Die Company
Kündigung einzureichen. Den Brief habe ich schon fertig. Morgen überreiche ich ihn Dulles persönlich.«
»Du solltest noch mal drüber schlafen, Elliott.«
»Das wird auch nichts ändern. Ich muss aus Protest gegen ihre Pläne kündigen. Wenn es sich rumspricht, folgen andere vielleicht meinem Beispiel. Und vielleicht, nur vielleicht, können wir Bissell aufhalten –«
»Wenn es um Bissell geht, heißt das, wir reden über Kuba. Das heißt, die Exilkubaner, die wir in Guatemala ausbilden, sollen aktiv werden. O Gott, die planen eine Invasion!« Sofort musste Elizabet an den Ungarnaufstand denken. »Wird Kennedy amerikanische Flugzeuge zu ihrer Unterstützung schicken?«
»Damit rechnet Bissell wahrscheinlich. Er denkt, er kann Kennedy dazu zwingen.«
»Und was denkst du?«
»Ich denke … ich denke, dass es wieder wie damals in Ungarn sein wird. Menschen nehmen große Gefahren auf sich, und auf einmal merken sie, dass sie ganz allein dastehen, und am Ende sind viele von ihnen tot.«
Am nächsten Morgen war Ebby noch immer fest entschlossen, aus Protest seine Kündigung einzureichen. Die CIA schickte nach wie vor Angehörige anderer Staaten für amerikanische Interessen in den Krieg und schaute in der sicheren Festung Amerika erwartungsvoll zu, wie viele von ihnen wohl überleben würden. Um zehn Uhr schritt Ebby an zwei Sekretärinnen und einem Wachmann vorbei und trat durch die halb geöffnete Tür in Dulles’ geräumiges Büro. Der DCI, der angespannter als sonst aussah, saß über seinen Schreibtisch gebeugt und las ein Porträt von sich, das im New York Times Magazine erscheinen sollte. »Ebbitt«, sagte er, als er aufblickte, ohne einen Hehl aus seiner Verärgerung zu machen; nur die wenigen Deputy Directors sowie der Leiter der Gegenspionage, Jim Angleton, durften das Allerheiligste des DCI betreten, ohne anzuklopfen.
»Director, das hier wollte ich ihnen persönlich geben«, sagte Ebby und legte ihm einen Umschlag auf den Schreibtisch.
»Was ist das?«
»Meine Kündigung.«
Dulles zog das Schreiben aus dem Umschlag und las es rasch durch. Dann faltete er es wieder zusammen und klopfte ungeduldig damit auf die Tischplatte. Mit finsterer Miene sagte er: »Ich weigere mich, Ihre Kündigung zu akzeptieren. Und es gefällt mir nicht, wenn Leute das Schiff verlassen, kurz bevor wir in die Schlacht ziehen.«
»Ich habe wirklich nicht verdient, dass –«, setzte Ebby an.
Dulles fiel ihm ins Wort. »Es gibt zwei Möglichkeiten, Ebbitt. Erstens: Die Sache wird ein Erfolg, und dann würde Ihre Kündigung ziemlich töricht wirken. Zweitens: Die Sache wird ein Fehlschlag. Wenn das passiert, wird Kennedy nicht etwa Eisenhower die Schuld geben, weil er JMARC angeleiert hat, oder sich selbst, weil er den Ort, wo die Landung stattfinden soll, hat verlegen lassen. Kennedy wird der CIA die Schuld geben, und so muss es auch sein. Irgendjemand muss als Schuldiger herhalten, und dieser jemand kann nun mal nicht der Präsident sein. Also müsste ich meinen Hut nehmen. Und auch Dick Bissell. Die Presse wird danach schreien, dass Köpfe rollen. Der Kongress wird einen Untersuchungsausschuss auf uns ansetzen, um herauszufinden, wo wir Mist gebaut haben; und es wird niemanden scheren, dass wir Mist bei dem Versuch gebaut haben, den Kommunismus in unserer Hemisphäre und anderswo zu bekämpfen. Falls JMARC ein Debakel wird, braucht die Company Leute wie Sie, die die Trümmer aufsammeln, die retten, was zu retten ist, die sich weiter der mühsamen und oft gefährlichen Aufgabe widmen, dieses Land zu verteidigen. Gott helfe den Vereinigten Staaten von Amerika, wenn die CIA just auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges fertig gemacht wird. Amerika braucht eine Verteidigungslinie an vorderster Front, ganz gleich, wie unvollkommen sie auch sein mag. Haben Sie gehört, Ebbitt?«
»Jedes Ihrer Worte, Director.«
»Schön. Dann vergessen Sie sie nicht.« Er gab Ebby die Kündigung zurück. »Und jetzt raus aus meinem Büro und an die Arbeit.«
»Ich würde furchtbar gern, ehrlich, aber es ist einfach nicht möglich.«
Die Stimme der Frau am anderen Ende der Leitung sagte: »Bisher war es doch möglich.«
»Du musst das verstehen«, sagte der Mann eindringlich. »Wir können einfach nicht so oft zusammen sein, wie wir möchten. Schon gar nicht hier. Hier sind wir wie auf dem Präsentierteller. Moment mal, ja?« Er hatte wohl die Hand auf die Sprechmuschel gelegt, weil seine Worte gedämpft klangen. Sie meinte, ihn
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