Die Company
die Operation selbst nicht von Grund auf falsch ist.«
»D-Day minus drei ist ein bisschen spät für solche Einwände.«
»Ich habe die ganze Zeit über Einwände erhoben. Ich habe das Problem angesprochen, dass die so genannte Guerilla-Option wegfällt, wenn wir die Landung von Trinidad in die Schweinebucht verlegen. Ich habe schriftlich darauf hingewiesen, dass der Wunsch, das amerikanische Engagement bei der Invasion zu verschleiern, zu falschen Entscheidungen hinsichtlich des Materials geführt hat – wir benutzen alte, langsame Frachtschiffe mit begrenztem Stauraum unter Deck, wir benutzen antiquierte B-26-Bomber, die nicht von Florida, sondern von Stützpunkten in Mittelamerika aus starten und so weniger Zeit über dem Ziel haben. Aber vielleicht hätte ich diese Einwände ja noch deutlicher vertreten sollen.«
Ebby, den die Angst quälte, die Company könnte die kubanischen Freiheitskämpfer möglicherweise genauso behandeln, wie sie die Ungarn fünf Jahre zuvor behandelt hatte, schloss die Augen und massierte sich die Lider mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand.
Bissell wedelte mit der Hand durch die Luft, als belästige ihn ein Insekt. »Wenn das Ihre einzigen Bedenken sind –«
Ebby unterbrach ihn. »Nein, bei weitem nicht –«
»Mr. Ebbitt scheint zu vergessen, dass wir eine ähnliche Operation bereits in Guatemala durchgeführt haben«, sagte eine junge Frau aus dem Propagandateam, die in der letzten Reihe saß.
Ebby wurde ärgerlich. »Seit wir Arbenz Guzmán los sind, herrscht in Guatemala pure Unterdrückung«, sagte er, nach hinten gewandt. »Fragen Sie doch die Campesinos, ob wir erfolgreich waren. Fragen Sie sie, ob –«
Um die Gemüter zu beruhigen, sagte Bissell: »Okay, Eb. Dazu sind wir hier. Lassen Sie Ihre Einwände hören.«
»Zunächst einmal«, begann Ebby, »ist es beileibe nicht sicher, ob das so genannte Guatemala-Modell in Kuba funktioniert. Castro wird nicht gleich die Flucht ergreifen wie Arbenz in Guatemala, bloß weil eine Brigade von Emigranten an einem seiner Strände gelandet ist. Der Mann ist aus härterem Holz geschnitzt. Man muss sich nur mal seinen Werdegang ansehen. Er ist mit einer Hand voll Guerilleros mit einem kleinen Boot nach Kuba gefahren, hat sich in die Berge geschlagen und alles überstanden, was Batista ihm entgegensetzen konnte. Und schließlich ist er in Havanna reinspaziert, als Batista die Nerven verlor und sich aus dem Staub gemacht hat. Castro ist heute zweiunddreißig, ein selbstbewusster und energischer Mann, mit treuen Anhängern im Militär und in der zivilen Infrastruktur.«
Ebby stand abrupt auf, ging zu einem der Tische und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Hinter ihm herrschte Totenstille. Er tat Zucker in die Tasse, rührte mit einem Plastiklöffel um und wandte sich wieder Bissell zu. »Betrachten wir das Ganze mal aus einer anderen Perspektive, Dick. Selbst wenn die Invasion gelingt, wird die ganze Welt sie für das halten, was sie ist: eine CIA-Operation von Anfang bis Ende. Tatsache ist, dass JMARC der Company vermutlich auf Jahre hinaus schaden wird. Wir sind dazu da, um Geheimnisse auszukundschaften und sie zu analysieren. Basta. Wie kommen wir eigentlich dazu, die Invasion eines Landes zu planen, bloß weil den Kennedys der Mann an der Spitze ein Dorn im Auge ist? Für Invasionen sind schließlich immer noch die Armee, die Marines und die Luftwaffe zuständig.« Ebby öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch dann gab er mit einem Achselzucken auf.
Bissell hatte so heftig mit seinem Ehering herumgespielt, dass die Haut wund war. Etwas beklommen sagte er: »Jeder, der meint, wir hätten uns über all diese Fragen keine Gedanken gemacht, unterschätzt uns. Was Sie sagen, Eb – was wir uns selbst auch schon zigmal gesagt haben –, läuft doch nur darauf hinaus, dass alles, was wir tun, riskant ist, egal was. Es ist riskant, kein Risiko einzugehen. Es ist riskant, den Invasionsort in die Schweinebucht zu verlegen. Es ist riskant, veraltete B-26 zu benutzen. Wir an der Spitze haben die Aufgabe, eben diese Risiken abzuwägen. Und Sie können mir glauben, das haben wir getan.« Bissells Stimme klang heiser. Er trank einen Schluck Wasser, dann nahm er Haltung an wie ein Soldat auf dem Exerzierplatz. »Eines will ich Ihnen sagen – ich befürworte den Gebrauch von Macht für legitime Zwecke. Die Welt von Castro und das kubanische Volk von der kommunistischen Unterdrückung zu befreien, das sind eindeutig legitime Zwecke.
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