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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Ihrem Namensschild?«, flüsterte Ebby.
    »Elizabet.«
    »Mein Name ist Elliott.«
    Ihre dunklen Augen betrachteten ihn. »Ich wusste, dass Sie es sind, noch bevor Sie die vereinbarten Sätze gesagt hatten.« Sie riss einen Dufflecoat von einem Haken an der Wand und warf ihn sich über die Schultern. Dann zog sie einen großen Schlüssel aus der Tasche, entriegelte die Tür, schloss sie auf und hinter ihnen wieder zu. Sie befanden sich auf einem tiefer liegenden Innenhof hinter dem Hauptgebäude, stiegen eine stählerne Treppe hinauf zu einer Tür in dem hohen Drahtzaun, die sie mit einem zweiten Schlüssel öffnete und ebenfalls wieder verschloss. Rasch überquerten sie die dahinter liegende Straße, und Ebby folgte ihr zu einem verbeulten kleinen Fiat. Elizabet schloss die Fahrertür auf, stieg ein und öffnete von innen die Beifahrertür. Dann brausten sie die Straße hinunter und fädelten sich in den fließenden Verkehr ein.
    Elizabet steuerte den kleinen Wagen mit äußerster Konzentration durch die belebten Straßen von Pest. Nach einer Weile brach Ebby das Schweigen. »Wo bringen Sie mich hin?«
    »Árpád und seine Freunde erwarten Sie in einer Wohnung in Buda, hinter dem Südbahnhof.«
    »Was passiert denn am Museum, wenn ich nicht wieder herauskomme?«
    »Die werden eine Weile warten und dann nach Ihnen suchen. Wenn sie merken, dass Sie nicht mehr da sind, fahren sie zum Gellért und warten dort auf Sie. Wir haben das schon öfter erlebt – die haben Angst, dass sie von ihren Vorgesetzten was zu hören kriegen, und werden Ihr Verschwinden wahrscheinlich nicht melden. Nach Ihrem Treffen mit Árpád setze ich Sie an einer der Brücken ab, und Sie gehen einfach zu Fuß zum Gellért, als wäre alles ganz normal.«
    »Ich habe mitbekommen, wie Sie der Frau im Museum gesagt haben, dass Sie mit Árpád verheiratet sind.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich habe nicht gesagt, dass ich mit Árpád verheiratet bin. Ich bin mit einem anderen Ungarn verheiratet. Ich bin Árpáds Geliebte.«
    Ebby verzog das Gesicht. »Ich wollte nicht indiskret –«
    »Natürlich wollten Sie. Sie sind ein Spion der CIA. Indiskretion ist Ihr Geschäft.«
     
    Ein eisiger Wind fegte von der Donau her und rüttelte an den Fenstern der Dachgeschosswohnung im Gewirr der Straßen von Buda. Als Ebby eintrat, kam ein massiger Mann von etwa Ende dreißig mit wildem, vorzeitig ergrautem Haar und der flachen Stirn und leicht gebogenen Nase eines römischen Zenturio auf ihn zu. Mit seinen schweren Schnürschuhen, der Kordhose und dem abgetragenen Pullover war er gekleidet wie ein Arbeiter. »Ich heiße Sie von ganzem Herzen in Budapest willkommen«, erklärte er, ergriff mit beiden Händen die ausgestreckte Hand des Besuchers und betrachtete ihn forschend aus dunklen, unsteten Augen.
    »Das ist Árpád Zelk«, sagte Elizabet leise.
    »Es ist mir eine Ehre, einen so berühmten Dichter kennen zu lernen«, sagte Ebby.
    Árpád schnaubte verächtlich. »Da ich meine Gedichte auf Ungarisch schreibe, einer Sprache, die von nur zehn Millionen Menschen auf dem Planeten Erde gesprochen wird, ähnelt mein Ruhm dem eines Vogels, der aus voller Kehle in einem schalldichten Käfig zwitschert.«
    Árpád bot Ebby einen Stuhl an und stellte ihm die beiden Männer vor, die mit am Tisch saßen. »Das ist Mátyás, und das ist Ulrik«, sagte er. »Sie sind Kameraden aus der ungarischen Widerstandsbewegung.«
    Ebby reichte beiden Männern die Hand – Mátyás trug die typische kurze Jacke eines Studenten; Ulrik dagegen war mit Anzug, Weste, Hemd und Nickelbrille wie ein Büroangestellter gekleidet – und nahm dann Platz. Elizabet setzte sich auf eine Couch.
    »Darf ich Sie bitten«, sagte Árpád sehr förmlich, »welche Nachricht bringen Sie uns aus den Vereinigten Staaten?«
    »Ich überbringe Ihnen die besten Wünsche hochstehender Regierungsmitglieder. Ich überbringe Ihnen ihre Hochachtung vor Ihrem Mut und –«
    Árpád schlug so heftig mit der flachen Hand auf die Glasplatte des Tisches, dass Ebby schon dachte, sie würde zerspringen. »Meine Freunde und ich sind keine Diplomaten auf einer Teeparty«, sagte er gereizt und gestikulierte heftig in der Luft. »Wir brauchen weder eure guten Wünsche noch eure Hochachtung. Wir brauchen eure Zusage, dass ihr uns materiell unterstützt, falls die Lage sich zuspitzt.«
    »Die amerikanische Regierung will die Sowjets nicht zu weit treiben –«
    »Wegen etwas so Unwichtigem wie Ungarn«, führte Árpád

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