Die Company
sagte er, als er Platz nahm. »Dringender Anruf aus dem Weißen Haus. Der indische Atomtest bringt sie auf Trab.« Er nickte Jack zu. »Legen Sie los.«
»Gentlemen, AE/PINNACLE hat ins Schwarze getroffen«, begann Jack. »Die Russen haben tatsächlich einen Maulwurf im NSA.« Er bemerkte, wie sich ein schwaches Lächeln auf James Angletons Lippen abzeichnete. »Die Nachricht von der KGB-Residentur an den NSA-Maulwurf, Glückwunsch zum Zweiten Mann, haben wir jetzt von einer anderen Seite aus betrachtet.«
Jack nickte Ebby zu. »Wenn man es so sieht, dass der Ehemann der erste Mann ist und der erstgeborene Sohn der zweite Mann, fügt sich eins ins andere. Im Januar sind dreiundzwanzig Mitarbeiter des NSA Vater geworden. Von diesen dreiundzwanzig Kindern waren siebzehn erstgeborene Söhne. Anhand der Unterlagen im NSA-Reisebüro und der Urlaubsterminpläne konnten wir feststellen, dass der Vater von einem dieser siebzehn Jungen Weihnachten ’72 in Paris, Weihnachten ’73 in Kopenhagen und Ostern dieses Jahres in Rom war. Das entspricht genau den Informationen, die AE/PINNACLE uns geliefert hat.«
»Wer ist es?«, fragte Colby.
»Sein Name ist Raymond R. Shelton. Er ist achtundvierzig Jahre alt und für die Analyse von Abschriften abgefangener russischer Nachrichten zuständig –«
»Ausgerechnet«, knurrte Colby.
Angleton hob seinen Bleistift, um Jacks Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Haben Sie abgesehen von dem erstgeborenen Sohn und den unternommenen Reisen noch andere Beweise finden können?«
Ebby sagte: »Die Antwort lautet ja.«
Jack lieferte die Einzelheiten. »AE/PINNACLE hat ebenfalls erwähnt, dass der Maulwurf eine Schwäche für Frauen und Glücksspiel habe, was den Gedanken nahe legt, dass er mit seinem Gehalt beim NSA nicht ausgekommen ist und sich für Geld an die Russen verkauft hat.«
Colby sagte zu sich selbst: »Ich weiß nicht, was schlimmer ist – sich für Geld verkaufen oder weil man an den Kommunismus glaubt.«
»Vor vier Jahren«, fuhr Jack fort, »hat Sheltons Frau die Scheidung eingereicht, wegen einer anderen Frau. Sie zog den Antrag schließlich zurück, weil sie sich wieder mit ihrem Mann versöhnt hatte. Die Sicherheitsleute sind damals hellhörig geworden und haben ein bisschen nachgeforscht; sie fanden heraus, dass Shelton, immer schick angezogen und als Frauenheld verschrien, tatsächlich nichts anbrennen ließ. Sie sind auch dahinter gekommen, dass er eine Vorliebe fürs Pokern hatte und an einem schlechten Abend schon mal bis zu hundert Dollar verlor. Shelton wurde gewarnt, dass man ihn feuern würde, wenn er das Glücksspiel nicht aufgab. Er bestritt irgendwelche Frauengeschichten und versprach, mit dem Pokern aufzuhören. Außerdem war seine Arbeit so wichtig, dass sein Abteilungsleiter ein gutes Wort für ihn einlegte.«
Colby fragte: »Wer außer den hier Anwesenden weiß noch über Shelton Bescheid?«
»Ich musste den Leiter der Sicherheit in Fort Meade einweihen«, erwiderte Jack. »Ich habe ihm aber nicht erzählt, wie wir Shelton auf die Schliche gekommen sind.«
Angleton fragte: »Womit genau ist dieser Shelton eigentlich betraut?«
Jack erwiderte: »Er ist Leiter des Teams, das an einer der größten Abhöraktionen des NSA mitarbeitet, einer streng geheimen Operation mit dem Codenamen IVY BELLS.«
Ebby sagte: »Tut mir Leid, Jack – ich weiß nicht, worum es bei IVY BELLS geht.«
»Das wusste ich bis heute Morgen auch nicht«, gab Jack zu. »Es geht darum, dass amerikanische Tiefseeboote eine Manschette an einem sowjetischen Unterwasserkommunikationskabel angebracht haben, das auf dem Grund des Ochotskischen Meeres liegt und militärisch wichtige Informationen nach Petropawlowsk zum Stützpunkt der sowjetischen Pazifikflotte leitet. Diese Manschette ist wahrscheinlich die derzeit raffinierteste Lauscheinrichtung überhaupt. Sie wickelt sich um das Kabel und fängt die elektromagnetische Abstrahlung elektronisch auf, ohne mit den eigentlichen Drähten in Berührung zu kommen. Wenn die Sowjets die Kabel heben, um sie zu warten, löst sich die Manschette und bleibt auf dem Meeresboden liegen. Der Recorder kann sechs Wochen lang militärische Daten aufzeichnen und wird dann von einem Tauchboot ausgetauscht. Die Daten werden im NSA entschlüsselt. Die Nachrichten sind zwar alt, aber voll mit Informationen über Tests mit ballistischen Raketen –«
»Die Raketen, die die Sowjets bei den Tests von der Halbinsel Kamtschatka abfeuern, landen im
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