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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Angst. Wenn sie die Sache herausfinden, wird es schrecklich für uns werden: für Sergei, für mich, für unsere Tochter Ludmilla …«
    »Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, um das zu verhindern«, versprach Manny.
    In Langley kam Angleton zur regelmäßigen Besprechung der Sondereinheit eingepackt in Mantel und Schal; er hatte wegen einer Grippe das Bett hüten müssen und war noch immer fiebrig. Als er sich schwerfällig auf seinen Stammplatz am Kopfende des Tisches niederließ, wirkte die Haut an Handgelenken und Gesicht fast durchscheinend, das Hemd war durchgeschwitzt, und an der Nase rannen ihm Schweißperlen herab. Zum Erstaunen aller Anwesenden zündete er sich nicht als Erstes eine Zigarette an. »Meine Leute haben die Informationen genauestens unter die Lupe genommen«, verkündete er mit leiser, angespannter Stimme. »Und wir haben noch eine Information hinzugefügt, die uns seit Jahren vorliegt. Ich bin zu folgendem vorsichtigen Schluss gelangt: AE/PINNACLE könnte eine äußerst seltene Orchidee sein, ein echter Überläufer mit echten Geheimnissen.«
    Colby blickte über den Tisch seinen DD/O Elliott Ebbitt an. Sie waren beide sichtlich verblüfft.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie SASHA identifiziert haben?«, fragte Jack.
    Angleton sagte nur: »Es wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Nun schießen Sie schon los«, sagte Colby ungeduldig.
    Angletons schlaksiger Körper zitterte merklich unter dem Mantel. »Anhand der vier Informationen von AE/PINNACLE«, begann er, »haben meine Leute die Zahl der Verdächtigen drastisch eingrenzen können. Ich fange mit den ersten drei Informationen an. Die Company beschäftigt einhundertvierundvierzig Russisch sprechende Mitarbeiter, deren Nachname mit K beginnt und die bis Sonntag nicht in Washington sind. Von diesen hundertvierundvierzig waren dreiundzwanzig ebenfalls irgendwann in demselben Zeitraum nicht in der Stadt, in dem laut Kukuschkin SASHA nicht in Washington war, nämlich im September 1972.«
    Colby malte eine überaus kunstvolle »Dreiundzwanzig« auf seinen Block und verzierte sie mit Kringeln. Manny am anderen Ende des Tisches beobachtete Angleton, der wie ein Raubtier vor dem Sprung wirkte.
    »Damit komme ich zu der Information, die ich seit nunmehr dreizehn Jahren auf Eis liegen habe.« Angletons maskenhaftes Gesicht verzog sich zu einem gequälten Lächeln. » Dreizehn Jahre! Und die ganze Zeit habe ich gehört, wie hinter meinem Rücken geflüstert wurde, Mother ist besessen, Mother ist paranoid. Glauben Sie mir, ich habe jedes Wort gehört, jedes Wort.«
    Colby versuchte, Angleton sanft wieder auf das Thema zurückzubringen. »Die fünfte Information, Jim.«
    »Die … fünfte … Information«, sagte Angleton gedehnt, als wollte er seine Zuhörer auf die Folter spannen. »Im Jahr 1961 spürte das FBI einen alten Kommunisten namens Max Cohen auf, der zwanzig Jahre zuvor untergetaucht war. Sie erinnern sich sicher, Bill. Cohen alias Kahn hatte einen Getränkeladen in Washington eröffnet. Kahn hat einem sowjetischen Kontaktmann die perfekte Tarnung verschafft: Der Kontaktmann hat bei ihm gewohnt und Getränke ausgeliefert. Sein Deckname war Dodgson, was interessanterweise der richtige Name von Lewis Carroll war, dem Autor von Alice im Wunderland; man muss sich fragen, ob der KGB-Führungsoffizier, der damals Philby betreut hat und heute SASHA betreut, nicht vielleicht für uns, wie Dodgson, Welten im Innern von Welten im Innern von Welten erschafft, um uns in die Irre zu führen.« Angleton schloss die Augen und schien einen Moment lang zu meditieren, bevor er fortfuhr. »Das FBI fand unter den Dielenbrettern in Dodgsons Wohnung Chiffriercodes und Mikrofilme, ein Microdot-Lesegerät, viel Bargeld und einen Kurzwellenempfänger. Dodgson selbst ist ihnen entwischt, als sie Kahn und eine Mitarbeiterin verhafteten. Aber ich habe ihn nicht vergessen. Nicht eine Sekunde. All die Jahre.« Seine Stimme verlor sich, und seine Augen wurden glasig.
    Colby drängte erneut. »Die fünfte Information?«
    »Ja, natürlich … Ich habe Kahns Rechnungen aus den vorherigen zehn Jahren überprüft und festgestellt, dass Dodgson irgendwann Anfang der Fünfzigerjahre Whisky geliefert hat an« – Angleton spuckte die Worte förmlich aus – »meinen ehemaligen Kollegen Adrian Philby; ich selbst war bei Adrian zu Hause an dem Abend, als Dodgson ihm zwei Flaschen Lagavulin Malt Whisky lieferte. Ich habe mir natürlich nichts dabei gedacht. Erst jetzt begreife

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