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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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habe noch nie einen Kinofilm gesehen.«
    »Er will sich wohl als islamischen Heiligen hinstellen«, spöttelte Casey.
    »Welche politischen Figuren bewundern Sie am meisten?«
    »Noch lebende oder tote?«
    »Sowohl als auch. Historische sowie noch lebende Figuren.«
    »Unter den historischen bewundere und respektiere ich den Boten Mohammed – er war nicht nur ein heiliger Mann, sondern er hat auch ein heiliges Leben geführt, er war ein mutiger Krieger und hat die islamischen Truppen bei der Eroberung von Nordafrika, Spanien und Teilen Frankreichs geführt. Von den historischen Figuren bewundere ich auch Moses und Jesus, beides Propheten, die den Menschen das Wort Gottes gebracht haben, aber nicht gehört wurden. Eine hohe Achtung habe ich auch vor dem Sultan von Ägypten, Saladin, der die ersten Kolonialisten besiegt hat, diese Kreuzfahrer, als sie die heilige Stadt Jerusalem besetzten.«
    »Ein Jammer, dass er einen von unseren Leuten in der Gewalt hat«, sagte Casey. »Der Bursche hat das Zeug dazu, es den Russen so richtig zu zeigen.«
    Auf dem Bildschirm fragte Maria: »Und welche noch lebenden Figuren bewundern Sie?«
     
    »Sie ist wirklich eine gut aussehende Frau«, sagte Reagan, der zusammen mit seinem Sicherheitsberater Bill Clark im ersten Stock des Weißen Hauses vor dem Fernseher saß. »Wie heißt sie noch mal?«
    »Maria Shaath«, sagte Clark. »Dieser Ibrahim ist derjenige, der meint, wir wären bereit, Shaath und den Burschen von der CIA gegen fünfzig Stinger einzutauschen.«
    »Die Frage nach den noch lebenden Figuren«, sagte Ibrahim jetzt zu Maria, »ist schwieriger.«
    »Wieso?«
    »Weil es noch fünfzig bis hundert Jahre dauert, ehe man die richtige historische Perspektive hat, um ermessen zu können, was eine Führungspersönlichkeit geleistet hat.«
    »Messen Sie die Geschichte in so großen Zeiträumen?«
    »Ich messe sie in Jahrhunderten.«
    »Versuchen Sie’s«, drängte Maria. »Nennen Sie diejenigen, die Ihnen im Moment einfallen.«
    Ibrahim lächelte schwach. »Ich bewundere Gaddhaffi, weil er sich von den Kolonialmächten nicht hat einschüchtern lassen. Ich achte Saddam Hussein vom Irak und Hafis al-Assad von Syrien aus den gleichen Gründen. Auf der anderen Seite verachte ich König Hussein von Jordanien und Ägyptens Mubarak und die ganze königliche Familie von Saudi-Arabien, weil sie dem kolonialen und säkularen Westen nicht die Stirn geboten haben. Sie haben sich sogar vom säkularen Westen vereinnahmen lassen. Sie sind Agenten des Säkularismus in der islamischen Welt geworden.«
    Reagan fragte: »Wie, äh, hab ich mich noch mal in der Stinger-Sache entschieden, Bill?«
    »Sie hielten es für einen Fehler, islamische Fundamentalisten wie diesen Ibrahim mit Stinger-Raketen zu beliefern. Deshalb ist an den Raketen, die wir mit dem israelischen Stoßtrupp schicken werden, der Zündmechanismus demontiert worden.«
    »Sie sprechen ständig von Kolonialismus und Säkularismus«, sagte Maria im Fernseher. »Was ist mit dem Marxismus?«
    »Ich hasse den Marxismus!«, murmelte Reagan vor sich hin.
    »Marxismus ist so schlimm wie Kapitalismus«, erwiderte Ibrahim. »Marxismus ist Kolonialismus in einer säkularen Verpackung.«
    Reagan horchte auf. »Tja, ein Marxist ist er jedenfalls nicht!«, befand er.
    »Allerdings nicht«, stimmte der Sicherheitsberater zu.
    »Eigentlich haben wir doch nichts zu verlieren, wenn wir ihn mit, äh, Stinger beliefern, schließlich benutzt er sie gegen die Marxisten«, sagte Reagan.
    »Das sehen etliche Senatoren genau so«, bemerkte Clark.
    Reagan blickte seinen Sicherheitsberater mit besorgter Ernsthaftigkeit an. »Wollen Sie damit sagen, es würde, äh, im Kongress gut ankommen, wenn wir den afghanischen Freiheitskämpfern Stinger liefern?«
    »Das könnte ich mir gut vorstellen«, räumte Clark ein.
    »Tja, vielleicht sollten wir uns diese Stinger-Sache doch noch einmal durch den Kopf gehen lassen«, sagte Reagan. »Damit will ich nicht sagen, dass wir ihnen Stinger geben sollten. Andererseits, wenn sie damit russische Flugzeuge abschießen … Hmmmm.«
     
    Leo Kritzky kehrte gerade aus Baltimore zurück, wo er persönlich Hippolyte Fet vernommen hatte, der inzwischen in einem safe house der Company untergebracht war. Als Leo spätabends in die Einfahrt zu seinem Haus in Georgetown einbog, sah er dort zu seiner Verwunderung einen wohl bekannten grauen Plymouth stehen. Jack saß auf dem Fahrersitz und hatte das Radio auf einen Sender eingestellt,

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