Die Company
über den Stränden auftauchten.
»Und was, wenn Kennedy nicht nachgibt?«, wollte Ebby wissen.
Bissell wandte sich ab und schritt wieder, mit hängenden Schultern, durch den Raum. »Irgendwelche Meldungen im Ticker?«, rief er dem Zauberer zu, der wieder am Fernschreiber stand.
Torriti trat gegen den Karton zu seinen Füßen, in dem sich die langen Papierstreifen sammelten. »Noch nichts«, murmelte er.
»Verdammt, was haben Sie gesagt?«
»NOCH NICHTS!«, brüllte Torriti aus vollem Hals.
Kurz vor Mitternacht nahm Bissell einen weiteren Anruf des höchst nervösen Außenministers entgegen. Der Präsident wollte wissen, wie die Dinge standen, sagte Rusk. Bissell verglich die Codewörter auf dem schwarzen Brett mit den operativen Codes, die an einer weiteren Tafel aufgehängt waren. Die Froschmänner der Brigade waren an Land gegangen und hatten begonnen, den Weg mit blinkenden Landungslichtern zu markieren. Die erste Welle würde in fünfzehn Minuten zu den als Rot und Blau bezeichneten Strandabschnitten aufbrechen. In der Morgendämmerung würden die 1453 Männer der Brigade an Land sein.
Rusk murmelte, dass die fünf Handelsschiffe bei Sonnenaufgang außer Sicht sein müssten. Dann, wie einen Nachsatz, fügte der Außenminister noch hinzu, Kennedy wollte absolut sichergehen, dass kein Amerikaner mit den Kubanern zusammen an Land ging.
Bissell konnte ihn beruhigen. Amerikaner mit an Land zu schicken, wäre nun wirklich das Letzte, was er tun würde.
6 Schweinebucht,
Montag, 17. April 1961
D
ie Männer in der ersten Angriffswelle schnallten die Patronengurte quer über die Brust, neigten dann die Köpfe und bekreuzigten sich, während der Brigadegeistliche sie und ihren Feldzug segnete. Dann begannen die Kubaner des Sechsten Bataillons über die Strickleitern hinunter in die Landungsboote zu klettern, die unten neben der Río Escondido schaukelten. Zwei größere, mit Panzern und Lastwagen beladene Landungstransporter stampften vorbei, und die Dünung schlug gegen ihren stumpfen Bug.
Jack trug Tarnkleidung und Springerstiefel. Er hatte eine 45er umgeschnallt, und sein salzverkrusteter Kosakenschnurrbart zitterte in den Windböen, als er als Letzter auf die Leiter stieg. Er hatte diesen Coup schon seit Wochen geplant. Es war ihm nach der langen Zeit mit Roberto Escalona und der Brigade einfach unmöglich, jetzt auf dem Frachter zu bleiben und die Invasion durchs Fernglas zu beobachten.
Im Landungsboot packte eine Hand Jacks Arm. » Hombre, was hast du vor?«, fragte Roberto Escalona.
»Ich gehe mit euch an Land«, sagte Jack.
»Nein«, sagte Roberto. »Versteh mich nicht falsch. Ich bin dir dankbar für deine Hilfe, aber das hier ist unsere Sache.«
»Du kannst sicher sein, dass ich euch das allein durchziehen lasse«, sagte Jack. »Ich will mich nur am Strand ein bisschen umsehen, um einen Bericht aus erster Hand nach Washington schicken zu können. Dann bin ich schon wieder weg.«
In der Dunkelheit knurrte Roberto zustimmend. Einige Männer, die Jack kannten, begrüßten ihn leise auf Spanisch, und sie schienen nicht traurig darüber, dass er mitkam. Roberto winkte den Matrosen zu, seine Leute stießen das Landungsboot von der Bordwand des Frachters ab, und sie nahmen Kurs auf die blinkenden roten Lichter am Ufer.
Jack kauerte zwischen den Kubanern und hörte zu, wie sie sich angespannt unterhielten. Er blickte über die Schulter und sah Roberto neben dem Steuermann stehen, mit einer Hand die Augen gegen die Salzgischt schützend. Roberto zeigte nach rechts, und der Steuermann manövrierte das Boot auf das blinkende rote Licht am Ende der Steinmole zu. »Noch hundert Meter«, rief Roberto über die klatschenden Wellen und den Wind hinweg.
Plötzlich ertönte unter dem Boot ein entsetzliches Knirschen. Messerscharfe Korallen schlitzten den Doppelrumpf auf. Der Mann neben Jack schnappte keuchend nach Luft und griff sich an den Fuß, als das Boot jäh nach vorn kippte und stoppte. Jemand knipste eine Taschenlampe an und richtete sie auf den stöhnenden Mann. Vom Schock betäubt, blickte der Soldat auf den Stumpf seines Fußes, den ihm die messerscharfen Korallen über dem Knöchel amputiert hatten. Blut schoss aus der offenen Wunde. Etwas weiter lag ein Springerstiefel, aus dem rohes Fleisch hervorquoll. Ein Sanitäter riss sich seinen Gürtel ab und band damit straff das Bein ab, aber der Blutstrom hielt unvermindert an. Um sie herum füllte sich der Rumpf langsam mit Meerwasser. Roberto
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