Die Company
davonkommen.«
»Ich habe diese Bedenken nie so recht verstanden«, sagte Casey in der Hoffnung, den Präsidenten zu beeinflussen. Er vermied es, Baker anzusehen, den er im Verdacht hatte, hinter seinem Rücken über ihn herzuziehen. »Wenn wir den Mudschaheddin Stinger-Raketen in die Hände geben«, fügte Casey hinzu, »wäre das für die Russen ein schwerer Schlag –«
»Wir könnten natürlich die Stinger-Frage noch einmal von der Nationalen Sicherheit genau abklopfen lassen«, sagte Baker zu dem Präsidenten. »Aber ich wüsste nicht, was sich geändert haben sollte, seit Sie zu dem Schluss gekommen sind, die Sache sei zu riskant.«
»Wir scheuen uns nicht, Risiken einzugehen«, sagte Reagan, nach einer Formulierung suchend, die allen Standpunkten entgegenkam. »Andererseits möchten wir auf gar keinen Fall, dass die Islamisten die Raketen gegen uns richten, wenn der Krieg, äh, vorbei ist.«
Baker, der Reagans Termine organisierte und alles kontrollierte, was auf dessen Schreibtisch gelangte, kam der letzte Satz des Präsidenten wie gerufen. »Bis der Präsident seine Meinung ändert«, instruierte er seine Mitarbeiter, »lassen wir die Stinger-Entscheidung offen.«
Casey zuckte die Achseln; wieder eines von den internen Geplänkeln verloren, die im Umfeld des entscheidungsunfähigen Präsidenten ausgefochten wurden. »Jetzt, wo wir mit Sicherheit wissen, wo die Geiseln sind«, sagte er leise, »würden wir mit Ihnen gern die Möglichkeit eines Kommandounternehmens zu ihrer Befreiung sondieren.«
Jack erklärte ernst: »Mr. President, wir hatten daran gedacht, die Operation an die Israelis zu übergeben. Zu diesem Zweck haben wir bereits beim stellvertretenden Direktor des Mossad angefragt, Ezra Ben Ezra, der gemeinhin der Rabbi genannt wird –«
Reagan blickte verwundert. »Das ist ja gelungen – ein Rabbi als stellvertretender Direktor des Mossad!«
»Die Israelis«, sprach Jack rasch weiter, »haben eine Elitetruppe namens Sayeret Matkal – die haben damals auch die Sache in Entebbe durchgeführt, Mr. President.«
»Ich, äh, weiß von der Geiselbefreiung in Entebbe«, sagte Reagan.
»Unser Plan sieht vor«, sagte Ebby, »dass wir uns bereit erklären, im Austausch für die Geiseln fünfzig Stinger-Raketen zu liefern. Dann würden etwa ein Dutzend Männer der israelischen Einheit – Juden, die in arabischen Ländern aufgewachsen sind und aussehen wie Araber –«
»Und perfekt Arabisch sprechen«, warf Jack ein.
»Das Team von Sayeret Matkal würde also mit einer Reihe Packpferde reingehen«, erklärte Ebby weiter, »und den Entführern die Stinger-Raketen bringen, die jedoch unbrauchbar gemacht wurden. Sobald sie auf Ibrahims Gelände sind –«
Baker unterbrach ihn. »Was verlangen die Israelis dafür?«
Casey sagte an Reagan vorbei zu Baker: »Sie sind bereit, uns zu helfen, wenn sie als Gegenleistung Zugang zu KH-11-Fotos von ihren Nachbarn im Nahen Osten erhalten.«
Die Berater starrten auf das Muster im Teppich. Baker nickte. Clark kaute nachdenklich auf der Unterlippe. Schließlich sagte der Präsident sehr bedächtig: »Tja, das, äh, klingt doch alles ganz interessant, Jungs.«
Später, als sie draußen auf den Wagen der Company warteten, der sie abholen sollte, wandte Jack sich an Casey. »Herrgott, Bill, wir haben nicht mal eine Antwort gekriegt.«
Casey lächelte wissend. »Wir haben eine Antwort.«
Ebby sagte: »Falls wir eine Antwort bekommen haben, dann ist mir das entgangen.«
»Wir haben doch alle gehört, dass er die Idee interessant fand, oder? Das ist seine Art, Ja zu sagen.«
Ebby konnte nur noch den Kopf schütteln. »Das ist eine verflucht seltsame Art, Regierungsgeschäfte zu führen.«
Beim ersten Klingeln riss Aida Tannenbaum den Hörer von der Gabel.
»Ja?«
Als niemand antwortete, wurde Aida nervös. Sie wusste, wer da am anderen Ende ins Telefon atmete. »Sind Sie das, Gene?«, flüsterte sie. »Wenn ja, bitte, bitte melden Sie sich.«
»Ich bin’s«, sagte Eugene schließlich. Seine Stimme klang gepresst. Ihm war offensichtlich nicht wohl in seiner Haut. »Ich hatte doch versprochen, dass ich wieder anrufe.«
»Lieber Junge«, sagte Aida, »ich wusste, dass Sie es tun würden.«
»Es verstößt zwar gegen alle Regeln, aber ich werde es machen – wir treffen uns auf einen Drink, wenn Sie möchten.«
»Wo?« fragte sie ungeduldig. »Wann?«
»Wie wär’s mit der Bar vom Barbizon an der Connecticut Avenue? Um elf, wenn Ihnen das nicht zu
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