Die Company
Männern ohne Phantasie zu überlassen.« Er streckte Ebby die Hand entgegen. »Nett, Sie kennen zu lernen.« Einen Moment lang dachte Ebby, Jack wollte ihn auf den Arm nehmen, aber Leos finsterer Blick und seine zerfurchte hohe Stirn überzeugten ihn vom Gegenteil. Er wechselte rasch das Thema. »Wo kommt ihr beiden her? Und wie seid ihr hier gelandet?«
Leo sagte: »Wir machen Ende des Monats unseren Abschluss in Yale.«
Jack sagte lachend: »Gelandet sind wir hier, weil unser Rudertrainer uns im Morys einen Drink spendiert hat. Er war offenbar Headhunter für« – unsicher, ob er die Worte Central Intelligence Agency aussprechen sollte, deutete er lediglich mit einer Handbewegung auf die anderen im Raum.
Leo fragte: »Und Sie, Elliott?«
»Ich bin im letzten Kriegsjahr von Yale zum OSS gegangen. Ich lasse mich sozusagen erneut dienstverpflichten.«
»Haben Sie noch Kämpfe miterlebt?«, wollte Jack wissen.
»Ein paar.«
»Wo?«
»Frankreich, überwiegend. Als ich den Rhein überquert habe, hat Hitler sich eine Kugel in den Kopf gejagt, und die Deutschen haben das Handtuch geworfen.«
Die junge Frau, die den Punsch verteilt hatte, klopfte mit einem Löffel an ein Glas, und alle Anwesenden strebten zu den Klappstühlen, die in Reihen zu dem Panoramafenster hin aufgestellt waren, das einen Blick auf das Empire State Building und auf Manhattan bot. Sie trat an das Rednerpult und tippte mit einem Fingernagel an das Mikrofon, um zu prüfen, ob es funktionierte. »Mein Name ist Mildred Owen-Brack«, begann sie. Offenbar gewohnt, mit Männern umzugehen, die es nicht gewohnt waren, mit Frauen umzugehen, sprach sie unbeirrt weiter. »Ich gehe mit Ihnen die Geheimhaltungsrichtlinien auf dem Formular durch, das die Aufgeweckteren unter Ihnen auf ihren Stühlen gefunden haben; die etwas Langsameren unter Ihnen werden feststellen, dass sie darauf sitzen.« Owen-Bracks Versuch, das Eis zu brechen, löste vereinzeltes nervöses Lachen aus. »Als Sie den Raum hier betreten haben, sind Sie quasi Teil einer geschlossenen Gesellschaft geworden. Die Richtlinien verpflichten Sie, der CIA während Ihrer Arbeit und nach Ihrem Ausscheiden alles und jedes vorzulegen, was Sie möglicherweise über die CIA zwecks Veröffentlichung schreiben. Das umfasst Artikel, Sachbücher oder Romane, Drehbücher, Gedichte, Operntexte etc. Es versteht sich zwar von selbst, aber ich sage es dennoch: Nur diejenigen, die die Einwilligungserklärung unterschreiben, werden in diesem Raum bleiben. Irgendwelche Fragen?«
Owen-Brack ließ den Blick über die Gesichter vor sich schweifen. Die einzige Frau inmitten der männlichen Rekruten, eine junge, hübsche Dunkelhaarige in knielangem Rock und eng anliegender Jacke, hob eine manikürte Hand. »Ich bin Millicent Pearlstein aus Cincinnati.« Sie räusperte sich verlegen, als ihr klar wurde, dass es keinen Grund gab zu sagen, wo sie herkam.
»Okay. Sie wissen wahrscheinlich, dass die Einwilligungserklärung das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung einschränkt und daher vor Gericht keinerlei Bestand haben wird.«
Owen-Brack lächelte süß. »Sie sind offenbar Anwältin, aber Sie verstehen nicht, worum es geht«, erklärte sie mit übertriebener Höflichkeit. »Wir bitten Sie, das Formular zu Ihrer eigenen Sicherheit zu unterschreiben. Wir sind eine Geheimorganisation, und wir möchten unsere Geheimnisse für den Fall schützen, dass einer unserer Mitarbeiter versucht sein könnte, seine Arbeit für uns in gedruckter Form zu veröffentlichen. So etwas würde uns natürlich gegen den Strich gehen, und wir müssten ernsthaft in Erwägung ziehen, den Missetäter oder die Missetäterin gleichzeitig mit dem Vertrag einer endgültigen Lösung zuzuführen. Wir hoffen allerdings, dass die interessante Frage, ob die absolute Notwendigkeit der Company, ihre Geheimnisse zu schützen, schwerer wiegt als das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung, niemals entschieden werden muss.«
Ebby beugte sich zu Colby, der neben ihm saß. »Wer ist denn diese Meduse?«
»Sie ist die Consigliere der Company «, flüsterte er. »Wisner meint, mit ihr ist nicht gut Kirschen essen.«
Owen-Brack las den Vertrag vor, ging anschließend umher, um die unterzeichneten Formulare einzusammeln, steckte sie in eine Aktenmappe und nahm hinten im Raum Platz.
Frank Wisner trat ans Pult. »Seien Sie willkommen«, sagte er. »Mein Name ist Frank Wisner. Ich bin die rechte Hand des stellvertretenden
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