Die Company
Und deshalb werden wir jetzt handeln und unseren kleinen Krieg neunzig Meilen vor der Küste Floridas gewinnen.«
Der Oberst des Marine Corps fuchtelte mit der Faust in der Luft. Rund ein Dutzend Leute im Raum applaudierten sogar. Bissell blätterte verlegen in seinen Notizen. »Jetzt möchte ich ein Wörtchen zu den chiffrierten Falschmeldungen sagen, die wir von Swan Island aus senden werden …«
Später am Tag lief Ebby auf der Herrentoilette zufällig Tony Spink über den Weg. Sein alter Chef aus Frankfurter Tagen war jetzt für die Luftunterstützung von Rebellen in den kubanischen Bergen zuständig, und er sagte zu Ebby, dass Bissell und seine Leute sich ihrer Sache so sicher schienen, dass er allmählich den Verdacht hatte, ob es nicht noch einen Aspekt in der Sache JMARC gab, von dem er nichts wusste, irgendetwas, das ausschlaggebend dafür war, die Operation durchzuziehen.
»Wovon reden wir hier eigentlich?«, überlegte Ebby, »was könnte deiner Meinung nach den Ausschlag für die Operation geben?«
»Vielleicht hat Kennedy Bissell insgeheim zu verstehen gegeben, dass er bereit wäre, amerikanische Truppen zu schicken, falls sich abzeichnet, dass Castro die Oberhand gewinnt.«
Ebby dachte einen Moment darüber nach. »Möglicherweise spekuliert Bissell darauf, dass Kennedy angesichts einer bevorstehenden Niederlage klein beigibt und die Skyhawks einsetzt«, sagte Ebby. »Aber falls Bissell das tatsächlich glaubt, macht er sich was vor. Wieso sollte Kennedy sich die ganze Mühe machen, eine sündhaft teure verdeckte Operation zu starten, wenn er am Ende doch vorhätte, sie mit einer offenen Intervention zu retten? Das ergibt doch einfach keinen Sinn.«
»Du hast sicher Recht«, sagte Spink. »Es muss sich um etwas anderes handeln, etwas wie beispielsweise …« Spink, der sich bereits darauf freute, bald in den Ruhestand gehen zu dürfen, legte nachdenklich das Gesicht in Falten. »Hast du nicht für Torriti in Berlin gearbeitet, bevor du in die Frankfurter Dienststelle gekommen bist?«, fragte er.
»Ja«, bestätigte Ebby, »bis ich eine Bemerkung über seinen Alkoholkonsum gemacht habe.«
»Und was macht der Zauberer dann bitte schön hier in Washington?«, fragte Spink und beantwortete die Frage gleich selbst: »Er leitet irgendeine Unterabteilung, die Gruppe D heißt und sich angeblich mit Abfangen und Auswerten von Funksprüchen befasst. Aber Ende des Krieges war er der Verbindungsmann zur sizilianischen Mafia«, erinnerte er sich.
Ebby verstand, worauf er hinauswollte. Er lächelte düster. »Nein«, sagte er. »Das kann nicht sein. Selbst Bissell würde das nicht wagen. Kannst du dir vorstellen, was hier los wäre, wenn das irgendwie durchsickern würde? Niemals.«
Spink zog viel sagend die Brauen hoch. »Vielleicht doch.«
»Nie im Leben.«
Aber der Gedanke setzte sich in Ebbys Kopf fest und ließ ihn nicht mehr los.
Als er spätabends in das kleine Haus zurückkehrte, das er und Elizabet in Arlington gemietet hatten, saß seine Frau im Wohnzimmer auf der Couch, einen Scotch in der Hand, die halb leere Flasche vor sich auf dem Boden. Ebby zog sein Jackett aus und setzte sich müde neben sie.
»Weißt du, was heute passiert ist?«, fragte Elizabet. »Die Schule hat mich angerufen. Nellie hat sich schon wieder geprügelt. Diesmal mit einem Jungen, der ein Jahr älter und einen Kopf größer ist als sie, aber das hat sie nicht abgeschreckt. Der Schulleiter hat mich gewarnt. Wenn sie noch mal eine Prügelei anfängt, will er die Polizei einschalten. Mein Gott, Elliott, er hat über sie geredet, als wäre sie eine Kriminelle.« Elizabet lachte nervös. »Sie bringt es noch zur ersten steckbrieflich gesuchten Elfjährigen. Sie hat mir gesagt, der Junge hätte sie als dreckige Kommunistin bezeichnet, weil sie aus Ungarn kommt. Und da hat sie ihm eine verpasst. Was soll ich nur mit ihr machen, Elliott? Sie kann doch nicht durchs Leben gehen und einfach jedem eine verpassen, der für sie ein rotes Tuch ist?«
Ebby sagte verbittert: »Wieso nicht? Unsere Regierung tut’s doch auch.«
Die kalte Wut in seiner Stimme ließ Elizabet aufmerken. »Elliott, ist irgendwas passiert? Was ist los?«
»Ich kann nicht drüber reden.«
»Wieder eins von deinen gottverdammten Geheimnissen?«
Er antwortete nicht.
»Wie ernst ist es denn?«
»Die Leute, für die ich arbeite, planen etwas, das mit Sicherheit scheitern wird, und ich will nichts damit zu tun haben. Ich habe beschlossen, meine
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