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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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reichte ihm ein Stück Papier, auf dem zwei Notruffrequenzen standen, die von der Essex abgehört wurden. Der Funker war stolz, dem einzigen Yankee am Strand helfen zu können. Er zog die Antenne heraus und stellte die Frequenz ein. Mühsam wuchtete Jack sich auf die Beine und blieb schwankend wie ein Betrunkener stehen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, dann stolperte er zu dem Funkgerät. Er nahm das kleine Mikrofon in die Hand und sagte: »Whistlestop, hier Carpet Bagger, hört ihr mich? Over.«
    Zunächst war nur Knistern und Rauschen zu hören. Dann meldete sich eine träge Stimme: »Roger, Carpet Bagger. Hier Whistlestop. Wir hören Sie laut und deutlich. Over.«
    »Whistlestop, bitte geben Sie folgende Meldung an Kermit Coffin weiter: Phase Eins der Operation abgeschlossen. Erste Zielobjekte sind in unserer Hand. Leichte Verluste. Wenigstens ein Landungsboot und ein Landungstransporter sind auf ein Riff gelaufen und vor der Küste gesunken. Wir warten jetzt auf Munition und den Fernmeldewagen von der Río Escondido und auf das Feldlazarett von der Houston. «
    Jack wollte sich schon abmelden, als der Funker von der Essex sagte, es komme gerade eine Meldung für ihn durch. Dann las er sie vor: »Das Gefechtsinformationszentrum berichtet, dass Castro noch einsatzfähige Flugzeuge hat. Stellt euch auf Angriff im Morgengrauen ein. Truppen und Nachschub so schnell wie möglich entladen und die Schiffe sofort zurück auf See.«
    Jack brüllte ins Mikrofon: »Was ist denn mit der gottverdammten Luftunterstützung?«
    Der Funker auf der Essex wiederholte die Meldung ungerührt: »Ich wiederhole: Stellt euch auf Angriff im Morgengrauen ein. Truppen und Nachschub so schnell wie möglich entladen und die Schiffe sofort zurück auf See.«
    »Whistlestop, wie sollen wir denn Truppen und Nachschub entladen? Die Landungsfahrzeuge, die noch nicht gesunken sind, kommen erst bei Flut über das Riff, und die setzt erst in ein paar Stunden ein.«
    »Moment, Carpet Bagger.«
    Drei Minuten später meldete er sich wieder. »Kermit Coffin sagt, das muss ein Fehler sein – es gibt kein Korallenriff, nur Seegras. Over.«
    Jack sprach betont langsam. »Whistlestop, hier Carpet Bagger. Bitte geben Sie folgende Information an Kermit Coffin: Haben Sie schon mal gehört, dass Seegras einen Schiffsrumpf aufschlitzt und einem Mann den Fuß abtrennt?«
    Mit dem Daumen schaltete Jack das Mikrofon aus.
     
    Bissell ging an die Decke, als Leo ihm die Meldung von der Essex brachte. Was ihn so aufbrachte, war weniger das, was Jack McAuliffe berichtete, sondern vielmehr der Ort, von dem aus er berichtete. »Der ist mit an Land gegangen«, rief er fassungslos.
    »Er ist beim Sechsten Bataillon in Strandabschnitt Blue «, sagte Leo.
    »Wer in Gottes Namen hat ihm erlaubt, an Land zu gehen?«
    »Es scheint ein persönlicher Entschluss gewesen zu sein –«
    Der DD/O riss sich zusammen. »Also gut. Die Essex soll folgenden Befehl an ihn weitergeben: Der Funkkanal mit der Essex soll so lange offen gehalten werden, bis der Fernmeldewagen von der Río Escondido abgeladen ist und wir eine direkte Verbindung zu den Strandabschnitten haben. Und McAuliffe soll seinen Hintern zurück aufs Schiff bewegen, aber dalli, selbst wenn er schwimmen muss.«
    Bissell blickte auf die Karte, und was er da sah, gefiel ihm nicht. Bald würde es hell werden über der Schweinebucht, aber die fünf Frachter waren ganz in der Nähe vom Strand. Mittlerweile hätten sie ihre kostbare Ladung längst abgesetzt haben müssen und wieder in sicheren, internationalen Gewässern sein sollen. Während Bissell auf die Karte starrte, meinte er, das ferne, dumpfe Heulen einer Katastrophe zu vernehmen – der Klang schien von irgendwo tief in seinem Ohr zu kommen. Und er ging nicht mehr weg.
     
    Bei Flut begannen die Landungsboote, Ausrüstung und Nachschub über das Korallenriff an den Strand zu bringen. Roberto küsste den ersten der drei Panzer, die an Land rollten, und schickte sie dann weiter zu den Einheiten, die die Dammstraßen blockierten. Draußen in der Bucht, etwa zwanzig Meilen nördlich, stieg eine dünne Rauchfahne in den klaren Himmel. Bei Tagesanbruch war ein einsames Jagdflugzeug dicht über dem Meer auf die Houston zugeflogen und hatte sie mittschiffs unterhalb der Wasserlinie mit einer Rakete getroffen. Das Zweite Bataillon war schon zum Strandabschnitt Red gebracht worden, doch das Fünfte Bataillon und das Feldlazarett sowie Tonnen von Munition

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