Die Company
1951 gesendet wurde, dem Tag mit dem ersten Lewis-Carroll-Zitat, dann bekommt man eine Zehn-Dollar-Schein-Seriennummer, die mit einer Drei und einer Null beginnt. Verstehen Sie?«
»Ich weiß nicht recht«, gestand Moody. Aber Vanessa redete einfach weiter. »Mit einer Drei und einer Null am Anfang bekam sie auch bei den anderen dreiundzwanzig Gewinnzahlen, die Radio Moskau jeweils im Anschluss an ein Lewis-Carroll-Zitat gesendet hatte, immer die Vorwahl 202 heraus. Und das konnte doch nun unmöglich ein Zufall sein.«
»So weit, so gut«, murmelte Moody – einer der letzten Überlebenden aus der Ära Angleton –, aber seine zusammengekniffenen Augen verrieten, dass er große Mühe hatte, mit den Zwillingen Schritt zu halten.
»Okay«, sagte Vanessa. »1950 wurden Zehn-Dollar-Scheine im Wert von 67593240 Dollar gedruckt, bei denen die Seriennummer mit einer Drei und einer Null begann, gefolgt von einer Acht und einer Neun.«
Moody kritzelte drei, null, acht, neun auf seinen Block.
Vanessa sagte: »Als wir die 3089 von der ersten Gewinnzahl abzogen, erhielten wir eine Telefonnummer, die mit 202 601 anfing – in den frühen Fünfzigerjahren eine ganz normale Washingtoner Nummer.«
Tessa sagte: »Und dann haben wir die 9999 möglichen Telefonnummern überprüft, die mit 202 601 anfingen.«
»Wonach haben Sie dabei gesucht?«, fragte Moody, noch immer völlig verständnislos.
»Das ist doch klar, oder?«, meinte Vanessa. »Wenn Tessa richtig liegt und die Zitate aus Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln den sowjetischen Agenten auf die Gewinnzahl hinweisen sollen und wenn die Gewinnzahl eine verschlüsselte Telefonnummer ist, dann bedeutet die Tatsache, dass die sich dauernd ändert, nichts anderes, als dass die Kontaktperson dauernd die Wohnung wechselt.«
Moody musste zugeben, dass das vernünftig klang. Wenn der kontaktierte Agent wichtig genug war, verlangte der KGB, dass Kontaktpersonen nach jeder Kontaktaufnahme umzogen.
»Wir haben also nach jemandem gesucht«, fuhr Vanessa fort, »dessen Telefonnummer mit 202 601 anfing, der kurz nach dem 5. April 1951 umgezogen war.«
Tessa sagte: »Wir haben Tage gebraucht, um jemanden zu finden, der überhaupt wusste, wo die alten Unterlagen der Telefongesellschaft lagerten. Schließlich haben wir sie in völlig verstaubten Kisten in einem völlig verstaubten Kellerraum gefunden. Wir fanden heraus, dass es einhundertsiebenundzwanzig Anschlüsse gab, die mit der Nummer 202 601 anfingen und die in der Woche nach dem 5. April 1951 abgemeldet wurden.«
»Ab da war es dann kinderleicht«, sagte Vanessa. »Wir haben alle hundertsiebenundzwanzig Telefonnummern von dieser ersten Gewinnzahl abgezogen, so dass wir hundertsiebenundzwanzig mögliche achtstellige Seriennummern für den Zehn-Dollar-Schein des Sowjetagenten herausbekamen. Dann haben wir uns die zweite Gewinnzahl nach einem Lewis-Carroll-Zitat vorgenommen und alle hundertsiebenundzwanzig Seriennummern davon abgezogen. Mit den so ermittelten hundertsiebenundzwanzig neuen Telefonnummern sind wir zurück zu den Telefonunterlagen marschiert und haben eine davon wieder gefunden, und zwar für eine Wohnung, die von derselben Person angemietet worden war, die auch schon auf der ersten Liste gestanden hatte.«
Tessa kam um den Schreibtisch herum und ging neben Moodys Sessel in die Hocke. »Die Seriennummer auf dem Zehn-Dollar-Schein des Agenten lautet 30892006, Mr. Moody. Fünf Tage nachdem Radio Moskau die zweite codierte Gewinnzahl gesendet hatte, zog diese Person schon wieder um.«
Vanessa sagte: »Wir haben diese Seriennummer bei sämtlichen Gewinnzahlen getestet, die von Radio Moskau nach einem Alice-Zitat gesendet wurden. Wir haben sie von der jeweiligen Zahl abgezogen, und jedes Mal führte die daraus resultierende Telefonnummer zu einer Wohnung, die von ein und derselben Frau gemietet worden war. Und diese Frau ist jedes Mal innerhalb von etwa einer Woche nach der Sendung umgezogen.«
»Also ist die Kontaktperson eine Frau!«, rief Moody.
»Eine Frau polnischer Abstammung namens« – Tessa zog eine Karteikarte aus der Jackentasche – »Aida Tannenbaum. Wir haben uns ihre Einbürgerungspapiere beschafft. Sie ist eine jüdische Auschwitzüberlebende, ist nach dem Zweiten Weltkrieg aus Polen in die Vereinigten Staaten emigriert und wurde 1951 amerikanische Staatsbürgerin. Sie wurde 1914 geboren, somit ist sie neunundsechzig Jahre alt. Sie scheint nie einer regelmäßigen Arbeit nachgegangen zu
Weitere Kostenlose Bücher