollte das Blatt auf den Schreibtisch legen, aber Jack sagte: »Was steht drin, Harvey?«
    Der Zauberer nickte. »Ulbricht erzählt seiner Frau, dass die Jungs in Karlshorst Ernst Löffler im Haus seines Bruders in Dresden aufgespürt haben. Sie wollten ihn wegen Hochverrats verhaften. Als niemand aufmachte, haben sie die Tür aufgebrochen. Löffler hatte sich erhängt.«
    »Verstehe.«
    »Lotte fragt Ulbricht nach Helga.«
    »Und?«
    »Er sagt, sie hatte sich auf dem Klo eingeschlossen. Die Jungs von Karlshorst haben sie aufgefordert rauszukommen. Dann haben sie einen Schuss gehört.« Torriti räusperte sich. »Die Einzelheiten erspare ich dir lieber … Hörst du zu, Kumpel?«
    Jack ließ einen Finger über den Rand seines Glases kreisen.
    »Sie hat die Sache angefangen, ohne je zu überlegen, wie sie wieder rauskommen könnte.«
    »Schätze, sie hat es dir ganz schön angetan.«
    »Wir hatten keine Zeit für uns. Keiner von uns beiden hatte Zeit übrig.«
    Der Zauberer wuchtete sich hoch. »Was soll ich sagen, Jack. Es ist nicht deine Schuld. Du hast ihr das Angebot gemacht, sie da rauszuholen. Ihr Problem, wenn sie’s nicht angenommen hat.«
    »Ja, ihr Problem«, sagte Jack. »Sie hat es gelöst, mit einem Mund voll Wasser und einer Kleinkaliberpistole.«
    Der Zauberer beäugte seinen Lehrling. »Woher weißt du das mit dem Mund voll Wasser? Und dass die Pistole ein kleines Kaliber hatte?«
    »Ein Schuss ins Blaue.«
    Torriti wandte sich zur Tür. Jack sagte: »Eine Frage, Harvey.«
    Der Zauberer drehte sich um. »Klar, mein Junge. Was willst du wissen?«
    »Waren SNIPER und RAINBOW auch ein Kontrastbrei von dir? Wenn ja, Harvey, dann weiß ich nicht, ob ich noch weiter –«
    Torriti hob beide Hände. »SNIPER war für die Berliner Basis nicht mit Gold aufzuwiegen, Kumpel. Ich hätte so manches hergegeben. Ich hätte die Wanze in Lottes Telefon hergegeben. Aber nicht SNIPER.« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nie und nimmer hätte ich ihn ans Messer geliefert.« Er hob die rechte Hand. »He, ich schwöre, Kleiner. Auf das Grab meiner Mutter.«

 
    18 Tscherjomuski bei Moskau,
Montag, 4. Juni 1951

    S
    tarik war über die eiserne Wendeltreppe auf das Flachdach der dreistöckigen Villa gestiegen, um den unaufhörlich klingelnden Telefonen eine Weile zu entfliehen. Stimmte es, hatte Beria wissen wollen, dass die beiden Engländer, die für die Sowjetunion spioniert hatten, bereits in Moskau eingetroffen waren? Wann, so eine Anfrage

Weitere Kostenlose Bücher