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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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sein, und man weiß nicht, woher sie das Geld für die Miete hat.«
    Vanessa sagte: »In den letzten zweiunddreißig Jahren ist sie sechsundzwanzigmal umgezogen. Mit Hilfe der zuletzt gesendeten Gewinnzahl haben wir herausgefunden, dass sie derzeit in der 16 th Street wohnt. Falls sie bei dem Muster bleibt, wird sie in den nächsten zwei oder drei Tagen ausziehen.«
    Allmählich dämmerte Mr. Moody, was die Zwillinge da entdeckt hatten. »Sie zieht, etwa eine Woche nachdem sie von dem sowjetischen Agenten in Amerika kontaktiert worden ist, in eine neue Wohnung«, sagte er.
    »Genau«, sagte Tessa.
    Vanessa fiel ein: »Wenn sie umgezogen ist, müssen wir nur die Telefongesellschaft bitten, uns sofort zu verständigen, falls jemand namens Aida Tannenbaum einen neuen Anschluss beantragt …«
    Tessa führte den Gedanken für sie zu Ende: »Oder abwarten, bis Radio Moskau wieder ein Carroll-Zitat sendet, dann die Seriennummer von der Gewinnzahl abziehen –«
    Moody schüttelte ganz benommen den Kopf. »– und schon haben wir ihre neue Telefonnummer, die der russische Agent dann anrufen wird.«
    »Richtig.«
    »Perfekt.«
    »Mir scheint«, sagte Moody, »dass Sie beide da eine ganz außerordentliche Entdeckung gemacht haben. Ich muss Ihnen ausdrücklich Befehl erteilen, diese Information an niemanden weiterzugeben. Und mit niemanden meine ich niemanden, ohne jede Ausnahme. «
    Sobald die Zwillinge gegangen waren, begann Moody, der wie sein alter Mentor Angleton für sein fotografisches Gedächtnis berühmt war, in seinem großen Aktenschrank herumzukramen, bis er auf eine ungewöhnlich dicke Akte stieß, auf der »Kukuschkin« stand. Moody war Mitglied des vierköpfigen Teams gewesen, das auf Angletons Anweisung hin die von Kukuschkin gelieferten Informationen überprüft hatte. Jetzt blätterte er das Dossier durch und suchte aufgeregt nach der Passage, die ihm eingefallen war. Nach einer Weile dachte er schon, seine Phantasie wäre mit ihm durchgegangen, doch dann fiel sein Blick plötzlich auf den Absatz, um den es ihm ging. Kukuschkin – von dem sich zwar herausgestellt hatte, dass er ein russischer Agent war, der aber doch ein gewisses Maß an echten Informationen geliefert hatte, um glaubwürdig zu wirken – hatte berichtet, dass die für SASHA zuständige Kontaktperson nicht in Washington war, sondern auf Heimaturlaub. Der Rückruf nach Moskau war dieser Kontaktperson durch eine Frau übermittelt worden, die auf freier Basis für die Washingtoner Residentur arbeitete.
    Eine Frau, die für die Washingtoner Residentur arbeitete!
    Anders ausgedrückt: SASHA war so wichtig, dass eine Kontaktperson allein nicht ausreichte; der KGB hatte einen Unterbrecherkontakt zwischen der Residentur und der Kontaktperson zu SASHA eingebaut. War es möglich, dass die Kritzky-Zwillinge zufällig auf diesen Unterbrecherkontakt gestoßen waren? Er würde Aida Tannenbaums Telefon vom FBI anzapfen lassen, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass SASHAs Kontaktperson doch noch einmal anrief, bevor die Frau umzog. Und der neue Anschluss würde selbstverständlich auch abgehört werden.
    Aufgeregt griff Moody zum internen Telefon und wählte eine Nummer. »Hier ist Moody von der Spionageabwehr«, sagte er. »Verbinden Sie mich bitte mit Mr. Ebbitt … Mr. Ebbitt, hier ist Moody von der Spionageabwehr. Ich weiß, es ist etwas ungewöhnlich, aber ich rufe Sie direkt an, weil ich hier etwas habe, worüber Sie umgehend unterrichtet werden sollten …«

 
    4 Washington, D.C.,
Montag, 7. November 1983

    Z
    wei Männer in weißen Overalls mit dem Aufdruck Con Edison auf dem Rücken zeigten dem Verwalter des Mietshauses an der 16 th Street, nicht weit vom Antioch College, ihre Ausweise. In dem Gebäude wohnten etliche Studenten, manchmal zu zweit oder zu dritt zusammen. Die alte Frau mit dem starken osteuropäischen Akzent in 3B hatte gekündigt, so sagte der Verwalter. Sie wollte zu ihrer bettlägerigen Schwester ziehen, die dringend Hilfe benötige; die alte Frau – sie hieß Mrs. Tannenbaum – war offenbar nicht sonderlich verärgert, dass sie die zwei Monatsmieten Kaution verlieren würde, die sie an die Immobilienfirma gezahlt hatte. Nein, so der Verwalter, sie lebte nicht allein; sie teilte sich die möblierte Wohnung mit jemandem namens Silvester.
    Mit Stablampen suchten die beiden Techniker nach der Stelle, wo das Telefonkabel in den Keller mündete, und folgten ihm dann an der Wand entlang zu dem Verteilerkasten neben einem mit

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