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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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dass er … gezwungen wurde. Mit körperlicher Gewalt. Oder er hat sich auf ein Geschäft eingelassen, das Geständnis für sein …«
    Jack brachte das Wort nicht über die Lippen. Angleton beendete den Satz für ihn. »Für sein Leben. Das wollten Sie doch sagen, nicht, Jack?«
    »Danke für Ihre Unverblümtheit«, sagte Ebby ruhig.
    Angleton steckte sich wieder eine Zigarette zwischen die Lippen und zerknüllte die leere Packung. »Elliott, wie Sie neulich klargestellt haben, ist Ihr Sohn mündig – und er ist mit offenen Augen nach Russland gereist.«
    »Stimmt«, gestand Ebby ein. »Das Problem ist jetzt, wie wir ihn wieder rauskriegen – mit offenen Augen.«
    Als der Amerikaner namens Immanuel Bridges nach dem Besuch des Kaufhauses GUM nicht zum Abendessen im Hotel Metropole erschienen war, hatte die Reiseleiterin von Trailblazer bei der US-Botschaft angerufen. In der Botschaft zeigte sich niemand über Gebühr beunruhigt; es kam öfters vor, dass ein amerikanischer Tourist vorübergehend verschwand. Einmal hatte sich ein Feuerwehrmann mit einer von den Prostituierten eingelassen, die in der Nähe des Kreml auf Freierfang waren, und war ein oder zwei Tage später wieder aufgetaucht, mit einem gewaltigen Kater und ohne Brieftasche. Dennoch hatte die Botschaft sich bei den nahe liegenden Stellen – bei der Miliz und in den Krankenhäusern – erkundigt. Als der Amerikaner am nächsten Morgen noch immer vermisst wurde, hatte die Botschaft das sowjetische Innenministerium und das State Department in Washington informiert, wo das Telegramm routinemäßig an die CIA weitergeleitet wurde. Sofort waren in Langley die Alarmglocken losgegangen, und die Sondereinheit Kukuschkin hatte sich gleich darauf in Ebbys Büro versammelt. Doch bislang hatten sie lediglich hypothetische Fragen. War es Manny gelungen, sich mit AE/PINNACLE zu treffen? War der KGB misstrauisch geworden und hatte Manny trotz aller Vorsichtsmaßnahmen beschatten können? Oder war der KGB irgendwie dahinter gekommen, dass Kukuschkin für die Amerikaner spionierte? War die Krankheit des Schwiegervaters eine Finte gewesen, um Kukuschkins Frau und Tochter und schließlich ihn selbst nach Moskau zurückzuholen, bevor die CIA die Familie in Sicherheit bringen konnte? Falls Kukuschkin tatsächlich verhaftet worden war, würde er beim Verhör zusammenbrechen? Würde er Manny belasten?
    Zwei Tage nach Mannys Verschwinden erhielt die amerikanische Botschaft in Moskau vom sowjetischen Innenministerium die Nachricht, dass ein Amerikaner namens Immanuel Bridges wegen eines heimlichen Treffens mit einem sowjetischen Diplomaten festgenommen worden war. Elizabeth Crainworth (eine als Diplomatin getarnte CIA-Offizierin der Moskauer Dienststelle der Company ) war ins Gefängnis Lubjanka geschickt worden, um mit dem Mann zu sprechen. Ohne zu wissen, dass sie es mit einem CIA-Agenten zu tun hatte (aus Sicherheitsgründen hatte man die Moskauer Dienststelle nicht informiert), berichtete sie anschließend, dass Bridges die Vorwürfe der Sowjets bestritt und weiterhin behauptete, er sei ein gewöhnlicher Tourist.
    Associated Press hatte den Artikel in der Prawda über Kukuschkins Hinrichtung und den Abdruck von Mannys Geständnis aufgegriffen, was zur Folge hatte, dass die Öffentlichkeitsabteilung der Company mit Anrufen von Journalisten aus dem ganzen Land bombardiert wurde. Man verlangte eine Stellungnahme der CIA. Director Colby wurde durch einen Seiteneingang ins Weiße Haus geschleust, um einem wütenden Präsidenten Ford zu erklären, was sich die CIA dabei gedacht hatte, einen ihrer Offiziere ohne diplomatische Immunität in die Sowjetunion zu schicken.
    In Langley rückten die älteren Agenten und Offiziere enger zusammen: Viele von ihnen boten Ebby moralische Unterstützung an, und Jack, Ebby und einige erfahrene Außendienstler suchten verzweifelt nach einer Lösung. Bei einem ihrer Treffen sprang Jack plötzlich auf. »Verdammt«, rief er, »ich hab’s. Wir tauschen Manny gegen jemanden aus, den der KGB haben will.«
    »Gegen wen denn?«, fragte Colby.
    Ebby warf Jack einen Blick zu, dann sah er unsicher zu Bill Colby hinüber. »Na los, raus mit der Sprache, Elliott«, drängte der Director.
    »Wenn ich die Sache richtig sehe«, sagte Ebby, »dann scheint außer Zweifel zu stehen, dass AE/PINNACLE ein echter Überläufer war, was bedeutet, dass seine Informationen echt waren.«
    Jack sagte: »Es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben, aber Jim hatte Recht –

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