Die Company
ich, dass direkt vor meiner Nase …« Der Satz verlor sich. Angleton schüttelte frustriert den Kopf. »Natürlich lag der Gedanke nahe, dass ebendieser Dodgson nach dem Verschwinden von Philby den Kontaktmann für Philbys Ersatz spielen würde, für SASHA.« Angleton griff in die Tasche, holte eine Packung Zigaretten hervor und legte sie auf den Tisch. Der Anblick der Zigaretten schien ihn zu beleben. »Bei der Überprüfung von Kahns Lieferscheinen entdeckte ich unter den Kunden die Namen von einhundertsiebenundsechzig Mitarbeitern der Company. «
Jack kam ihm zuvor. »Sie haben die Kundenliste von Kahn mit den dreiundzwanzig Namen verglichen, die Sie mit Hilfe von Kukuschkins Informationen ermitteln konnten.«
»Es war zu schön, um wahr zu sein«, gab Angleton zu. »Auf Kahns Lieferscheinen stand keiner der dreiundzwanzig Namen.«
»Hört sich an, als wären Sie wieder in eine Sackgasse geraten.«
Angleton zog eine Zigarette aus der Packung und drehte sie zwischen den Fingern. »Ja, für den normalen Betrachter mag es durchaus wie eine Sackgasse ausgesehen haben. Aber nicht für mich. Ich wusste, dass die Identität von SASHA dort verborgen war – irgendwo da, wo sich die beiden Listen überschnitten.«
Er klemmte sich die Zigarette zwischen die aufgesprungenen Lippen, zündete sie aber nicht an. »Letzte Woche«, fuhr er fort, seine Stimme ein kehliges Grollen, »hörte ich zufällig mit an, wie meine Frau telefonisch für uns ein Hotelzimmer in New Haven reservierte. Aus Sicherheitsgründen lasse ich alle Reservierungen und dergleichen von meiner Frau vornehmen, unter ihrem Mädchennamen. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen – mein Gott, wieso hatte ich nicht daran gedacht? SASHA könnte verheiratet sein. Um einen möglichst großen Abstand zwischen sich und Dodgson herzustellen, hatte er vielleicht seine Frau gebeten, die Bestellungen bei Kahn unter ihrem Mädchennamen aufzugeben. Ich schickte meine Leute erneut an die Arbeit. Wir haben die Mädchennamen von den Ehefrauen der dreiundzwanzig Mitarbeiter überprüft, die wir anhand von Kukuschkins Informationen ermittelt hatten, und nahmen uns noch einmal Kahns Kunden vor – die Leute, die von dem Kontaktmann Dodgson zwischen Philbys überstürzter Abreise und Kahns Verhaftung zehn Jahre später beliefert worden waren.«
Inzwischen saßen alle im Raum vorgebeugt, die Augen auf Angletons Lippen gerichtet, als erwarteten sie, den Namen aus seinem Mund auftauchen zu sehen, bevor sie ihn hörten.
»Und?«, flüsterte Colby.
»Der einzige Mädchenname, der auf beiden Listen identisch war, lautet … Swett«, sagte Angleton.
Sowohl Jack als auch Ebby erkannten den Namen sofort. »Adelle Swett ist Philip Swetts Tochter«, sagte Jack.
»Und Leo Kritzkys Frau«, murmelte Angleton.
»Da sind Sie völlig auf dem Holzweg –«, setzte Ebby an.
»Wollen Sie damit etwa sagen, Leo Kritzky ist SASHA?«, fragte Jack ungläubig.
Manny sagte: »Das muss ein gewaltiger Irrtum sein –«
Jack schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich kenne Leo seit Yale. Wir waren zusammen in der Rudermannschaft. Wir haben zusammengewohnt. Er ist der Patenonkel meines Sohnes. Ich lege meine Hand für ihn ins Feuer –«
Angleton förderte ein Feuerzeug zutage und hielt die Flamme an die Spitze der Zigarette. Er inhalierte tief und ließ den Rauch durch die Nase ausströmen. »Lassen Sie das lieber, Jack. Sie würden sich verbrennen.«
Colby fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln auf der Wange, tief in Gedanken. »Woher wissen Sie so genau, dass es nicht Adelles Vater, Philip Swett, war, der bei Kahn was bestellt hat?«
»Oder irgendjemand anders mit dem Namen Swett«, zischte Jack.
Die Dosis Nikotin wirkte beruhigend auf Angleton; das Zittern hatte nachgelassen, und seine Haut hatte wieder einen Hauch Farbe bekommen. Sogar seine Stimme klang kräftiger. »Die Adressen beweisen es«, erklärte er. »Anfang der Fünfzigerjahre lieferte Dodgson die Swett-Bestellungen an eine Wohnung an der Bradley Lane hinter dem Chevy Chase Club, wo Kritzky gewohnt hat, als er Adelle heiratete. Von 1954 an gingen Lieferungen für Swett zur Jefferson Avenue in Georgetown, an ein kleines Haus, das Philip Swett für seine Tochter gekauft hat, als seine Enkeltöchter geboren wurden.«
»Ich bin sprachlos«, gab Colby zu. »Wie vor den Kopf gestoßen. Wenn das stimmt … großer Gott, wenn Leo Kritzky all die Jahre für die Sowjets spioniert hat, ist Ihnen klar, was
Weitere Kostenlose Bücher