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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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gähnte und sagte: »Ich hab geträumt, ihr hättet als erste Yale-Mannschaft im Rennen gegen Harvard den dritten Platz geschafft.«
    »Leo hat uns beim Endspurt richtig Feuer unterm Hintern gemacht«, sagte Jack. »Yale hat mit einer Nasenlänge gewonnen. Zwei Ruderer sind an Erschöpfung gestorben und mit allen Ehren im Fluss bestattet worden.«
    Stella setzte Wasser auf. Jack legte eine Cole-Porter-Platte auf. Die Troika, wie die drei Wohnungsgenossen sich nannten, machte es sich auf dem Fußboden des winzigen Wohnzimmers für ihre spätabendliche Männerrunde bequem. Jewgeni, kräftig, mit rotblonden Haaren und blassen Augen, die je nach seiner Stimmung die Farbe zu ändern schienen, studierte amerikanische Geschichte und war so etwas wie ein Experte für den Unabhängigkeitskrieg geworden. »Ich weiß jetzt, was der große Unterschied ist zwischen der amerikanischen und der bolschewistischen Revolution«, sagte er. »Der amerikanischen fehlte eine zentrale, einigende Vision.«
    »Die Amerikaner waren gegen die Tyrannei, für die Rechte des Einzelnen, vor allem für das Recht einer Minderheit, ihre Meinung zu äußern, ohne von der Mehrheit unterdrückt zu werden«, erinnerte Jack seinen russischen Freund. »Wenn das keine einigende Vision ist.«
    Jewgeni verzog die Lippen zu einem krausen Lächeln. »Jefferson hat in der Unabhängigkeitserklärung aber nicht von den Negersklaven auf seiner Plantage in Monticello gesprochen. Selbst Washingtons idealistische Kontinentalarmee funktionierte nach elitären Prinzipien – wer einberufen wurde, konnte jemand anderen schicken, den er dafür bezahlte, oder seinen Negersklaven.«
    Stella löffelte Instantkaffee in Tassen, goss kochendes Wasser darauf und reichte sie herum. »Die zentrale Vision Amerikas war die, den American way of life von Küste zu Küste zu verbreiten«, warf sie ein.
    Jack sagte: »Und so schlecht sind die hundertfünfzig Millionen Amerikaner bisher mit ihrem way of life ja nicht gefahren – erst recht nicht, wenn man sich anguckt, wie der Rest der Welt sich so durchschlägt.«
    Stella sagte: »He, ich arbeite mit schwarzen Familien, die sich nicht mal eine anständige Mahlzeit am Tag leisten können. Zählst du die zu deinen hundertfünfzig Millionen dazu?«
    Jewgeni gab einen Schuss billigen Weinbrand in seinen Kaffee und reichte den Flachmann weiter. »Was Washington und Jefferson motiviert hat, was heute die Amerikaner motiviert, ist eine Art sentimentaler Imperialismus«, sagte er, während er seinen Kaffee mit dem Radiergummiende eines Bleistifts umrührte. »Die Revolution breitete sich vom Osten bis zur Pazifikküste über die Leichen von zwei Millionen Indianern hinweg aus. Ihr Amerikaner habt euch dem Ziel verschrieben, die Welt für die Demokratie zu sichern, aber eigentlich wollt ihr die Welt für die United Fruit Company sichern.«
    Leo war verstimmt. »Also, wie sollte die Welt denn deiner Meinung nach aussehen, Jewgeni?«
    Jack erhob sich, um eine neue Platte aufzulegen. »Ja, erzähl uns von der einigenden Vision Stalins.«
    »Meine zentrale Vision kommt nicht von Stalin, nicht mal von Marx, sondern von Leo Tolstoi. Der hat sein ganzes Leben lang nach einer einigenden Theorie gesucht, nach dem einzigen Schlüssel, der jede Tür aufschließen würde, der universellen Erklärung für unsere Leidenschaften und unsere wirtschaftliche Situation und unsere Armut und Politik. In Wahrheit bin ich Tolstoiist.«
    Jack sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Alle Visionen, die zu Konzentrationslagern führen, sind schlichtweg falsch.«
    Stella hob die Hand, als wäre sie in einem Klassenzimmer. »Was ist mit den Konzentrationslagern in Amerika? Sie sind schwerer zu erkennen, weil sie keine Mauern oder Stacheldraht haben. Wir nennen sie Schwarzenghettos und Indianerreservate.«
    Jewgeni sagte: »Da hat Stella natürlich Recht –«
    »Und was ist mit dem Eisernen Vorhang?«, fragte Jack heftig. »Was ist mit den Nationen, die dahinter gefangen sind? Verdammt, ein Schwarzer kann jederzeit aus dem Ghetto hinausspazieren, was man von einem Polen oder Ungarn nicht behaupten kann.«
    »Schwarze Soldaten haben im Zweiten Weltkrieg in rein schwarzen Einheiten gekämpft, wurden aber von weißen Offizieren befehligt«, sagte Jewgeni scharf. »Euer Truman hat es erst letztes Jahr geschafft, die Rassentrennung in den Streitkräften aufzuheben, vierundachtzig Jahre nach eurem Bürgerkrieg.«
    »Mit euch beiden zu diskutieren ist fast so, als würde man mit dem

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