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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Männer zu einem der großen Fenster, die einen atemberaubenden Blick auf Manhattan boten.
    »Wie geht’s Eleonora und Immanuel?«
    »Den beiden geht’s gut.« Ebby stieß mit Colby an. »Schön, dich wieder zu sehen, Bill. Was erzählt man sich in Washington?«
    Colby vergewisserte sich, dass niemand ihr Gespräch mithören konnte. »Wir werden Krieg führen, Eb, das weiß ich von Wisner, und er muss es wissen.« Die blassen Augen hinter Colbys Armeebrille blickten wie immer gelassen. Der Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen erinnerte an den unergründlichen Ausdruck eines Pokerspielers. »Wenn wir das den Kommunisten durchgehen lassen«, fügte er hinzu, »werden sie uns woanders auf die Probe stellen. Und das könnten dann die iranischen Ölfelder oder der Ärmelkanal sein.«
    Ebby und Colby waren während des Krieges zusammen in England im Morsen ausgebildet worden, bevor sie mit einer Fallschirmeinheit über Frankreich absprangen, wo sie Brücken sprengten, um General Patton den Rücken freizuhalten, während seine Panzer nördlich der Yonne zum Rhein vorstießen. Nach der deutschen Kapitulation wollte Ebby sich vom OSS in den Pazifik versetzen lassen, wurde aber in ein Zentrum bei Wiesbaden geschickt, wo russische Überläufer vernommen wurden. Vielleicht wäre er nach dem Krieg beim OSS geblieben, wenn es nach dem Krieg noch einen OSS gegeben hätte. Als die Japaner kapitulierten, löste Truman den Auslandsgeheimdienst auf, weil er ihn nicht mehr für erforderlich hielt. Ebby, inzwischen verheiratet, setzte sein Jurastudium an der Columbia-Universität fort, wo er seinen alten Freund Berkshire wieder traf, der ein Jahr über ihm war, aber bereits mit dem Gedanken spielte, das Studium an den Nagel zu hängen, als der Kalte Krieg schärfer wurde und Truman 1947 zu der Überzeugung gelangte, dass Amerika doch eine Central Intelligence Agency gebrauchen konnte.
    »Ich habe läuten hören, dass Truman der CIA die Hölle heiß gemacht hat«, sagte Colby, »weil sie nicht früh genug vor dem Angriff der Nordkoreaner gewarnt haben. Er hat natürlich Recht. Aber bei dem mageren Budget, das der Kongress gewährt, können sie froh sein, wenn sie außer Trumans Launen überhaupt was vorhersagen können. Es werden jedenfalls Köpfe rollen. Man munkelt, dass der Admiral« – er meinte den amtierenden Geheimdienstchef, Konteradmiral Roscoe Hillenkoetter – »sich noch vor Jahresende einen neuen Job suchen kann. Wisner glaubt, Bedell Smith, Generalstabschef unter Eisenhower in der Normandie, tritt die Nachfolge an.« Colby sah auf die Wanduhr, stieß erneut mit Ebby an, und beide kippten ihren Drink herunter. »Wir gehen besser rein«, sagte er. »Wenn Wisner halb fünf sagt, dann meint er keine Minute später.«
    Ein kleines Schild an den Fahrstühlen dirigierte die Besucher zum Management-Symposium der Firma S. M. Craw in einigen Privaträumen am Ende des Korridors. Im Eingangsbereich ließen sich zwei gut gekleidete junge Männer Colbys Ausweis und Ebbys Führerschein sowie seine alte eingeschweißte OSS-Dienstkarte zeigen. Sie hakten Namen auf einem Klemmbrett ab und winkten sie durch eine Tür mit der Aufschrift »S. M. Craw Symposium«.
    Einige Dutzend Männer und eine Frau drängten sich an einer provisorischen Bar. Die einzige weitere Frau, die zu sehen war, bekleidet mit einer legeren Hose und einer Männerweste über einer zerknitterten Bluse, füllte Punsch in Gläser, die sie auf den Tisch stellte. Ebby nahm sich ein Glas und wandte sich dann einem jungen Mann mit Kosakenschnurrbart zu. »Mein Name ist Elliott Ebbitt«, sagte er zu ihm. »Freunde nennen mich Ebby.«
    »Ich heiße John McAuliffe«, sagte der andere, der groß gewachsen war und einen teuren, maßgeschneiderten Leinenanzug trug. »Freunde nennen mich alles Mögliche hinter meinem Rücken, aber wenn ich dabei bin, nennen sie mich Jack.« Er deutete mit einem Nicken auf den schmalgesichtigen, schlanken jungen Mann in einem zerknitterten Anzug von der Stange. »Das ist mein ehemaliger Freund Leo Kritzky.«
    Ebby biss an. »Wieso ehemaliger?«
    »Seine ehemalige Freundin ist einmal nachts zu mir ins Bett gekrochen«, sagte Jack mit entwaffnender Offenheit. »Er meint, ich hätte sie von der Bettkante schubsen sollen. Ich halte ihm entgegen, dass sie wahnsinnig sexy ist und ich nun mal ein ganz normaler Homo erectas bin.«
    »Ich war stinksauer, aber jetzt nicht mehr«, bemerkte Leo trocken. »Ich habe beschlossen, die hübschen Frauen den

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