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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Nachricht, auf die Bissell aus Havanna wartet – die könnte alles entscheiden.«
    Ebby trank einen Schluck Kaffee. »Gibt es dir eigentlich nicht zu denken, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, die mächtigste Nation der Welt, das streitbare Oberhaupt eines kleinen Inselstaates ermorden lassen wollen, bloß weil der seinen Yankee-Nachbarn eine lange Nase dreht? Das ist doch ein klassischer Fall von Mücke und Elefant, Herrgott noch mal.«
    Leo zuckte die Achseln. »In meiner Gehaltsklasse macht man sich keine Gedanken um moralische Spitzfindigkeiten.«
    »Es scheint ganz so, als würde man sich in keiner Gehaltsklasse darum Gedanken machen«, konterte Ebby.
    Draußen im Hauptraum klingelte das rote Telefon. Sämtliche Gespräche erstarben abrupt, und alle Köpfe fuhren herum. Der Zauberer ließ den U/P-Ticker aus den Augen und kam näher, Ebby und Leo sprangen auf. Mit mühsamer Selbstbeherrschung ging Bissell langsam zum Telefon, hielt kurz inne und hob dann den Hörer ab.
    »Bissell«, sagte er.
    Er lauschte eine Weile. Allmählich entspannte sich seine Miene. »Richtig, Mr. President«, sagte er. »Darauf können Sie sich verlassen. Danke, Mr. President.« Dann legte er auf, ließ den Blick über seine Mitarbeiter wandern und hob beide Daumen in die Höhe.
    »Na, was hat er gesagt?«, fragte Torriti.
    »Er hat gesagt: ›Es kann losgehen!‹« Bissell lachte. Und dann drehte er auf. »Also, los geht’s. Leo, schicken Sie das codierte Signal an die Essex und an Jack McAuliffe auf dem Frachter.«
    Und dann sprachen alle durcheinander, und es brach hektische Betriebsamkeit aus. Am späten Nachmittag war ein revidierter Zielbefehl verschlüsselt an die CIA-Basis in Retalhuleu geschickt worden, wo die B-26 gerade mit Bomben und Munition für den wichtigen zweiten Luftangriff bestückt wurden.
    Am frühen Abend nahm Bissell einen Anruf von Dean Rusk entgegen, und die beiden plauderten eine Weile über Adlai Stevenson. Bissell erwähnte, dass die Planung des entscheidenden zweiten Luftangriffs so gut wie abgeschlossen sei. Rusk schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Darüber muss ich noch mit Ihnen sprechen.«
    Bissell war verwundert. »Wieso denn das?«
    »Ich werde den Präsidenten in Glen Ora anrufen, wo er das Wochenende verbringt«, erklärte Rusk. »Es gibt einige Bedenken, ob der zweite Angriff wirklich klug wäre.«
    »Der ist schon genehmigt –«
    »Ich rufe Sie gleich wieder an«, wehrte Rusk ab. Wenige Augenblicke später meldete er sich erneut und teilte mit, dass der Präsident angesichts des Fiaskos bei den Vereinten Nationen beschlossen habe, den zweiten Angriff abzusagen. Es werde keine Luftangriffe mehr geben, erklärte der Außenminister, bis die Brigade die Start- und Landebahn in der Schweinebucht eingenommen habe und Amerika glaubwürdig argumentieren könne, die B-26 würden von kubanischem Boden aus starten.
    Rusks Erklärung entfachte in der Kommandozentrale einen Sturm der Entrüstung. Ebby sprach für diejenigen, die der Ansicht waren, dass die CIA die Brigade im Stich lasse. »Es wäre ein Verbrechen, die Landung unter diesen Bedingungen durchzuziehen«, schrie er und schlug mit der Faust gegen die Wand. »Den ersten Luftangriff haben sie von sechzehn B-26 auf sechs gekürzt. Jetzt wird der zweite ganz gestrichen. Die Brigade hat nicht den Hauch einer Chance, wenn Castro sie in der Schweinebucht aus der Luft angreifen kann.«
    Es gab hitzige Auseinandersetzungen, ungeachtet der Rangordnung tat jeder lautstark seine Meinung kund. Mitarbeiter ließen alles stehen und liegen, um dem Fortgang der Debatte zu folgen. Letztendlich führten die Gespräche zu nichts: Die meisten Anwesenden teilten Bissells Meinung, dass die Würfel längst gefallen seien; es sei zu spät, um die Schiffe, die in diesem Augenblick hinter zwei US-Zerstörern in die Schweinebucht vorrückten, noch zurückzurufen.
    Bissell versuchte, der Situation noch etwas Gutes abzugewinnen. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass die Mehrzahl von Castros Kampfflugzeugen neutralisiert worden war. Einige T-33 mochten zwar noch einsatzfähig sein, aber die T-Bird, wie die T-33 auch genannt wurde, war eine relativ lahme Ausbildungsmaschine – die CIA war nicht mal sicher, ob sie überhaupt Waffen an Bord hatte. Außerdem war der Präsident ja nicht dumm. Er hatte für die Operation grünes Licht gegeben, und das hieß doch, dass er letztlich nachgeben und Jets von der Essex eingreifen lassen würde, falls Castros Flugzeuge

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