Die Company
Direktors Allen Dulles.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Die Truman-Doktrin von 1947 versprach, dass Amerika alle freien Völker der Welt im Kampf gegen den Totalitarismus unterstützen wird. Das Hauptinstrument der amerikanischen Auslandspolitik in diesem Kampf ist die Central Intelligence Agency. Bislang ist unsere Erfolgsbilanz durchwachsen. Die Tschechoslowakei ging an die Kommunisten verloren, aber wir haben Frankreich vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch nach dem Krieg bewahrt, wir haben Italien vor dem nahezu sicheren Sieg der Kommunisten bei den Parlamentswahlen bewahrt, wir haben Griechenland vor einer durch die Sowjets unterstützten Revolte bewahrt. Damit wir uns nicht falsch verstehen – die westliche Zivilisation wird angegriffen, und die Festungswälle sind nur mit sehr wenigen Patrioten besetzt. Es ist dringend erforderlich, diese patriotische Verteidigungslinie zu verstärken, und deshalb haben wir Sie heute hierher eingeladen. Wir suchen engagierte Männer und Frauen, die ihre Ziele offensiv verfolgen und kein Risiko scheuen, die sich wie Alice im Wunderland ins Ungewisse stürzen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie sie wieder herauskommen. Aber: Es gibt keine Lehrbücher über Spionage, das Wichtigste müssen Sie in der Praxis lernen.«
Wisners Leibwächter hinten im Raum tippte auf seine Armbanduhr, woraufhin Wisner kaum merklich nickte. »Sie alle haben sicherlich Spionageromane gelesen. Sollte diese Lektüre Ihr Bild von der Central Intelligence Agency geprägt haben, werden Sie feststellen, dass es mit der Realität absolut nichts zu tun hat. Die reale Welt der Spionage ist weniger glamourös und gefährlicher, als Romane glauben machen. Wenn Sie unser Trainingsprogramm erfolgreich absolvieren, werden Sie Ihr gesamtes Berufsleben lang mit keinem Außenstehenden über Ihre Tätigkeit reden können, einschließlich Ehefrauen und Freunde. Wir suchen Leute, denen es nichts ausmacht, im Schatten zu stehen, und die Operationen durchführen können, für die, ob sie erfolgreich sind oder scheitern, die US-Regierung jede Verantwortung ablehnen kann. Was Sie tun, erscheint nicht als Schlagzeile auf der Titelseite – es erscheint auf keiner Seite –, es sei denn, Sie bauen Mist. Sie werden auf den Schlachtfeldern des Kalten Krieges arbeiten, und das ist bitterernst. Wem bei diesem Gedanken nicht recht wohl ist, dem rate ich, die Finger davon zu lassen.«
Wisner warf einen Blick auf seine Uhr. »So, genug gepredigt. Owen-Brack wird Ihnen nun die Details mitteilen, wo und wann Ihre Ausbildung anfängt, was Sie mitzubringen haben, ab wann Sie Gehalt beziehen, was Sie erzählen sollen, wenn Sie nach Ihrem Job gefragt werden. Sie wird Ihnen auch eine Postadresse und eine Telefonnummer geben, wo sich eine Sekretärin bereithält, die eventuellen Anrufern mitteilt, dass Sie nicht im Hause sind, und anbietet, eine Nachricht entgegenzunehmen. In den kommenden Monaten werden Sie ganz schön oft nicht im Hause sein.«
Die versammelten Neulinge lachten. Am Rednerpult tuschelte Wisner noch kurz mit Owen-Brack und verließ dann eilig den Raum, einen Schritt hinter seinem Aufpasser. O wen-Brack beugte sich zum Mikrofon und sagte: »Zunächst einmal möchte ich sagen, dass die Company Sie ausgewählt hat – und weder Kosten noch Mühen gescheut hat, Ihre Vergangenheit zu durchleuchten –, weil wir Leute brauchen, die mit allen Wassern gewaschen sind, die einen Safe knacken und Tee trinken können, ohne mit der Tasse zu klappern. Höchstwahrscheinlich beherrschen Sie bisher nur die zweite Fertigkeit. Wir werden Ihnen Erstere beibringen, außerdem die praktischen Grundlagen der Spionagebranche, bevor Sie Ihren Dienst antreten. Bitte merken Sie sich: Sie nehmen als Mitarbeiter von Sears, Roebuck am S. M. Craw Management-Symposium teil. Die erste Phase Ihrer Ausbildung – einschließlich eines Managementseminars für den Fall, dass Sie einmal in die Verlegenheit kommen sollten, detailliert Ihre Arbeit zu erläutern – findet in den Büroräumen von Craw hinter dem Hilton Inn in Springfield, Virginia statt; Beginn ist halb acht am ersten Montag im Juli.«
Owen-Brack redete noch zwanzig Minuten weiter und verteilte einige Unterlagen. »Das wäre im Großen und Ganzen alles«, sagte sie schließlich. Sie setzte wieder ihr argloses Lächeln auf. »Mit etwas Glück sehe ich niemanden von Ihnen wieder.«
Jack blieb noch, nachdem die anderen alle gegangen waren. Owen-Brack sammelte ihre Papiere ein.
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