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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Wind wehte; falls er nicht nachgab, würde es vor dem »D-Day« überhaupt keine Angriffe geben. »Ich könnte das Kontingent möglicherweise auf sechs Maschinen reduzieren – zwei für jeden der drei Flughäfen Castros. Alles, was wir nicht am D-Day minus zwei zerstören, erledigen wir eben am D-Day minus eins.«
    Kennedy wirkte erleichtert. »Mit sechs Maschinen kann ich leben«, sagte er.
    Der Präsident blickte Rusk an, der widerwillig nickte. »Keine Maschinen wären mir lieber«, sagte der Außenminister, »aber mit sechs bin ich einverstanden.«
    Die Leute am Tisch löcherten Bissell nun mit Fragen. War die kubanische Brigade motiviert? Waren die Kommandeure der Sache gewachsen? Hatten die Company -Mitarbeiter in Miami eine glaubwürdige Übergangsregierung aufgestellt? Wie zuverlässig waren die Informationen, dass große Teile von Castros Armee sich weigern würden zu kämpfen? Dass die Bauern sich den Freiheitskämpfern in Scharen anschließen würden?
    Bissell antwortete mit einer Mischung aus Ernst und gelassener Zuversicht. Die Brigade war motiviert und konnte es kaum erwarten, dass es losging. Wenn die Stunde der Wahrheit kam, würde die Übergangsregierung sich bewähren. Laut dem neusten CIA-Geheimbericht, der am frühen Morgen rausgegangen war, verlor Castro zunehmend an Popularität: zahlreiche Sabotageakte, Kirchenbesuche in Rekordhöhe, alles deutliche Anzeichen einer Opposition gegen das Regime. Die Frustration unter den Bauern hatte sich auf alle Regionen Kubas ausgeweitet. Castros Ministerien und reguläre Truppen waren durch oppositionelle Gruppen infiltriert, die die Landung zusätzlich unterstützen würden.
    Am anderen Ende des Tisches fragte Paul Nitze, Kennedys stellvertretender Verteidigungsminister, was aus der Brigade werden sollte, falls die Invasion abgeblasen würde. Bissell räumte ein, dass die Company dann ein Entsorgungsproblem hätte. Die fünfzehnhundert Mann der Brigade könnten nicht nach Miami zurückgebracht werden, sie müssten irgendwohin, wo die amerikanische Presse nichts von ihnen mitbekam.
    »Wenn wir sie loswerden müssen«, sagte Kennedy mit bitterem Fatalismus, »würde einiges dafür sprechen, sie in Kuba loszuwerden.«
    Im letzten Moment hatte der Präsident auch noch Senator Fulbright dazugebeten. Der Senator hatte Wind von JMARC bekommen und ein langes, vertrauliches Memorandum an Kennedy gesandt, in dem er darlegte, warum er mit aller Entschiedenheit gegen die Operation war. Jetzt wandte Kennedy sich an ihn und bat ihn, seine Meinung zu äußern. Fulbrights außenpolitischer Sachverstand nötigte selbst seinen Gegnern Respekt ab. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte Bissell über den Tisch hinweg. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Mr. Bissell, wird Ihre Brigade von der Landungsstelle aus Richtung Havanna vorrücken und auf dem Weg dorthin möglichst viele Mitstreiter rekrutieren.«
    Bissell nickte argwöhnisch. Dass Fulbright plötzlich mit von der Partie war, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Fulbright bedachte den DD/O mit einem matten Lächeln. »Hört sich an wie Napoleons Strategie von 1815, als er aus Elba zurückkehrte.«
    »Napoleon hat auch mit fünfzehnhundert Mann angefangen«, konterte Bissell. »Als er Paris erreichte, hatte er eine Armee.«
    »Der Traum hat nur hundert Tage gedauert«, bemerkte Fulbright. Er wandte sich an den Präsidenten. »Lassen wir mal einen Moment die Frage außer Acht, ob dieses Abenteuer gelingen kann, und wenden wir uns einem anderen Aspekt zu, nämlich dem, dass die Invasion Kubas diverse Staatsverträge verletzt und obendrein gegen amerikanisches Recht verstößt, das nicht nur die Rekrutierung ausländischer Streitkräfte, sondern auch die Vorbereitung ausländischer Militärexpeditionen sowie die Ausrüstung ausländischer Schiffe zum Einsatz gegen ein Land, mit dem wir uns nicht im Kriegszustand befinden, verbietet.«
    Rusk winkte ab. »Meiner Ansicht nach legitimiert der Erfolg sich selbst. Er hat Castro nach der Machtergreifung legitimiert. Er hat die Gründerväter dieses Landes legitimiert, als sie gegen die britische Herrschaft rebellierten. Ich bin überzeugt, dass man Jefferson und Washington als Verräter aufgehängt hätte, wenn die Revolution gescheitert wäre.«
    Fulbright schüttelte heftig den Kopf. »Die Vereinigten Staaten verurteilen Moskau ständig wegen seiner Einmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten, Mr. President. Die Intervention in Kuba wird der

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