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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Fabrikgebäudes, über uns ist eine Großbäckerei. Hör nur.«
    Und wirklich, von oben drang das dumpfe Stampfen irgendwelcher Maschinen. Zoltán beratschlagte sich mit einigen Mitstreitern, dann setzte er sich neben Ebby und Elizabet. »Sie sagen, es wird erst in zweieinhalb Stunden hell. Wir ruhen uns ein Weilchen aus. Dann bilden wir kleine Gruppen und sehen zu, dass wir möglichst weit weg kommen, ehe die Russen spitzkriegen, dass wir abgehauen sind. Studenten, die sich in Pest auskennen, werden uns rausführen.«
    »Wo wollen wir denn hin?«, fragte Elizabet.
    Zoltán grinste. »Nach Österreich.«
    Sie wandte sich an Ebby. »Du kannst es doch bestimmt bis zur amerikanischen Botschaft schaffen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die wird von russischen Truppen umstellt sein, damit keine Ungarn dort Asyl suchen.« Er lächelte sie an. »Am besten, ich schlage mich mit euch nach Österreich durch.«
    Die zwölf russischen Deserteure, die bei einer Festnahme am meisten zu verlieren hatten, gingen als Erste los. An der Tür drehte sich einer von ihnen um und hielt eine kurze Rede auf Russisch. Er verbeugte sich tief vor den Freiheitskämpfern, brachte noch ein tapferes kleines Lächeln zustande, bevor er sich umwandte und über eine Holztreppe nach oben verschwand. Minuten später machten sich Ebby und Elizabet und Zoltán mit einer Gruppe auf den Weg. Sie schlichen über eine Laderampe, kletterten über einen Zaun und befanden sich plötzlich auf einem Fußballfeld hinter einer Schule. Ein kalter, trockener Wind wehte von der Donau herüber, und E lizabet reckte ihm das Gesicht entgegen, atmete in tiefen, gierigen Zügen. In der Ferne züngelten Flammen in den Nachthimmel über der Stadt. Der Anführer ihrer Gruppe, ein schmalgesichtiger junger Mann mit Brille, der ein altes Gewehr über die knochige Schulter gehängt hatte, führte sie durch ein Gewirr von kleinen Gassen bis in die südlichen Vororte von Pest. Unterwegs durchquerten sie gepflegte Villengärten, kletterten über Mauern und Maschendrahtzäune, gingen durch Lagerhäuser voller schweigender Frauen und Kinder und durch enge Sträßchen. Einmal kamen sie zu einer Hauptstraße, die auf einen Platz mündete. So weit das Auge reichte, waren die Wohnhäuser auf beiden Seiten der Straße zu Schutthaufen zusammengeschossen worden und die Straße selbst mit Trümmern übersät. Als sie um eine Häuserecke spähten, sahen sie russische Soldaten, wie sie sich mitten auf dem Platz die Hände an einem offenen Feuer wärmten. Die Äste der Bäume hoben sich scharf gegen das Mattrot des glühenden Himmels ab.
    Von den Ästen baumelten die Körper von zwölf Freiheitskämpfern und drehten sich sacht im Wind.
    Tief gebückt, überquerten sie zu zweit und zu dritt die Straße im Laufschritt, ohne dass die Russen sie bemerkten. Als die Sonne im Osten sichtbar wurde, befanden sie sich schon am südlichen Stadtrand von Pest. Linker Hand tauchten die ersten Felder auf. Ihre dunkle Erde glänzte vom Tau. Unterhalb der Insel Csepel entdeckten sie ein paar Touristenpedalos, die an einen Landungssteg gekettet waren. Sie brachen die Schlösser der Ketten auf und fuhren mit den Tretbooten zum anderen Donauufer. Dort folgten sie einer Landstraße, die am Ufer entlangführte. Nach etwa zwei Kilometern gelangten sie zum Rote-Fahne-Milchhof, einem landwirtschaftlichen Kollektiv, von dem bekannt war, dass es mit den Aufständischen sympathisierte. Inzwischen war es hell geworden, und ein bärtiger Nachtwächter scheuchte sie in einen Lagerschuppen. Wenige Minuten später hatten sie sich auf den Heuballen ausgestreckt und schliefen tief und fest.
    Im Lauf des Tages kamen immer mehr Flüchtlinge in den Schuppen: ein älterer Universitätsprofessor und seine ausgezehrt wirkende Frau, der Dirigent der Budapester Philharmoniker, ein Puppenspieler, der zwei riesige Koffer voller Marionetten mitschleppte, ein bekannter Sportreporter mit seiner Freundin und der ebenso bekannte Torhüter der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft mit Frau und Baby. Gegen Mittag brachten einige Frauen ihnen Körbe voll Brot und Käse, und die ausgehungerten Flüchtlinge stürzten sich gierig darauf; für viele von ihnen war es die erste Mahlzeit seit Tagen. Als es dämmerte, fuhr der alte Skoda-Lastwagen des Kollektivs vor. Elizabet nahm den Fahrer beiseite und redete eine Zeit lang in drängendem Flüsterton auf ihn ein. Als er unschlüssig schien, kramte sie im Handschuhfach, bis sie eine Straßenkarte fand,

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