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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Ochotskischen Meer«, warf Colby ein.
    »Was bedeutet, dass die Meldungen, ob die Tests erfolgreich waren oder nicht, von unserer Manschette aufgefangen werden«, sagte Ebby.
    Manny meldete sich zu Wort. »Etwas kapier ich nicht. Wenn Shelton als Leiter des NSA-Teams, das für das IVY-BELLS-Material zuständig ist, ein sowjetischer Agent ist, dann heißt das doch, dass die Russen von der Manschette wissen – sie wissen, dass ihr Unterwasserkabel angezapft ist. Wieso machen sie es dann nicht dicht?«
    Jack sagte: »Würdest du es dichtmachen, wenn du der KGB wärst?«
    Mannys Mund klappte auf und wieder zu. »Ah, ich verstehe. Sie machen es nicht dicht, damit wir daraus keine Schlüsse ziehen und ihrem Maulwurf im NSA nicht auf die Schliche kommen.«
    »Es hat noch einen weiteren Vorteil, wenn man weiß, dass das eigene Telefon abgehört wird«, sagte Ebby. »Man kann Falschinformationen aussenden.«
    Colby sagte: »Es ist durchaus denkbar, dass die Sowjets die Präzision ihrer Raketen oder die Erfolgsrate ihrer Tests etwas beschönigt haben. Wir werden jede einzelne abgefangene IVY-BELLS-Nachricht neu auswerten müssen.«
    Manny sagte: »Wenn wir Shelton in Gewahrsam nehmen –«
    Angleton fiel ihm ins Wort. »Eine Festnahme von Shelton kommt nicht in Frage.«
    »Aber wie können wir denn einen sowjetischen Maulwurf weiter seelenruhig im NSA operieren lassen?«, fragte Manny.
    Jack half ihm auf die Sprünge. »Denk doch mal nach, Manny. Wenn wir Shelton hochnehmen, wird der KGB nachforschen, wie wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Dann stoßen sie vielleicht auf unseren Überläufer, AE/PINNACLE. Außerdem ist es für uns von Vorteil zu wissen, dass sie über IVY BELLS im Bilde sind – so sehen wir, was sie uns verkaufen wollen, und haben somit Anhaltspunkte, wie es um ihr Raketenprogramm wirklich bestellt ist.«
    »Eine klassische Pattsituation«, bemerkte Angleton. »Die Russen wissen, dass wir ihr Unterwasserkabel angezapft haben, aber sie drehen den Hahn nicht zu, damit wir Shelton nicht auf die Spur kommen. Wir wissen von Shelton, aber wir lassen ihn weitermachen, damit sie AE/PINNACLE nicht auf die Spur kommen.«
    »Ab jetzt«, sagte Ebby, »müssen wir Sheltons Abteilung mit Falschinformationen füttern, die er an seine Führungsoffiziere weitergeben kann.«
    Die Asche an Angletons Zigarette wurde bedrohlich lang, doch er war so sehr in die Diskussion vertieft, dass er es nicht merkte. Er schielte seine Kollegen über den Tisch hinweg an und erklärte: »Damit kommen wir wieder zu AE/PINNACLE und SASHA.«
    Ebby sah rasch zu Jack hinüber und senkte dann den Blick.
    Angleton sagte: »Ich nehme an, niemand hier im Raum bezweifelt, dass Kukuschkin seine Glaubwürdigkeit eindeutig belegt hat.«
    Jeder wusste, was das bedeutete.
    Jack sagte: »Mr. Colby, ich möchte mit Leo sprechen –«
    »Auf keinen Fall«, zischte Angleton. »Kritzky muss in absoluter Isolation bleiben, wir müssen ihn an den Rand der Verzweiflung bringen –«
    Colby fragte Jack: »Was versprechen Sie sich davon?«
    Jack überlegte. »Leo und ich kennen uns seit ewigen Zeiten. Ich kann ihn dazu bringen, seine Situation realistisch einzuschätzen –«
    Ebby kam ihm zu Hilfe. »Wir müssen Leo eine Möglichkeit anbieten, wie er einer lebenslangen Gefängnisstrafe entgehen kann. Es geht nicht darum, ihn kleinzukriegen – sondern ihn umzudrehen. Wenn wir es geschickt anstellen, können wir aus einer Katastrophe einen Triumph machen – stellen Sie sich bloß vor, womit wir den KGB füttern können, wenn Leo für uns arbeitet.«
    Angleton fing wie so oft an, laut zu denken. »Um ihn umzudrehen, müssen wir ihn überzeugen können, dass wir Beweise für seinen Verrat haben. Wir müssten ihm also von AE/PINNACLE erzählen. Und das widerspricht allen Regeln –«
    »Genau deshalb würde es funktionieren«, sagte Jack mit Nachdruck. Er sprach Angleton direkt an. »Jim, wenn wir uns an die Regeln halten, könnte sich das Verhör bis in alle E wigkeit hinziehen. Wie damals bei Philby. Monatelang wurde er in die Mangel genommen. Von Leuten, die zu den Besten ihres Fachs zählten. Sie wussten, dass er schuldig war, aber solange er standhielt, solange er seine Unschuld beteuerte, konnten sie ihn nicht vor Gericht bringen, denn ohne Geständnis hatten sie bloß Indizien.«
    »Es wäre einen Versuch wert«, sagte Ebby zu Colby.
    Angleton zog an seiner Zigarette. »Sehr ungewöhnlich«, knurrte er. »Mir ist nicht wohl dabei.«
    Colby blickte in die

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