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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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etwas schon einmal durchgemacht. Ich wollte Sie persönlich informieren – weil Sie natürlich von den untergegangen Schiffen erfahren und sich dann Sorgen gemacht hätten, ob Jack noch an Bord gewesen ist.«
    Millie ging um ihren Schreibtisch herum und reichte Dulles die Hand. »Das ist sehr aufmerksam von ihnen, wo Sie im Augenblick an so vieles denken müssen –«
    Dulles erhob sich. »Meine Liebe, das ist doch das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Sie halten mich weiter auf dem Laufenden, was mit Jack ist?«
    »Ja.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Dulles nickte. Er überlegte, was er sonst noch sagen könnte. Dann spitzte er die Lippen und ging zur Tür.
     
    Am Dienstagmorgen teilten Jack und Roberto Escalona sich im Hauptquartier ein paar trockene Kekse und dünnen Instantkaffee, während sie Zwischenbilanz zogen. Castros schwere Artillerie rückte immer näher auf den Strand vor. Seine Panzer und Granatwerfer würden bald nahe genug sein, um sie unter Beschuss zu nehmen. Das improvisierte Lazarett der Brigade quoll über vor Verwundeten; die improvisierte Leichenhalle war übervoll. Die Munitionsvorräte gingen gefährlich zur Neige. Und dann war da noch das Problem mit der Unterstützung aus der Luft. Die veralteten B-26, die von Guatemala aus kamen, hatten gegen Castros T-33 und Sea Furies keine Chance; drei von ihnen waren am Morgen abgeschossen worden, als sie versuchten, Castros Truppen auf den Dammstraßen anzugreifen. Die Brigadeeinheiten, die die Straßen blockierten, hatten schwerste Verluste erlitten. Roberto wusste nicht, wie lange sie noch würden durchhalten können.
    Jack eilte zurück zu Blanco’s Bar. Orlando, sein Funker, rief die Essex, und Jack gab den morgendlichen Lagebericht durch. Kurz vor Mittag ging er hinaus auf die Veranda und suchte die Bucht mit dem Fernglas ab. Noch immer keine Frachter in Sicht. Er kletterte aufs Verandageländer und weiter aufs Bungalowdach. Dann richtete er das Fernglas auf den nordöstlichen Horizont, wo die Schlacht um die Dammstraßen tobte. »Es war gemein von mir«, murmelte er vor sich hin und schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    Was er meinte, war, dass es Millie gegenüber gemein von ihm gewesen war, mit der Brigade an Land zu gehen. Es war eine Sache, sich um des Nervenkitzels wegen in ein halsbrecherisches Abenteuer zu stürzen, und eine ganz andere, die eigene Frau davor zu bewahren, zum zweiten Mal Witwe zu werden.
     
    Eine Stimme rief: »Ladys und Gentlemen, der Präsident und Mrs. Kennedy!«
    Im eleganten Frack mit weißer Krawatte betrat Jack Kennedy den East Room des Weißen Hauses, während das Musikkorps der Marines, allesamt in ihren roten Galauniformen, »Mr. Wonderful« intonierte. Jackie, mit grünen Ohrringen und einem bodenlangen, seegrünen Plisseekleid, das eine Schulter freiließ, hatte sich bei dem Präsidenten eingehakt. Die rund achtzig Gäste im Saal applaudierten. Mit breitem Lächeln und völlig unbekümmerter Miene nahm Jack seine Frau in die Arme und eröffnete den Tanz.
    Als sich die Tanzfläche füllte, trennte das Paar sich schließlich und schlenderte durch den Saal. »Oh, vielen Dank«, sagte Jackie, leicht außer Atem, zu einem Kongressabgeordneten, der ihr zu der Party ein Kompliment gemacht hatte. »Als die Eisenhowers im Weißen Haus waren, wurden wir öfters eingeladen. Es war einfach unerträglich. Es wurden nie Getränke serviert, und als wir ins Weiße Haus einzogen, haben wir uns vorgenommen, dass niemand sich je so langweilen sollte, wie wir uns immer gelangweilt haben.«
    Jack plauderte gerade mit Senator Smathers aus Florida, als Bobby, auch mit weißer Krawatte, ihn von der Tür aus zu sich winkte. Die beiden Brüder trafen sich auf halbem Weg. »Jetzt haben wir den Schlamassel«, sagte Bobby leise zu dem Präsidenten. »Die Sache ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Bissell und seine Leute sind auf dem Weg hierher.« Bobby warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hab die üblichen Verdächtigen zusammengetrommelt – wir treffen uns um Mitternacht im Kabinettssaal.«
    Jack nickte. Er rang sich zu einem Lächeln durch und wandte sich der Frau eines Zeitungskolumnisten zu.
     
    Um zwei Minuten vor Mitternacht betrat der Präsident, noch immer im Frack, den Kabinettssaal, in dem ihn neben seinem Bruder unter anderem auch Vizepräsident Johnson und die Minister Rusk und McNamara erwarteten. Dicht hinter ihm folgten General Lemnitzer und Admiral Burke. Etwa ein Dutzend Berater aus dem Stab des Weißen Hauses waren von

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