Die Company
Gemeinschaftsküche in ein einfaches Studio verwandelt worden. Zwei Scheinwerfer, die von einem Generator draußen vor dem Haus versorgt wurden, waren auf die beiden Stühle vor der Kochstelle gerichtet. Ein bartloser junger Mann mit einer Leica in der Hand bedeutete den beiden Gefangenen, sich vor ein Plakat des Felsendoms zu stellen, und machte dann von ihnen ein paar Aufnahmen. (Eines dieser Fotos erschien einige Tage später auf den Titelseiten der Weltpresse.) Maria blickte mit einem ungeduldigen Lächeln in die Kamera; sie wollte endlich mit dem Interview beginnen. Anthony brachte ein beklommenes Grinsen zustande, das später von manchen Journalisten als sardonisch bezeichnet wurde. Schließlich erschien Ibrahim in einem kunstvoll bestickten, knöchellangen weißen Gewand an der Tür und setzte sich auf einen der Stühle. Sein langes Haar war nach hinten gekämmt und im Nacken zusammengebunden, sein kurzer, hennagetönter Bart war gestutzt. Ein bärtiger Mudschaheddin mit einer dicken Brille stellte an einer plumpen chinesischen Kamera auf einem selbst gemachten Holzstativ die Schärfe ein. Maria zog sich das Sindhi-Tuch über die Schultern und nahm auf dem zweiten Stuhl Platz. Ein rotes Licht oben auf der Kamera ging an. Maria blickte ins Objektiv. »Guten Abend. Ich bin Maria Shaath, und ich sende Ihnen einen Beitrag von irgendwo in Afghanistan. Mein Gast – besser gesagt, mein Gastgeber, denn ich bin sein Gast, genauer gesagt, seine Gefangene – ist Kommandant Ibrahim, der Führer des Kommandos, das mich zusammen mit dem amerikanischen Diplomaten Anthony McAuliffe auf einer Straße in Peschawar, Pakistan, entführt hat.« Sie wandte sich Ibrahim zu und bedachte ihn mit einem arglosen Lächeln. »Kommandant, ich bin etwas unschlüssig, wie ich das Interview beginnen soll, da Sie mir strikte Auflagen gemacht haben, worüber Sie reden wollen –«
»Ich möchte zunächst einmal einen Irrtum korrigieren. Anthony McAuliffe gibt sich nur als amerikanischer Diplomat aus, denn in Wahrheit ist er ein CIA-Offizier, der zum Zeitpunkt seiner … Ergreifung für die CIA-Station in Peschawar tätig war.«
»Auch wenn es stimmt, was Sie sagen, so ist nach wie vor unklar, warum Sie ihn entführt haben. Ich dachte, die amerikanische Central Intelligence Agency unterstützt islamische Fundamentalistengruppen wie die ihre im Krieg gegen die sowjetische Besatzungsmacht in Afghanistan.«
Ibrahims Finger kneteten die Perlenschnur in seiner Hand. »Die amerikanische Central Intelligence Agency schert sich einen Dreck um Afghanistan. Sie liefert den islamischen Fundamentalisten veraltete Waffen für den Kampf gegen den sowjetischen Feind, genau wie die Sowjets den Nordvietnamesen Waffen für den Kampf gegen den amerikanischen Feind in Vietnam geschickt haben.«
»Wenn die Situation umgekehrt wäre, wenn Sie gegen die Amerikaner kämpfen würden, würden Sie dann von der Sowjetunion Hilfe annehmen?«
»Ich würde sogar vom Teufel Hilfe annehmen, um den Dschihad fortsetzen zu können.«
»Falls es Ihnen gelingt, die sowjetischen Besatzer zu verjagen –«
»Das wird es –«
Maria nickte. »Also schön, wird der Krieg dann vorbei sein, wenn es Ihnen gelungen ist?«
Ibrahim beugte sich vor. »Unser Kampf richtet sich gegen den Kolonialismus und den Säkularismus, beides Feinde des Islam und des islamischen Staates, den wir in Afghanistan und in anderen Teilen der muslimischen Welt errichten werden. Der Krieg ist erst dann zu Ende, wenn wir den Kolonialismus und den Säkularismus mit Stumpf und Stiel ausgerottet und ein muslimisches Gemeinwesen auf der Basis des reinen Glaubens – des Islam – des Propheten, den ihr Abraham und den wir Ibrahim nennen, etabliert haben. Grundlage eines solchen Staates, in dem die Prinzipien des Koran und das Vorbild des Boten Mohammed gelten, würde die vollkommene Unterwerfung unter Gott sein. Daran glaube ich.«
Casey und sein Stellvertreter Ebby standen, einen Drink in der Hand, vor dem großen Fernsehapparat im Büro des Director im siebten Stock von Langley und sahen sich das Interview an.
Auf dem Bildschirm blickte Maria auf ihre Notizen. »Erlauben Sie mir, ihnen ein paar persönliche Fragen zu stellen. Sind Sie verheiratet?«
»Ich habe zwei Frauen und drei Söhne. Ich habe außerdem etliche Töchter.«
Casey ließ die Eiswürfel in seinem Glas klicken. »Ein Wunder, dass der Mistkerl seine Töchter überhaupt erwähnt.«
Maria fragte: »Was ist Ihr Lieblingsfilm?«
»Ich
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