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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Maschendraht abgetrennten Raum, in dem Kinderwagen und Fahrräder standen. Der kleinere der beiden Männer öffnete einen Werkzeugkoffer und nahm das Kabel mit der Klemme heraus. Der andere Mann schraubte die Abdeckung des Verteilerkastens ab. Die einzelnen Anschlüsse waren säuberlich mit den Wohnungsnummern versehen. Er berührte die Leitung von 3B, fuhr mit der Fingerspitze daran entlang und löste den Draht von den anderen. Dann befestigte er die Klemme an der Leitung; das Gerät zapfte ein Telefon an, ohne den eigentlichen Draht zu berühren, weshalb es schwierig aufzuspüren war. Die beiden Männer klemmten einen kleinen, batteriebetriebenen Sender zwischen einen Stahlträger und die Decke, führten das Kabel, das mit der Klemme verbunden war, hinter einem Rohr hindurch und Stöpselten das Ende in den Sender. Sie schlossen eine Drahtantenne an und befestigten sie mit Klebeband an der Seite des Stahlträgers. Dann aktivierten sie den Sender und drückten den »Test« -Knopf.
    In dem weißen Lieferwagen mit der Aufschrift Slater & Slater Radio TV zeigte eine Empfangsnadel »Kontakt« an. Die beiden FBI-Agenten in dem Fahrzeug, das ein Stück die Straße hinunter vor einem Hydranten stand, signalisierten einander mit erhobenem Daumen, dass alles zur Zufriedenheit klappte. Von nun an würden alle Telefonate, die in Wohnung 3B geführt wurden, von dem Sender im Keller zu dem weißen Lieferwagen übertragen, wo sie aufgezeichnet und auf schnellstem Wege zu dem Kommandoposten gebracht wurden, der mit FBI-Agenten und Moodys Leuten von der Gegenspionage besetzt war.
     
    Der Präsident war besonders stolz auf sein Langzeitgedächtnis.
    »Ich weiß noch, äh, wie dieser grauhaarige alte Sergeant uns neue Rekruten angesehen hat«, sagte er gerade, »und dann hat er uns angebrüllt, na, wie Sergeants eben neue Rekruten anbrüllen: ›Was ich euch jetzt sage, sage ich nur ein Mal – aber ich rate euch, schreibt es euch gut hinter die Ohren. Wenn ihr aus dem Bordell kommt, habt ihr euch als Erstes gründlich zu waschen, ihr wisst schon, wo. Und mit ›wo‹ meine ich nicht ›unter der Dusche‹‹.«
    Reagan, der sich gern für einen verhinderten Komiker hielt, grinste seine Zuhörer an, die schließlich brav die erwartete Reaktion zeigten. Er lachte noch leise vor sich hin, als sein Chefberater James Baker den Kopf zur Tür hereinstreckte und rief: »Sie sind gerade vorgefahren.« Er bedachte seine Mitarbeiter mit einem scharfen Blick. »Ihr habt fünf Minuten, bis ich sie reinführe.« Mit diesen Worten war er wieder verschwunden.
    »Äh, wer wollte jetzt noch mal kommen?«, fragte Reagan arglos.
    Ein junger Mitarbeiter holte eine Karteikarte hervor und begann rasch, den Präsidenten zu informieren. »Bill Casey mit zwei seiner Spitzenleute. Zunächst einmal sein stellvertretender Director, Elliott Ebbitt, genannt Ebby. Sie sind ihm schon einige Male begegnet.«
    »Hab ich, äh, ihn Elliott oder Ebby genannt?«
    »Ebby, Mr. President. Der zweite ist sein DD/O Jack McAuliffe. Er ist eine CIA-Legende, weil er damals mit den Exilkubanern in der Schweinebucht an Land gegangen ist.«
    »Mit den Exilkubanern in der Schweinebucht an Land gegangen«, wiederholte Reagan.
    »McAuliffes Sohn Anthony ist der CIA-Offizier, der in Afghanistan als Geisel festgehalten wird, zusammen mit der Journalistin Maria Shaath.«
    Reagan nickte mitfühlend. »Der Vater muss sehr, äh, besorgt sein.«
    »Sie wissen ja, dass dem Sohn ein Zeh amputiert wurde, der an die CIA-Dienststelle in Kabul geschickt worden ist.«
    »An die Sache mit dem Zeh kann ich mich erinnern«, sagte Reagan freundlich. »Sie haben ihn anhand eines Muttermals identifiziert.«
    »Die CIA-Leute kommen zu Ihnen«, sagte ein anderer Berater, »weil sie herausgefunden haben, wo dieser Kommandant Ibrahim die Geiseln festhält. Sie möchten die Zustimmung des Präsidenten zu einem Kommandounternehmen, um die Geiseln zu befreien.«
    Bill Clark, der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, trat zu Reagan, der in dem riesigen Ledersessel hinter dem wuchtigen Mahagonischreibtisch irgendwie verloren wirkte. Fotos von Nancy und ihm und von einigen seiner Lieblingspferde waren auf dem Schreibtisch verteilt. »Es gibt Argumente für und wider ein solches Kommandounternehmen«, sagte Clark. »Das von Präsident Carter, um die Geiseln im Iran zu befreien, scheiterte. Es gab Tote, und Carter wurde von der Presse scharf attackiert. Andererseits haben die Israelis in Entebbe mit einem

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