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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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»Na, dann viel Spaß, Kumpel.«
    Der Zauberer organisierte sein eigenes Abschiedsfest im Ballsaal des Hilton. Als Hintergrundmusik liefen Arien, gesungen von einem viel versprechenden, jungen italienischen Tenor namens Luciano Pavarotti. Es wurde viel getrunken, und es wurden viele Reden gehalten. Die Formulierung »Ende einer Ära« wurde häufig bemüht. Gegen Mitternacht gelang es Jack endlich, Millie in Washington anzurufen; sie und Anthony würden in der nächsten Woche mit dem Flugzeug kommen, ihre Möbel mit einem Frachter Ende des Monats eintreffen, sagte sie. Ob Jack schon eine Wohnung gefunden hatte? Er versprach, sich gleich am Montag auf die Suche zu machen.
    Als Jack in den Ballsaal zurückkehrte, stellte er fest, dass der Nachtmanager des Hilton die Klimaanlage abgestellt hatte. Die letzten Gäste schlenderten allmählich zu den Ausgängen. Zwei Sekretärinnen wehrten einen sehr besoffenen Torriti ab, der sie überreden wollte, die Party oder das, was davon übrig war, »in ein renommierteres Hotel als das Hilton « zu verlagern. Um zwei Uhr morgens torkelten Jack und sein alter Boss hinaus auf den Bürgersteig vor dem Hotel in die stickige Augusthitze.
    Jack ächzte. »Wir brauchen eine Klimaanlage.«
    »Wir brauchen was Hochprozentiges«, pflichtete Torriti ihm bei. Eingehakt schlenderten sie die Straße hinunter zum Excelsior auf der Via Veneto, wo sie den Barkeeper bestechen mussten, damit sie noch einen letzten Drink bekamen.
    Torriti kaute auf einer Olive und schielte zu Jack hinüber. »Du hast sie geliebt, nicht wahr, Kumpel?«
    »Wen?«
    »Diese Deutsche. Die Tänzerin. Mit dem Decknamen RAINBOW. Die sich den Mund mit Wasser gefüllt und dann erschossen hat.«
    »Du meinst Lili. Ja, Harvey. Ich habe sie geliebt.«
    »Dachte ich mir.« Torriti nahm einen tiefen Schluck. »Sie war nicht bei meinem Kontrastbrei dabei, Jack.«
    »Das hast du mir damals schon gesagt. Ich konnte mir auch nichts anderes vorstellen.«
    »Es war Krieg, aber bestimmte Grenzen überschreite ich nicht.«
    »Das weiß ich, Harvey.«
    »Junge, du glaubst mir doch, oder?«
    »Aber ja doch.«
    »Weil es mir wirklich was ausmachen würde, wenn du es nicht tätest, verstehst du?«
    »Ich hab dir nie die Schuld gegeben.«
    Der Zauberer boxte Jack gegen die Schulter. »Das bedeutet mir viel, Kumpel.« Er winkte dem Barkeeper, sein Glas aufzufüllen.
    »Das ist dann bitte der Letzte«, flehte der Barkeeper. »Ich hab noch einen zweiten Job, wo ich um halb neun anfangen muss. Da bleiben mir nur fünfeinhalb Stunden Schlaf.«
    Torriti stieß mit Jack an. »Mein Kontrastbrei hat sich gelohnt, Kumpel. Schließlich war ich es, der Philby auf die Schliche gekommen ist, als Jesus James Angleton ihm noch im La Niçoise das Essen spendiert hat.«
    »Die Company schuldet dir viel, Harvey.«
    Torriti beugte sich so weit zu Jack vor, dass er fast vom Barhocker gefallen wäre. »Es gibt noch einen russischen Maulwurf in der Company «, raunte er. »Der berühmte SASHA. Und ich weiß auch, wer er ist.«
    »Du weißt, wer SASHA ist?«
    »Ich vertrau dir jetzt mal ein kleines Geheimnis an, Junge. SASHA ist niemand anderes als Jesus James Angleton höchstselbst.« Als Jack lächeln musste, wurde Torriti ärgerlich. »Ich hab viel darüber nachgedacht, Kumpel. Okay, ich hab nur Indizienbeweise, zugegeben. Aber sieh es doch mal so: Wenn der KGB tatsächlich einen Maulwurf in der Company hat, könnte keiner mehr Schaden anrichten als Angleton.«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was –«
    »Seit zehn Jahren stellt Angleton die CIA auf den Kopf, weil er nach Maulwürfen sucht, hab ich Recht? Und jetzt verrat mir mal eins: Hat er je einen gefunden? Die Antwort ist negativ. Aber mit seinen Verdächtigungen hat er die Sowjetrusslandabteilung aufs Schwerste behindert. Ich hab mal nachgezählt – Jesus James hat etwa hundert CIA-Karrieren ruiniert. Er sitzt schließlich in dem Ausschuss, der über Beförderungen entscheidet.«
    »Wusste ich gar nicht.«
    »Ich aber. Er hat Beförderungen blockiert. Er hat gute Leute gezwungen, vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden. Einmal ist der dämliche Jesus James sogar nach Paris geflogen und hat der französischen Spionageabwehr erzählt, der Leiter unserer dortigen CIA-Basis sei ein sowjetischer Maulwurf. Die blöden Franzosen haben sofort alle Kontakte abgebrochen.«
    Der Barkeeper hatte die letzten Gläser gespült. »Gentlemen, bitte, haben Sie ein Herz. Ich muss jetzt schließen.«
    Der Zauberer

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